Ein Service des Gazette Verbrauchermagazins
Februar / März Nr. 1/2016
Lichterfelde Ost extra Journal für Lichterfelde Ost und Umgebung
◾ Umweltfreundliche
Energieerzeugung
Neubau des Heizkraftwerkes in vollem Gange
◾ Die „Lilienthal-Burgen“
von Lichterfelde
Gustav Lilienthal baute familienfreundliche Häuser
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Umweltfreundliche Energieerzeugung
Impressum
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Neubau des Heizkraftwerkes Lichterfelde in vollem Gange
E
in Blick zurück in die Geschichte: Seit dem 5. März 1952 war der Westteil Berlins eine „Strominsel“. Sämtliche Stromverbindungen in den Ostteil der Stadt und in das Umland wurden auf Befehl der Sowjets gekappt. Im Westteil waren nur wenige Kraftwerke verblieben – um den Bedarf zu decken und Berlin-West auch als Industriestandort attraktiv zu erhalten, mussten neue gebaut werden.
5. Jahrgang
Verlag Gazette Verbrauchermagazin GmbH, Badensche Str. 44, 10715 Berlin ☎ 030 / 844 933-0 Redaktion Karl-Heinz Christ extra@gazette-berlin.de
Zu ihnen gehört das 1972 in Betrieb gegangene Heizkraftwerk Lichterfelde. Das zunächst mit Schweröl betriebene Heizkraftwerk war der Versorgungsschwerpunkt für den Berliner Süden. Anfang der 1980erJahre erfolgte der Einbau einer Rauchgasentschweflungsanlage in die Blöcke 1 und 3. Block 2 wurde ab 1988 mit emissionsarmer Erdgasfeuerung betrieben. Nachdem die Blöcke 1 und 3
Anzeigen Daniel Gottschalk, ☎ 030 / 323 38 54 d.gottschalk@gazette-berlin.de © Gazette Verbrauchermagazin GmbH Lichterfelde Ost extra erscheint alle zwei Monate am 1.2., 1.4., 1.6., 1.8., 1.10. und 1.12. eines Jahres. Nächste Ausgabe April/Mai Nr. 2/2016 Anzeigen-/Redaktionsschluss: 05.03.2016 Erscheinung: 01.04.2016 Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Themenwünsche oder -vorschläge haben oder selbst etwas aus dem Ortsteil beitragen möchten, freuen wir uns auf Ihre Anregungen.
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Das Heizkraftwerk Lichterfelde steht seit Anfang der 1970er-Jahre am Teltowkanal.
Ende der 1990er-Jahre ebenfalls umgestellt wurden, sollte Block 2 eigentlich dauerhaft vom Netz genommen werden. Doch nach der Stilllegung wurde der Betrieb einige Zeit später wieder aufgenommen.
Neubau als Teil der Klimaschutzvereinbarung Seit 2012 ist eine eifrige Bautätigkeit auf dem Gelände zu verzeichnen. Ein neuer Kraftwerksbau entsteht. Mit effizienter Gas- und Dampfturbinen-Technik sollen künftig rund 230 Megawatt Fernwärme und 300 MW Strom erzeugt werden. Die Bauarbeiten sollen Ende 2016 abgeschlossen sein. Im Vergleich zu seinem Vorgänger soll das neue Kraftwerk über 100.000
Tonnen CO2 einsparen. Dies ist ein Teil des Maßnahmenpakets der Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin. Hierzu fuhren im vergangenen Jahr zwei Riesen durch die Stadt. Auf einem Schwerlasttransporter mit 48 Achsen – einem sogenannten Tausendfüßler – wurde der letzte Teil der langen Reise abgeschlossen. Im Tempo von nur vier Stundenkilometern reisten eine rund 280 Tonnen schwere Gasturbine und ein rund 275 Tonnen schwerer Generator vom Hafen Steglitz zu seinem Bestimmungsort am Kraftwerk Lichterfelde. Natürlich fuhren beide nicht gemeinsam, sie wurden getrennt in zwei aufeinander folgenden Nächten transportiert. Nachts deshalb, um die Belastungen für die Anwohner und den fließenden
Straßenverkehr möglichst gering zu halten. Die Riesen starteten im ostfranzösischen Belfort. Von dort aus ging der Transport nach Antwerpen, wo sie auf ein Binnenschiff verladen wurden. Über Wasserstraßen ging es dann innerhalb einer Woche bis nach Berlin.
Flexible Anpassung an Wind und Sonne Das neue Heizkraftwerk kann sich auch flexibel an das schwankende Angebot regenerativer Energie anpassen, die durch Wind und Sonne erzeugt werden. Wer sich näher informieren will, kann das im Besucherzentrum am Ostpreußendamm 61 tun. Es hat dienstags von 9 bis 18 Uhr und donnerstags von 12 bis 20 Uhr geöffnet. � ◾
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Gustav Lilienthal – Baumeister und Erfinder.
Die „Lilienthal-Burgen“ von Lichterfelde Gustav Lilienthal baute familienfreundliche Häuser für die unteren Schichten des Mittelstandes Wer nicht kann halten Maß, das Bauen lieber lass. Schon dieser kleine Zwickel, kost‘ 100.000 Nickel
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er Spruch zierte das erste Wohnhaus von Gustav Lilienthal in Lichterfelde. Neben der Flugforschung, die er mit seinem älteren Bruder Otto Lilienthal betrieb, sah er Zeit seines Lebens seine Berufung darin, „familienfreundliche Häuser“ für die „unteren Schichten des Mit telstandes“ zu bauen. Nach der Maurerausbildung in seiner Heimatstadt Anklam kam Gustav zum Studium an die Bauakademie in Berlin. Es folgten Auslandsaufenthalte in Prag, England, Paris und Australien, um Wohnhäuser, historische Stätten und ihre Denkmale
zu studieren. Schließlich ließ er sich mit einem Baugeschäft in Lichterfelde nieder. Sein erstes Haus in Lichterfelde baute er 1892 für sich und seine Familie auf einem nur 200m² großen Grundstück (heute stark verändert, Tietzenweg 51). Es war so klein, dass seine Frau sich so manchen Spott der Nachbarn aus den repräsentativen Gründerzeitvillen anhören
Lichterfelde Ost extra 7 musste. Gustav Lilienthals Antwort war der eingangs genannte Spruch, der gut sichtbar am Haus angebracht wurde. Trotz der bescheidenen Größe zeigte das Haus bereits die typischen Merkmale vieler späterer Bauten: flaches Dach mit Türmchen und Zinnen bekrönt, Verzicht auf Sockelgeschoss und repräsentative Innenräume, schlichte Fassadengestaltung durch verschiedene Putzstrukturen und Fensterformen. Seine Vorbilder waren englische Reihenhäuser, wie er sie auf seinen Reisen so oft gesehen hatte. Nur zwei Jahre nach dem Bau erwies sich das Haus im Tietzenweg für die wachsende Familie als zu klein. In der Marthastraße 5 konnte Gustav Lilienthal ein größeres Haus errichten, das er bis zu seinem Tod 1933 bewohnte und das sich noch heute in Familienbesitz befindet. Die eigenwilligen Häuser zu bezahlbaren Preisen gefielen vor allem dem Bildungsbürgertum. Zwischen
Zinnen und Gräben …
1892 und1900 erhielt Gustav Lilienthal Aufträge für über 20 weitere Einfamilienhäuser in Lichterfelde. Der Architekt besaß das besondere Gespür, mit bescheidenen Mitteln praktische und anspre …viele Lichterfelder Villen erinnern an kleine Burgen.
chende Häuser zu bauen. Es war ihm ein besonderes Anliegen, gute Wohnverhältnisse zu schaffen, die nicht nur den Vermögenden vorbehalten bleiben sollten. Die aufwändigen Villen der Wilhelminischen Zeit mit ihrer starren Raumaufteilung und ihren repräsentativen Fassaden waren ihm ein Dorn im Auge. Bei seinen Häusern hat der Menschenfreund und Reformer Gustav Lilienthal an die Bedürfnisse aller Nutzer gedacht, nicht nur an die der Hausherren, sondern auch an die der Kinder, Hausfrauen und des Personals. Die Häuser sollten familienfreundlich, praktisch und gemütlich sein. Auf kostenintensive Bauteile, die nur der Außenwirkung dienten, wurde verzichtet: So wurde das bisher übliche hohe in der Regel unausgebaute Satteldach durch ein flaches Pultdach ersetzt, der
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Mein Heim ist meine Burg – Gustav Lilienthal entschied sich für den Tudorstil.
Keller wurde durch einen Graben belichtet. Auf ein Sockelgeschoss wurde verzichtet. Doppelhäuser konnten auch auf kleinen kostengünstigen Grundstücken errichtet werden, statt teuren Stuck oder Klinkerfassaden gestaltete Lilienthal seine Fassaden durch den Wechsel von glattem und rauen Putz, abgesetzt mit sparsamen Klinkerverzierungen. Der raue Putz wurde mit einem Reisigbesen aufgetragen, eine ebenso individuelle Lösung wie die Lilienthalsche Fensteraufteilung oder die von ihm entworfenen Beschläge. Seine Häuser sind nicht nur in Stockwerke geteilt, sondern stellen komplizierte Raumgebilde mit versetzten Zwischengeschossen dar, verbunden durch das Treppenhaus, das
immer das Zentrum der Häuser bildet. Auch technisch sind die Häuser innovativ: der zweischalige Wandaufbau, in dem sich die Schächte der Warmluftheizung befinden, ist seiner Zeit weit voraus. Ständig auf der Suche nach preiswerten Baumethoden, entwickelte er die Terrastdecke, eine Fertigteildecke, die er vermutlich in seinem letzten Lichterfelder Wohnhaus in der Baseler Straße 63 zum Einsatz brachte. Obwohl die an schottische Burgen erinnernden Häuser bei oberflächlicher Betrachtung formal der rückwärts gewandten romantischen Burgenarchitektur zugeordnet werden könnten, stehen sie für den Beginn der Moderne. Die Burgzinnen sind zugleich
Abluftschächte der Warmluftheizung und die hölzerne Zugbrücke schafft den Zugang zum Haus ohne den Wohnräumen im Kellergeschoss das Licht zu nehmen. Heute befinden sich 16 der 22 Lichterfelder Lilienthal-Häuser unter Denkmalschutz. Besonders im zweiten Wohnhaus von Gustav Lilienthal in der Marthastraße 5 lässt sich die damalige Wohnkultur noch weitgehend unverändert erleben, aber auch die anderen Häuser verfügen noch über viele originale Bauteile wie den mittlerweile 120 Jahre alten Putz. Obwohl die Senkung der Baukosten von zentraler Bedeutung für Gustav Lilienthal war, hat er an der Qualität der Ausführung und der verwendeten Materialien nie gespart. Am 9.10.2015 wäre Gustav Lilienthal 166 Jahre alt geworden. � ◾ Lilienthal-Häuser in Lichterfelde: Tietzenweg 51/ 53 (stark verändert, kein Denkmalschutz) Marthastr. 4, Marthastr. 4a/ Potsdamer Str. 57a Marthastr. 5/ Potsdamer Str. 57 Potsdamer Str. 63 Weddigenweg 8 Weddigenweg 9 Weddigenweg 16 Weddigenweg 17/ Paulinenstr. 24 Paulinenstr. 25 Paulinenstr. 26 Paulinenstr. 27 Paulinenstr. 28 Walter-Linse-Str. 9 Baseler Str. 63 (stark verändert, kein Denkmalschutz) Ringstr. 58 (stark verändert, kein Denkmalschutz) Ringstr. 60/61 (stark verändert, kein Denkmalschutz) Geibelstr. 6, (Wilhelm Schrader unter Mitarbeit von Gustav Lilienthal)
Text: Sabine Schmiedeke Redaktion: Dr. Jörg Rüter Fotos: Denkmalschutzbehörde Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Landesdenkmalamts Berlin, Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf.
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Die Thermometersiedlung wurde von 1968 bis 1974 gebaut.
Temperaturen und Gelehrte
Wer waren Celsius, Fahrenheit, Réaumur und Mercator?
Z
ehn Grad Celsius sind 50 Grad Fahrenheit oder 8 Grad Réaumur. Die heutige in Europa gebräuchliche Celsius-Skala wird seit 1901 für die amtliche Temperaturmessung genutzt. Sie löste damit die bis dato gebräuchliche RéamurSkala, die um 1730 eingeführt wurde und die 1714 entwickelte Fahrenheit-Skala ab. In den USA wird die Temperatur weiterhin in Fahrenheit gemessen, dies wurde in den 1860er-Jahren gesetzlich eingeführt. Wer hatte die unterschiedlichen Arten der Temperaturmessung entwickelt? In der Lichterfelder „Thermometersiedlung“ erinnern die Straßennamen an die gelehrten Männer, deren Wissen und Forschungen zu Temperaturmessung und Fortschritt beitrugen.
Das schwedische Thermometer Weitgereist und sehr gelehrt: Der im Jahr 1701 geborene Schwede Anders Celsius wurde schon im zarten Alter von 29 Jahren Professor für Astronomie. Der Naturwissenschaftler entstammte
Anders Celsius wurde schon in jungen Jahren Professor.
einer Adelsfamilie und trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren: Sein Vater Nils war Professor für Astronomie, seine beiden Großväter – Magnus Celsius für Mathematik und Anders Spole ebenfalls für Astronomie – waren auch Professoren. Bis 1732 reiste er durch Europa und besuchte alle namhaften Planetarien. Er arbeitete mit zahlreichen führenden Astronomen dieser Tage zusammen. 1734 gehörte er als auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften an. 1736 nahm er an einer Expedition nach Lappland teil, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Abflachung der Pole zu belegen. Dabei hatten die Teilnehmer verschiedene Thermometer im Gepäck, jedoch keins war zuverlässig. Zurück
Lichterfelde Ost extra 11 in Uppsala entwickelte Celsius innerhalb von zwei Jahren ein Thermometer, das die Temperatur mittels Quecksilber zuverlässig anzeigt. Als Schwedisches Thermometer 1742 veröffentlicht, trat es seinen Siegeszug in Europa an. Anders Celsius erlebte den Ruhm seiner Erfindung nicht mehr mit. Er starb 1744 im Alter von nur 42 Jahren an Tuberkulose.
Alkohol als Wärmemesser René-Antoine Ferchault de Réaumur war ein Zeitgenosse von Anders Celsius. Der 1683 in La Rochelle geborene Forscher war vielseitig interessiert, die Herstellung von Glas, Stahl und Papier beschäftigte ihn genauso wie die Temperaturmessung und die Entstehung der Schalen von Schalentieren. Die Académie des sciences machte ihn im Alter von 24 Jahren zu ihrem Mitglied und in den folgenden 50 Jahren gab es fast jährlich einen Beitrag von Réaumur in ihren Mémoires. Anhand eines Alkoholthermometers entwickelte er seine Skala
Réaumur nutzte Alkohol zur Temperaturmessung.
zur Wärmemessung. Sie verbreitete sich in ganz Europa und wird heute noch von Pâtissiers beim Kochen von Zuckerlösungen verwendet.
gemeinsam. Heute gibt es noch 22 Stück von ihnen. 1551 zog er auf Einladung von Wilhelm dem Reichen nach Duisburg, um dort am akademischen Gymnasium Professor für Kosmografie zu werden. Mit seinen KosmograBerühmt bis in die fien und Weltkarten wurde er islamische Welt berühmt. Sein Hauptwerk vollDer gebürtige Belgier Gerard endete er kurz vor seinem Tod im de Kremer – bekannt geworden Jahr 1594. als Gerhard Mercator – erblickte 1512 das Licht der Welt. Der Sohn Vom Kaufmann zum eines Schuhmachers wurde nach Wissenschaftler dem Tod seines Vaters bei den Der 1686 geborene Danziger Daniel Gabriel Fahrenheit wurde schon früh Waise. Von den fünf Kindern, die seine Mutter Concordia Fahrenheit geboren hatte, war er das einzige, das überlebte. Er verlor seine Eltern in früher Jugend. Es wird vermutet, dass sie an einer Pilzvergiftung starben. Der Junge trat eine Lehrstelle als Kaufmann in Amsterdam an. Doch schon früh faszinierten ihn wissenschaftliche Instrumente und physikalische Mercator – vom Sohn eines Schuhmachers zum Gelehrten. Untersuchungen. Seine Reisen „Brüdern vom gemeinsamen Le- führten ihn in die nordischen ben“ erzogen und ausgebildet. Länder und quer durch DeutschDer begabte Schüler studierte land. Daei nahm er Kontakt zu ab 1530 und beschäftigte sich nahmhaften Gelehrten auf. Seimit Theologie, Philosophie und ne wahre Berufung fand er, als Mathematik. Als Mitarbeiter des er sich 1717 als Feinmechaniker Professors Gemma Frisius war er in Amsterdam niederließ. Er an der Erstellung von Erd- und baute Thermometer, Barometer Himmelsgloben beteiligt. Sein und Aräometer. Zusätzlich hielt erster eigener Globus wurde er wissenschaftliche Vorträge. 1541 herausgebracht. 1544 1724 nahm die Royal Society in wurde Mercator monatelang London als Mitglied auf. Seine eingekerkert, da er Anhänger der Quecksilberthermometer die Reformation Martin Luthers war. über eine Drei-Punkte-Eichung 1551 erschien sein Himmelsglo- verfügten, waren die ersten, die bus. Meistens verkaufte er einen übereinstimmten. Fahrenheit Himmels- und einen Erdglobus starb 1736 in Den Haag.� ◾
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Stadtteilbibliothek Lankwitz Die Kiez-Bücherei mit Familienanschluss
Bunte Lesevielfalt für jedermann.
D
as Bibliotheks-Gebäude aus den 60er-Jahren in der Bruchwitzstraße 37 lässt kaum erahnen, welch bunte Lesevielfalt es hinter seinen grauen Mauern bereit hält. Und so wird der Besucher positiv überrascht, betritt er die hellen Räume, die einladend in die Welt
der Leih-Bücher, – CDs, -DVDs und Spiele entführen. Hier im beschaulichen Lankwitz findet er eine öffentliche Bücherei, die für die ganze Familie passende Lesefreude in persönlicher Atmosphäre bietet. Und so hat mancher Leser auf dem gemütlichen roten Sofa oder an
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einem der zahlreichen versteckten Leseplätze der Bibliothek ein zweites Zuhause gefunden, an das er immer wieder gerne zurückkehrt, während der jüngere Lesenachwuchs sich im Jugendbereich an den knuffigen Plüsch elefanten gekuschelt in seine Märchenwelt entführen lässt.
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Neue Leiterin des ideenreichen Teams Das familienfreundliche Klima, das hier herrscht, ist überwiegend den sechs Mitarbeiterinnen zu verdanken, die ein hohes Maß an persönlichem Einsatz zeigen. Neue Leiterin dieser Zweigstelle der Stadtbibliothek SteglitzZehlendorf ist seit Oktober 2015 die Bibliothekarin Sabine Genzel, die in Lankwitz ein eingespieltes Team vorgefunden hat, in das sie gut hinein passt, wie die Kolleginnen bestätigen. „Da ich in eine erfolgreiche Bibliothek gekommen bin, war es nicht schwierig, sich in das engagierte Team einzufinden“, betont die Leiterin, die zuvor in politisch aktivem Kiez im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf an der Ingeborg-Bachmann-Bibliothek arbeitete, „wo ein ganz anderes Lese-Publikum zu finden war.“ Während ihrer Ausbildung lernte Sabine Genzel bereits den Bezirk Steglitz kennen. Sie weiß, dass die Lankwitzer mit der Zeit gehen und erzählt: „Daher wird in der Bibliothek auch öfter umgeräumt, um ein frisches, neues Bild der Lese-Räume zu schaffen.“
Goethe war gut…
Die Besucher mögen es, und ein Stamm-Leser spendete kürzlich sogar ein neues Regal für die Bücherei als Zeichen seiner Anerkennung. Gut angenommen werden ebenso die Sonderveranstaltungen, Lesungen und Bastelnachmittage. Die Bücherei kooperiert dazu u. a. mit dem Autorenlesefonds Berlin, mit LesArt und mit dem Märchenland e. V..
Umfangreiches Kinderprogramm.
Gerne erinnern sich StammLeser an das leckere Büfett im Rahmen einer Veranstaltung der orientalischen Märchentage, das von den Bücherei-Mitarbeiterinnen dazu passend auf die (Tisch-) Beine gestellt wurde. Gut besucht sind die von Anfang Oktober bis Ende März jeweils donnerstags stattfindenden Lesenachmittage bei Kaffee und von den Beschäftigten selbstgebackenem Kuchen. Jede von ihnen hat ihren Arbeitsschwerpunkt, in dem sie sich besonders gut auskennt und den sie professionell vertritt. Kontrastreichtum ist durch dieses kreative und ideenreiche Mitarbeiterteam garantiert. So ist beispielsweise seit über 12 Jahren Frau Burmeister dabei und für den Bereich Sach- und Hörbücher Ansprechpartnerin, und jung dazu gekommen ist die hippe Diana Schulz, die sich bestens mit Krimis und Romanen auskennt, und die gerade bei den jüngeren Lesern den richtigen Ton trifft. Mit den neuen Medien, die sich in nur kurzer Zeit rasant entwickelt haben, steht sie auf Du und Du.
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Sabine Genzel (r.) und Manuela Heinrich: Auf rotem Sofa liest´s sich gut.
Bilderbuchkino & Co
Das macht es sich an einem dieser trüben WinternachmittaManuela Heinrich aber, die seit ge auf den bunten Kissen am fünf Jahren dabei ist, hat ihr ganz Boden bequem. Kostenloses besonderes Publikum gefunden: Bilderbuchkino ist angesagt. In
den dunklen Monaten findet es alle zwei Wochen statt. „Der Tigerprinz“ wartet in seinem Buch darauf, von Manuela Heinrich in Wort und Bild zum Leben erweckt zu werden. Die kleinen Leute hängen an den an die Wand gebeamten Bildern und an den Lippen der Erzählerin, welche die spannende chinesische Geschichte vom kleinen Prinzen, den eine Tigerin großzog, erzählen. Anschließend gehen Bögen mit den chinesischen Schriftzeichen für „Sonne“, „Mond“ und „Mund“ durch die kleinen Hände; kurze Fingerchen zeichnen konzentriert die Linien nach. Doch Bildung macht hungrig. Und mit chinesischen Krabbenchips geht der Kino-Nachmittag für die kleinen Leute schließlich zu Ende.
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Auch für den etwas älteren Lesenachwuchs ist in der Bibliothek mit einem breiten Angebot von Comic über Computerspiel bis Zeitschrift bestens gesorgt. Führungen für Kitas und Schulen können angemeldet werden, der Leseausweis für Schüler ist kostenlos und in allen Berliner Stadtbibliotheken gültig. Im
speziellen Flyer „WER WIE WAS“ steht alles Wissenswerte zum Thema „Buchausleihe“. Und für Kitas verspricht die individuell zusammengestellte Bücherkiste Bilderbuch-Spaß pur. In der Lankwitzer Bibliothek erfolgen Ausleihe und Rückgabe der Medien über Automaten, kostenfreies WLAN steht zur Ver fügung, und besonders nachgefragte Medien können gegen geringe Kosten vorbestellt werden.
Für jeden etwas „Auch bei uns nimmt die Nachfrage an E-Books immer mehr zu“, erklärt Sabine Genzel. – Und das nicht nur beim jüngeren
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16 Lichterfelde Ost extra Lesen in den Garten hinter der Bibliothek lockt. Mit Strandkorb und Gartenmöbeln vermittelt der dann wahres Freizeitfeeling. Für seine Pflege hat sich nun ein ehrenamtlicher Helfer gefunden, der dafür sorgen will, dass die Sträucher nicht zur Bücherei herein wachsen. So gibt es in der Stadtteilbibliothek Lankwitz neben der Pflege der Medien auch die ein oder andere Alltags-Sorge: Sei es, weil die Bücherei nicht barrierefrei ist oder weil es baulich einiges zu verbessern gibt. Doch Sabine Genzel bringt auf den Punkt, was alles wieder wett macht: „Man muss es einfach lieben, in einer Kiez-Bibliothek zu arbeiten.“� ◾ � Jacqueline Lorenz
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Lese-Publikum. Die Generation 60+ hat längst erfahren, wie viel leichter ein E-Book gegenüber einem herkömmlichen Buch in der Hand liegt. Bei den Leserinnen stehen neuerdings wieder die Handarbeitszeitungen hoch im Kurs. Und DVDs mit SerienStaffeln wie „Downton Abbey“, „Mord mit Aussicht“ oder „Tatort“ sind Dauer-Vorbestellungen. Mit der Zeit geht die Kiez-Bibliothek mit ihrem vielfältigen Kultur- und Medienangebot aber auch, wenn es darum geht, den zugewanderten Flüchtlingen ein Bildungsangebot zu offerieren. Kostenloser Leseausweis und WLAN stehen da bereit, Bildwörterbücher und „Silent Books“, die bildlich Geschichten „wortlos“ vermitteln. Sprachlehrprogramme und Wörterbücher erwarten in den Willkommensregalen der Bücherei Erwachsene und Kinder, und dazu gibt es Führungen und Lesefördermaßnahmen für die Willkommensklassen. Mit dem „Bibfit“- Bibliotheksfüh rerschein, einem Leseförderprogramm für Kinder im Vorschulalter, lernt der Lesenachwuchs beizeiten den Umgang mit Büchern, wie man sich in Bibliotheken zurechtfindet und wie man Stadtteilbibliothek Lankwitz sich dort verhält. Schon jetzt, während der noch Bruchwitzstraße 37 12247 Berlin trüben Jahreszeit, freuen sich ☎ 030 / 768 90-5012 Leser und Mitarbeiter der KiezÖffnungszeiten und Bibliothek auf das Frühjahr, Veranstaltungstermine unter www. wenn die Sonne wieder zum stadtbibliothek-steglitz-zehlendorf.de
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enny Schon – Philosophin, Autorin, Stadtführerin und KöniginPoetin. Mit viel Geschichtsstr. wald e Luise-Pl. n u r verständnis zeichnet sie in ihren Gru G new Themen-Führungen durch den ald Mu str. the nigin-Luise-Str.Bilder versius Sch BerlinerKöSüdwesten mid t -O t gangener Tage, verdeutlicht ZuH t-St errf r. urth Rathaus sammenhänge und führt nicht Steglitz nur durch sehenswerte Straßen, Botanischer Wra Garten sondern vermittelt beim Spaziernge lstr. engehen umfangreiches Hintern e t iF ch grundwissen. Als selbstständige Am rg be Berliner Stadtführerin ist Jenny Schon seit 1999 unterwegs, wo- höchste Erhebung des Ortsteil bei den Slawen als „heiliger“ Berg Fic hte nbe galt. Auf dem Gipfel des Fichbei sie besonders dem Berliner Steglitz. Das Dorf Stegelitze, das rg . rstr CarmerSüdwesten verbunden ist. sich rund um den Berg entwi- tenberges, etwaofedort, wo sich str. ß h o l n platz Die GAZETTE begleitete die Füh- ckelte, wird 1242 erstmals er- Schheute der Wasserturm befindet, Fro rung rund um den Fichtenberg str. wähnt, wobei das Wort „Stiegel“ standen noch bis 1900 die Reste lven und gibt hiermit einen Überblick slawischen Ursprungs ist und einer alten Grenzburg. Steine Ma der verschiedenen Stationen. „Abhang“ bedeutet. Vor 1900 daraus sind nach ihrem Abriss trugen nur die östlich des Dor- in den umliegenden Häusern Fichtenberg und Bäke fes gelegenen Hügel den Namen verbaut worden. Weinanbau soll „Fichtenberg“, die später in „Rau- es am Südhang gegeben haben. Mit seinen 68 Metern ist der zwi- he Berge“ umbenannt wurden. Der Fichtenberg bildet die Quelschen Schloßstraße und Botani- Viele Sagen und Geschichten le des historischen Bäkefließes, schem Garten gelegene Fichten- entstanden um diesen einst das mit seinem sumpfigen Bäkeberg (früherer Kiefernberg) die düsteren und windigen Ort, der tal schon früh ein bevorzugtes Siedlungsgebiet war. Die Bäke war ursprünglich ein wasserreicher Bach, der von Steglitz bis zum Potsdamer Griebnitzsee floss. Mit dem Bau des Teltowkanals um 1900 ging der Bach größtenteils im Kanal auf, der für seine Streckenführung das Bäketal nutzte. Die Bäke entspringt in Steglitz am Südhang des Fichtenberges und verläuft heute unterirdisch unter der Straße Am Bäkequell. An der Haydnstraße zeigt sie sich Baudenkmale von gestern und heute. und fließt etwa 1000 Meter durch Am
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Blick von der Bastion, der höchsten Stelle des Fichtenbergs.
Alter Wasserturm Schmidt-Ott-Straße.
den Bäkepark, bevor sie dann in und Freikörperkultur gilt. An der Grunewaldstraße präsenden Teltowkanal mündet. tiert sich zu Füßen des KreiselStart Grunewaldstraße Hochhauses und am Fuße des Fichtenberges die SchwartzWo heute brodelnder Verkehr, sche Villa, die als Sommersitz das Baudenkmal „Kreisel“ der des Bankiers Carl Schwartz 1896 Architektin Sigrid Kressmann- errichtet wurde. MaulbeerbäuZschach und die Einkaufsmeile me standen einst auch in ihrem Schloßstraße den Mittelpunkt Garten. In den Nachkriegsjahren des Steglitz unserer Tage prä- beherbergte sie ein Waisenhaus, gen, erinnert der rote Backstein- bevor vorübergehend „Butterbau des 1898 erbauten Rathaus Beck“ sie als Lager nutzte. 1981 Steglitz an längst vergessene erreichte die Kulturinitiative Tage der Landgemeinde Steglitz, Lankwitz den Erhalt der Villa die mit ihrer an der Bergstraße und ihren Umbau zum Kulturgelegenen Maulbeerplantage zentrum. 1995 wurde sie als und Seidenraupenzucht des Fa- Kulturhaus eröffnet. brikanten Johann Adolph Heese In der Villa-Galerie finden Ausals Preußens größtes Seidenan- stellungen statt, im zugehöribaugebiet von sich reden mach- gen Zimmertheater Konzerte, te. Zur Stadt hatte sie es nicht ge- Aufführungen und Kunstkurse. schafft, da ihre Bevölkerungszahl Im Café arbeiten Menschen mit unter 100.000 lag. Behinderung. Eine Tafel am Rathaus erinnert Ein kleiner Abstecher von der an die 1901 im Ratskeller des Schwartzschen Villa zur GruRathauses von Karl Fischer voll- newaldstraße 13 lohnt sich: zogene Gründung der Jugend- Eine kaum lesbare Tafel am bewegung „Wandervogel“, die Haus erinnert daran, dass vom unter dem Motto „zurück zur 15.11.1923 bis zum 1.2.1924 Natur“ sich hauptsächlich an die der an Kehlkopftuberkulose Jugend bürgerlicher Herkunft erkrankte Schriftsteller Franz richtete und als Impulsgeber für Kafka in der Villa der Familie die spätere Reformpädagogik Seifert zwei Zimmer mit Zent ralheizung bewohnte, bevor er am 3. Juni 1924 bei Klosterneuburg starb.
Höher und höher Zurück geht es die Grunewaldstraße entlang bis zur nach dem Ägyptologen und Vollender der Hieroglyphen-Entzifferung Karl Richard Lepsius (1810 – 1884) benannten Lepsiusstraße. In der gut erreichbaren Gegend hatten sich zahlreiche Wissenschaftler angesiedelt. Bis zur Schmidt-Ott-Straße führt die Lepsiusstraße nun vorbei an Bürgerhäusern der alten Schinkelschule mit Ausblick („Belvedere“). An Wilhelm II. erinnert der bombastische Baustil des Neoklassizismus. Einen intensiveren Halt gibt es an Hausnummer 96: In der bescheidenen Villa lebte der Begründer des naturwissenschaftlichen Realgymnasiums, der als einstiger Landjunge aus dem friesischen Langenhorn nach Steglitz gelangt war, der Reformpädagoge und Philosoph Friedrich Paulsen (1846 – 1908). Sein Sohn, Dichter Rudolf Paulsen, schrieb 1960 als Visionär, verzweifelt über die
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Paulsen-Villa in der Lepsiusstraße.
Zerstörung seines Heimatbezirkes und die Idylle am Fichtenberg, das Gedicht „Schlachtet die Schwäne“, in dem es heißt: „Schlachtet die Schwäne, schüttet den Schwanenteich zu. Die Axt an die hellen Platanen! ... Hier müssen Autos her! ... Es lebe das künstliche Leben! ...“ In die nach Wissenschaftsorganisator Friedrich SchmidtOtt benannte Straße biegt der Spaziergänger danach, weiter bergauf gehend, rechts ein. Von Jenny Schon erfährt er, dass Schmidt anlässlich seiner Silberhochzeit als Liebesbeweis den Geburtsnamen „Ott“ seiner Frau an den Familiennamen hatte anhängen lassen. In der Straße lebte ebenso Fabrikant Max Krause, der um 1880 erste Briefpapier-Kassetten herstellen ließ. In Hausnummer 15 zog in den 60ern Bully Buhlan ein, und eine Richter´sche Bauhaus-Villa blickt auf den fast vergessenen, nach dem Gründer des Schlosspark Theaters benannten PaulHenckels-Platz. Eindrucksvoll erhebt sich zur Linken wenige Meter weiter die rote „Villa Anna“ aus dem Jahr 1882, die vor 11 Jahren reno Zeunepromenade: Ruhiger Spazierweg am Rande des Botanischen Gartens.
viert wurde. Erbaut wurde sie für Landesbaurat Otto Technow, der dann auf dem Nachbargelände 1886 auch den imposanten 40 Meter hohen Wasserturm errichtete, um die Haushalte des Fichtenberggipfels mithilfe von Motorkraft mit Wasser versorgen zu können. Heute ist der Turm Sitz des Meteorologischen Institutes der Freien Universität und beherbergt die Wetterstation 10381.
Bergfest Nach dem Abbiegen in die ArnoHolz-Straße, vorbei am Tiroler Haus, stößt man unter der Führung Jenny Schons auf die nach dem Begründer der Blindenanstalt benannten Zeunepromenade, die gassenartig bergauf und bergab am Botanischen Garten verwunschen entlang führt. Nach einer fantastischen Aussicht von der halbrunden Bastion, der höchsten Spitze des Fichtenberges, gelangt man durch den tiefer gelegenen Ruth-Andreas-Friedrich-Park, vorbei an der Büste Friedrich Paulsens und dem Gedenkstein der NS-Widerstandskämpferin
und aktuellen Namensgeberin des Parks, der bis 1950 PaulsenPark hieß. Wieder auf der Zeunepromenade, geht es recht abschüssig vorbei an der Blindenanstalt bis zum beeindruckenden Bau der Kaiser Wilhelm-Jubiläumsstiftung. Mit Überqueren der Lepsiusstraße gelangt man seitlich des Fichtenberg-Gymnasiums in die Rothenburgstraße und weiter in die Wrangelstraße. In der weiß Stadtführerin Jenny abschließend Erstaunliches zu berichten aus der Geschichte des Gutshaus Steglitz (Wrangelschlösschen) und Schlosspark Theater, das aus den einstigen Stallungen des Gutshauses hervorging. Mit Erreichen der Schloßstraße findet die Führung ihren Abschluss. Wiederholt wird sie am 13. Februar und 5. März 2016 um jeweils 14 Uhr. Voranmeldung sowie weitere 2016-Termine zu Themen-Führungen, individuellen Stadtspaziergängen und Lesungen unter www.jenny.schon.de und unter Telefon 030 – 892 13 38.� ◾ Aufgezeichnet von Jacqueline Lorenz
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Energieberatung der Verbraucherzentrale Jetzt auch in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek im Schloss Foto: PhotoSG/Fotolia
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90 Jahre Rüdiger Trantow
Am 21. Januar 2016 feierte der Vollblut-Musiker seinen runden Geburtstag
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usikpädagoge, Chor-, Schul- und Kunstamtsleiter, Komponist, Arrangeur und Dirigent – nur einige Tätigkeiten, die erahnen lassen, in wie vielen verschiedenen miteinander verbundenen Wirkungskreisen das MusikUrgestein Rüdiger Trantow seit Jahren aktiv ist. Im Kreise von Weggefährten, Freunden und Vertretern aus Politik und Kultur feierte es nun seinen besonderen Festtag im Jochen-Klepper-Saal der Evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee. – Ein feierlicher Anlass, der zum Rückblick auf erfüllte und spannende Jahre einlud, in denen neben vielen harmonischen Klängen auch manch dunkle Töne mitschwangen. Diese vernahm der gerade 16-jährige Rüdiger – kurz nachdem er im Film „Jakko“ an der Seite von Filmgrößen wie Hilde Körber hatte spielen dürfen – als Luftwaffenhelfer ebenso wie bei Arbeitsdienst, Fronteinsatz und der sich anschließenden oftmals makabren Gefangenschaft, aus der er schließlich 21-jährig heimkehrte. Arzt wollte er werden, arbeitete ein halbes Jahr in der Charité und erwarb die Protektion Prof. Sauerbruchs, doch sein Wunsch erfüllte sich dennoch nicht, es kam anders. In Berlin studierte er Musik mit den Schwerpunkten Klavier, Blockflöte und Rhythmik. An der traditionsreichen Volksmusikschule Neukölln fand er seine erste erzieherische Tätigkeit. 1958 wurde
Rüdiger Trantow – der Musikpädagoge machte „Jugend musiziert“ zur Institution.
er Leiter der heutigen Leo-Borchard-Musikschule in Steglitz, sieben Jahre später bekam er au
Lichterfelde Ost extra 23 grund seiner Verdienste zusätzlich das Kunstamt Steglitz übertragen. Die mit 803 Schülern und 22 Lehrern übernommene Schule übergab Trantow 1991 mit immerhin 4.500 Schülern und 210 Lehrern, und das bei jährlich etwa 160 Veranstaltungen unter oftmals eigener Mitwirkung. So arrangierte er bei RIAS Berlin und SFB mit eigenem Ensemble Aufnahmen, seine SFB-Sendereihe „Geselliges Musizieren“ lief zwanzig Jahre, und 40 Jahre lang sicherten in der Berliner Philharmonie seine „Konzerte junger Solisten“ mit Bundespreisträgern aus „Jugend musiziert“ heutigen großen Künstlern wie u. a. Anne-Sophie Mutter, Babette Hierholzer oder Kolja Blacher den steilen Aufstieg auf der Karriereleiter. Von 1968 bis 1976 stellte er als Musikalischer Leiter des ZDF junge Talente im Rahmen der Heiligabend-Sendung „Wenn die andern feiern…“ vor und bescherte dem Sender mit rund 18 Millionen Zuschauern damit Traumquoten. Er inszenierte jahrzehntelang Aufführungen der Oper „Hänsel und Gretel“ und „Peter und der Wolf“ mit Darstellern seiner Musikschule, wobei er sich stets vom„Steglitzer Kammerorchester“ unterstützt wusste, und er brachte mit seiner Weihnachtssuite für Kinderchor und großes Orchester über 3.000 Eltern und Kinder zum „Selbersingen“. Da verwundert es kaum, dass er das Amt des Vorsitzenden des Landesverbandes (LV) Berlin „Verband deutscher Musikschulen“ ebenso erhielt wie das des Vorsitzenden des LV Berlin „Jugend musiziert“. Den Taktstock dafür gab er im Jahr 2000 an seinen Freund Christian Höppner weiter. Vor fast 30 Jahren dann schrieb Rüdiger Trantow seine Lebenserinnerungen „Mosaik meines Lebens“, zu dem inzwischen noch einige farbenfrohe und klangvolle Mosaiksteinchen dazugekommen sein dürften. Rüdiger Trantow moderierte, dirigierte und arrangierte, und nicht nur beim alljährlichen Benefizkonzert in der Mercedes-Welt am Salzufer gab er noch bis vor kurzem den Takt an. Ausgezeichnet für seine Verdienste wurde er vielfach, so u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie mit der silbernen und goldenen Ehrennadel für seinen Einsatz bei „Jugend musiziert“. 2005
ehrte der Bezirk Steglitz-Zehlendorf ihn mit der goldenen Bezirksmedaille, und der Rotary-Club Berlin-Luftbrücke ernannte Rüdiger Trantow zum „Paul Harris Fellow“. Als Ehrenmitglied im Deutschen Tonkünstlerverband Berlin und als Ehrenvorsitzender im Landesausschuss Berlin „Jugend musiziert“ genießt er heute inzwischen musikalische Veranstaltungen als Ehrengast vom Zuschauersessel aus. - Dabei immer an seiner Seite seine Ehefrau und selbst erfolgreiche Musikerin Anka Sommer, die seit über 40 Jahren privat und beruflich hinter ihm steht. Während der vergangenen 90 Jahre hat Rüdiger Trantow immer wieder die großartige Erfahrung gemacht, was Musik doch zu bewirken vermag, und dies besonders der Jugend erfolgreich weiter vermittelt. Und so steht im Briefkopf seiner Briefe stets der wahre Satz: „Musik wischt den Staub des Alltags von der Seele!“� ◾ � Jacqueline Lorenz
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Vom Troßbuben zum geadelten Offizier Georg von Derfflinger gab vielen Straßen seinen Namen Der alte Derfflinger Die Stettiner hatten sich unterfangen Eine Schere ausgehangen Dem Feldmarschall nur zum Hohn. „Wart, ich will euch auf der Stelle Nehmen Maß mit meiner Elle, Kreuzmillionenschocksschwernoth.“
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o dichtete Theodor Fontane über den gebürtigen Österreicher, der in Brandenburg zu Ruhm, Ehre und Geld kam. Der protestantische Bauernjunge musste mit seinen Eltern im Dreißigjährigen Krieg fliehen. Über seine Jugend ist nur wenig bekannt. Manche Quellen behaupten, er sollte auf Wunsch seines Vaters eine Schneiderlehre absolvieren. Ob er das tatsächlich tat, ist nicht bekannt. Er schlug die militärische Laufbahn ein und kämpfte im Dreißigjährigen Krieg zunächst im böhmischen, dann im schwedischen Heer. Vor allem in den Diensten des schwedischen Heeres von Gustav II. Adolf brachte er es weit. Er begann als Trossbube und machte Karriere, die als Reiter-Oberst im Generalsrang endete. Selbst in diplomatischen Diensten war das „Kind niederer Leute“ unterwegs. Als der Sold im schwedischen Heer ausblieb und es zu Unruhen kam, verhandelte Derfflinger mit dem schwedischen Statthalter und bekam eine hohe Summe, mit der er die Soldaten bezahlen konnte.
Derfflingerstraße
Außerdem wurde er beauftragt, den siebenbürgischen Fürsten Rákóczy zum Kriegseintritt zu überzeugen und in Stockholm Bericht zu erstatten. In den Reihen des Stabes von Feldmarschall Wrangel erlebte er das Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Brandenburg. Dieser betraute den erfahrenen Offizier mit vielen militärischen Ämtern. Die ihm gestellten Aufgaben löste Derfflinger stets zur Zufriedenheit seines Herrschers. Obwohl er niederen Standes war und nie eine Schule besucht hatte, konnte er sich eine umfassende Bildung aneignen. So Aufbau des war er maßgeblich am Aufbau der Kavallerie und Artillerie des branbrandenburgischen denburgischen Heeres beteiligt. Heeres Kaiser Leopold I. erhob ihn 1674 Er kam in die Dienste des Großen in den Adelsstand. Selbst im Alter Kurfürsten Friedrich Wilhelm von von 69 Jahren kämpfte Derfflinger noch in vorderster Front mit. Er war am Sieg bei der Schlacht bei Fehrbellin beteiligt und nahm am preußischen Winterfeldzug gegen Schweden teil. Brandenburg unterstützte die Österreicher im Kampf gegen die Türken und schickte ein Hilfskorps nach Wien. Seine letzten Feldzüge bestritt er im Alter von 84 Jahren. Derfflinger gehört zu den Vorfahren Otto von Bismarcks. Nach ihm wurden zahlreiche Straßen benannt, unter anderem auch die Derfflingerstraße in Lankwitz, die diesen Namen Georg von Derfflinger im Jahr 1670. seit ca. 1894 trägt. � ◾
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Wattestäbchen, Nasenspray und Co. Gefährlich oder nützlicher Helfer?
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hren und Nase erfüllen wichtige Sinnesfunktionen. Doch im Alltag missachten wir oft, wie sensibel diese Organe auf äußere Einflüsse reagieren, und setzen sie unnötigen Risiken aus. „Beispielsweise beeinflussen übermäßiges Ohrensäubern, laute Musik oder ständiger Gebrauch von Nasenspray natürliche Regulationsmechanismen“, betont HNO-Ärztin Dr. Andrea-Mareen Behr.
Wattestäbchen schädigen natürlichen Schutzschild Ohrenschmalz empfinden viele Menschen als unerwünschten Schmutz und entfernen ihn so gründlich wie möglich. Dabei schützt er die Haut, erhält deren Säureschutzmantel und transportiert Staub und Hautschuppen aus dem Ohr he raus. „Ohrenschmalz wird lediglich im vorderen Drittel des Gehörgangs abgesondert und von den dort befindlichen Härchen nach draußen befördert“, weiß Dr. Behr. „Wattestäbchen schieben den Schmalz oft nur weiter ins Ohr hinein und verfestigen ihn, sodass er nicht mehr von allein nach draußen gelangt.“ Zudem geht die natürliche Schutzschicht der Haut verloren. Aus diesem Grund rät die HNO-Ärztin auch strikt von Seifen oder Shampoo im Ohr ab. Sichtbare Überschüsse am Ohr besser vorsichtig mit einem Kosmetiktuch entfernen.
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Gesundheit 27
befeuchten etwa bei trockener Luft durch Heizung oder Klimaanlagen die Nase und halten ihre Selbstreinigungsfunktion aufrecht. Bei Bedarf dürfen diese Mittel ruhig regelmäßig angewendet werden. Ebenso wie Nasensalben oder -duschen. Anders sieht es bei abschwellenden Sprays und Tropfen aus, die bei Erkältungen helfen, wieder frei durchzuatmen. Denn eine dauerhafte Anwendung bringt die natürlichen An- und Abschwellmechanismen durcheinander.
Dr. Behr erklärt: „Nasenmuscheln haben einen Tagesrhythmus, in dem ein paar Stunden die eine, dann die andere Seite dicker ist. Nasenspray lässt jedoch beide Seiten abschwellen, die danach umso mehr aufquellen. Ein Teufelskreis entsteht: Betroffene müssen nach einiger Zeit dauerhaft abschwellende Wirkstoffe nutzen, um wieder normal Luft zu bekommen.“ Daher ihr Rat: Entsprechende Arzneimittel nicht länger als eine Woche verwenden.
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