Wannsee Journal - Februar/März 2020

Journal für Wannsee und Umgebung

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Wannsee Journal für Wannsee und Umgebung

Februar / März · Nr. 1/2020

Matrosenhaus im Glienicker Park

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Vom Weinmeisterzum Matrosenhaus Eines der ältesten Gebäude im Glienicker Park

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och bevor die erste Glienicker Brücke die Havel überquerte, stand ein kleines Häuschen auf einem Hügel. Es stand auf dem Gelände, das heute als Glienicker Park bekannt ist. Damals diente es einem Weinmeister, der die Aufgabe hatte, die nahen Weinberge zu bewachen. Dieses erste Gebäude wurde im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt, später jedoch erneut

aufgebaut. Als der Hofrat und Arzt Johann Jakob Mirow das Gelände kaufte, gehörte das Weinmeisterhäuschen zu dem Gut, das Mirow errichten ließ. Doch schon bald ging dem Hofrat das Geld aus und das Gut wurde versteigert. Karl August Graf zu Lindenau war einer der späteren Besitzer des Guts. Nach einem eiskalten Winter gingen die Weinreben in der Gegend ein, so dass das Wein Impressum Wannsee Journal

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10. Jahrgang

Verlag Gazette Verbrauchermagazin GmbH Ruhlsdorfer Str. 95, Haus 42, 14532 Stahnsdorf ☎ 03329 / 645 15 70 Redaktion Karl-Heinz Christ · ☎ 03329 / 645 15 70 journal@gazette-berlin.de Freie Redakteurin Jacqueline Lorenz · ☎ 0172 / 630 26 88 Anzeigen Daniel Gottschalk, ☎ 030 / 323 38 54 d.gottschalk@gazette-berlin.de Druck SPPrint Media, 14089 Berlin © Gazette Verbrauchermagazin GmbH Das Wannsee Journal erscheint alle zwei Monate: am 1.2., 1.4., 1.6., 1.8., 1.10. und 1.12. eines Jahres. Nächste Ausgabe April/Mai Nr. 2/2020 Anzeigen-/Redaktionsschluss: 04.03.2020 Erscheinung: 01.04.2020

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Themenwünsche oder -vorschläge haben oder selbst etwas aus dem Ortsteil beitragen möchten, freuen wir uns auf Ihre Anregungen. Haben Sie eine Ausgabe verpasst? Ältere Ausgaben finden Sie online unter www.gazette-berlin.de. Ihre Redaktion des Wannsee Journals

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meisterhäuschen keine Bedeutung mehr hatte. Es Ludwig Persius – ein wurde zu einem Wohnhaus für Angestellte. Schüler von Schinkel Im Jahr 1824 kaufte Prinz Carl von Preußen das Gut und baute es um. Der Prinz begeisterte sich Der Potsdamer Ludwig Persius (1803 – 1845) befür vieles – unter anderem für Schiffe. So ließ er gann nach dem Abschluss des Gymnasiums an zu seinem Vergnügen eine kleine Havelflotte über der Bauakademie Berlin eine Ausbildung zum den Jungfernsee fahren. Hierzu benötigte er vier Feldmesser. Als Baukondukteur arbeitete er erstMatrosen. Als Wohnhaus für die Matrosen wurde mals mit Karl Friedrich Schinkel zusammen. das ehemalige Weinmeisterhaus ausgeNachdem er Mitglied im Architektenwählt und von dem Baumeister Ludverein zu Berlin wurde, konnte er als wig Persius umgestaltet. Besonderer bauausführender Architekt unter Blickfang des Hauses ist ein kleiner der Leitung von Schinkel am Bau von Schloss Glienicke mitarbeiTurm. Persius ließ ihn damals mit ten. 1834 wurde er königlicher einer Spitze ausstatten, die an eiHofbaumeister und 1841 Honen Narwal-Zahn erinnerte. Am farchitekt vom preußischen Giebel zierte ein Delfin das Haus und deutete zusätzlich auf den König Friedrich Wilhelm  IV. maritimen Beruf der Bewohner Er führte auch Arbeiten für hin. Diese wurden nach dem Tod Fürst Pückler-Muskau aus. Zu des Prinzen Carl nicht mehr geseinen Werken im Park Glienibraucht, seine Erben hatten kein cke gehören neben dem MaInteresse an den Schiffen und den trosenhaus das Stibadium, das Matrosen. Später wurde es zu eiGärtner- und Maschinenhaus, nem normalen Wohnhaus. Heute die Teufelsbrücke, die Orangerie steht das Haus unter Denkmalund die Treibhäuser. Auch beim Ludwig Persius, Hofarchitekt von König Friedrich Wilhelm IV., entwarf das schutz und sieht ziemlich restauUmbau des Schlosses in Glienicke Matrosenhaus. Gezeichnet von Friedrich Jentzen, um 1840. war er federführend beteiligt. ◾ rierungsbedürftig aus.

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Heckeshorn

Reichsluftschutzschule, Lungenklinik und Haus Collignon

Der Fabrikant Hans Collignon ließ in Heckeshorn diese Villa für seine Familie errichten.

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Auch diesen Stichkanal zwischen seinem Grundstück und der Havel ließ Collignon anlegen.

m 1910 erwarb der Fab- weiträumige Waldflächen. Am Bruno Paul ein Wohngebäude rikant Hans Collignon in Nordrand, in der Nähe des Erlen- mit einem Bootshafen mit direkder Villenkolonie Alsen bruchs, ließ er sich 1923-26 von ter Ausfahrt zur Havel errichten

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(Am Gr.  Wannsee  72/76). Das Haus gilt als „herausragendes Beispiel für den Einfluss des Expressionismus auf die Berliner Baukunst der 1920er-Jahre“. Parallel erfolgte die Erarbeitung eines 1928 förmlich festgestellten Fluchtlinienplanes für das Collignon’sche Gelände, der ein System von Wohnstraßen und Freiflächenstreifen und die Abgrenzung des Dauerwaldes vorsah. Aufgrund mangelnder Nachfrage ist er nicht vollständig durchgeführt worden, nur die Straßen Am Großen Wannsee und Zum Heckeshorn wurden nach dem Plan ausgebaut. Bereits 1930 verkaufte Collignon sein Haus für 650.000  Reichsmark an Sidney van den Bergh, Chef eines holländischen Margarine-Handel-Unternehmens.

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Wannsee Journal Dieser verließ Deutschland 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft. Als sich 1940 das Reichssicherheitshauptamt für die Villa interessierte, veranlasste die Gestapo van den Bergh, die Liegenschaft an den „Auswanderungsfonds Böhmen und Mähren“ der SS zu verkaufen (272.000 Reichsmark in bar). Sie betrieb hier bis zum Kriegsende eine Radiostation. Nach der Restitution 1956 verkaufte van den Bergh Anwesen und Haus an das Land Berlin (235.000 Deutsche Mark). Die Villa diente danach der Lungenklinik als Casino und Ärztewohnhaus. Sie ist 1988 in die Denkmalliste eingetragen worden und beherbergte zuletzt ein Drogentherapiezentrum. Im Süden der Villa erwarb 1937 der Reichsluftschutzbund

Grundstücke vom Preußischen Staat und von Collignon mit einer ca. 49 ha großen Fläche zur Errichtung einer Schule zur zivilen Ausbildung von Luftschutzwarten aus ganz Deutschland mit Unterkunftshäusern, Schulund Wirtschaftsgebäuden, einem Offizierskasino und einem Hörsaal. Wesentlicher Aspekt der Planung war die Bewahrung der bewaldeten Landschaft, die das Erkennen der verstreuten Bauten aus der Luft erschwerte. Mit Anlage und Gestaltung der ehem. Reichsluftschutzschule versuchte Eduard Jobst Siedler, zwischen Siedlungs- und Kasernenbau zu vermitteln, in dem er die Gebäude zum einen in die Umgebung einpasste und formal mit Gestaltungselemen 7

ten des ländlichen Bauens versah, zum anderen aber diese in Lage und Größe übersteigerte und die dekorativen Details auf wenige Formen reduzierte. Der noch heute vorhandene, erste Hochbunker Berlins, ist 1943 auf Anordnung des Luftgaukommandos  III von der Luftschutz-Baugruppe geplant und errichtet worden und diente Schulungszwecken. Vor allem aber auch als Befehlsstand der „Luftflotte Reich“, die von hier aus die Luftverteidigung Berlins koordinierte und den Einsatz der Sirenen befahl. Auch sollte er in Angriffsfällen Schutzraum für die zahlreich in der Nachbarschaft ansässigen Nationalsozialisten bieten. Die noch 1944 errichten Baracken für die Bediensteten des Befehlshabers

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Diese Häuser dienten als Wohngebäude für Mitarbeiter.

Mitte des Luftgaukommandos III existieren nicht mehr. Der Gesamtkomplex wurde durch Magistratsbeschluss für die Einrichtung eines „Landestuberkulosekrankenhauses“ zur Verfü gung gestellt, dessen Gründung im April 1947 erfolgte. In einem ersten Erweiterungsabschnitt errichtete das „Hauptamt für Hochbau, Entwurfsamt, BerlinCharlottenburg“ 1950/51 sieben

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Bettenhäuser mit 280 Betten. Die Baracken aus den 1940erJahren wurden Mitte der 1950er-Jahre abgerissen, um hier die Bettenhäuser I – V und die Kinderklinik zu errichten (Entwurf vom Hochbauamt Zehlendorf ). Es folgten weitere Neubauten (bis 1973): Kapelle (1962, Architekt Kirchenbaurat Streckebach) und Schwesternwohnheime an der Straße Zum Heckeshorn (1963, Architekten H. Franke), Umbau und Erweiterung des Kesselhauses, der Wäscherei und der Werkstätten (1962/64, Hochbauamt Zehlendorf ). Der Übungsbunker ist 1986 zu einer Zivilschutzanlage (ZSA) für die Bevölkerung mit Mitteln des Bundesamtes für Zivilschutz für 8 Mill. DM umgebaut worden. Es

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Wannsee Journal entstand ein „geschütztes Hilfskrankenhaus“ für 407 Patienten, 120 Ärzte und Pfleger. Bereits 1970 wurde das Krankenhaus in „Städtisches Krankenhaus Heckeshorn, Lungenklinik“ umbenannt und 1976 verwaltungsmäßig mit dem Behring Krankenhaus zum „Krankenhausbetrieb von Berlin-Zehlendorf“ zusammengefasst. Die Erweiterungsbauten des Diagnostikums (Architekten Feddersen, v.Herder und Beyer) entstanden 1991. Der Haupteingang mit einem neuen Pförtnerhaus rückte an die Straße Zum Heckeshorn. 2001 ist der Bunker aus der Bindung als Hilfskrankenhaus entlassen worden, gilt aber weiter als Zivilschutzanlage. Seine medizinische Ausstattung ist

an osteuropäische Länder verschenkt worden. Es verblieben 4  OP-Säle, eine Röntgenabteilung, Bettenräume, Notstrom die Großküche. Die Zivilschutzanlage mit den dazugehörigen Außenanlagen gehört der Bundesrepublik Deutschland und wird vom Bezirksamt SteglitzZehlendorf verwaltet. Nach der Fusion der Krankenhausstandorte Heckeshorn, OskarHelene-Heim und Behring-Krankenhaus im Jahr 2001 waren die Tage der Lungenklinik gezählt. 2006 erfolgte der Auszug der Pädiatrischen Kinderklinik zum Campus Benjamin Franklin und der Lungenklinik in das Helios Klinikum Emil von Behring. Es verblieb das Deutsche Rote Kreuz mit seinem Blutspendendienst, das hier Blutplasma lagert. Der erste Hochbunker Berlins, gebaut 1943.   aggregate, eine Luftschutzan- Text und Fotos: Christoph Noack, lage, die Wasserversorgung mit FB Stadtplanung Tiefbrunnen, ein Aufzug und Redaktion: Dr. Jörg Rüter

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35 Jahre Schattenlichter in Zehlendorf Mitte Zehlendorfer Theatergruppe spielt eigenes Stück zum Mauerfalljubiläum

In der Klinik: Drei Ärzte begutachten ein Röntgenbild (Justin Becker, Elke Brumm und Elise Griepe, von links).�

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in doppeltes Jubiläum feiert in diesem Jahr die Theatergruppe Schattenlichter: Nicht nur wird die Hobbytheatergruppe 35 Jahre alt, sondern sie feiert auch 30 Jahre Mauerfall. Dazu zeigen die Schattenlichter die Uraufführung eines Stücks, das sie selbst geschrieben haben – auf Grundlage eines bekannten Kinofilms. „Mit dem Mauerfall verbindet uns viel“, erzählt Elke Brumm, die die erste Schattenlichter Aufführung noch als Zuschauerin erlebte, aber seit der zweiten Inszenierung mit auf der Bühne steht und seit 1988 die Gruppe managt. „Denn am 9.  November 1989 hatten wir zufällig gerade eine Theaterpremiere. In der Pause erzählte jemand, die Mauer sei offen. Wir haben das gar nicht für voll genommen, da wir auf das Theaterstück konzentriert waren.“ Erst nachts zu Hause sahen die Schattenlichter das unglaubliche Geschehen im

Foto: Frederik Ahlgrimm

Fernsehen. „Schon am nächsten Tag war Zehlendorf Mitte voller Trabbis, abends luden wir Spontangäste aus Teltow und Potsdam zu unserer Aufführung ein, und anschießend gingen wir alle zur Öffnung der Glienicker Brücke. Das war toll!“ Damals waren die meisten Schattenlichter um die 18 Jahre alt. Inzwischen ist die Gruppe altersgemischt; es gibt einige Jugendliche, viele berufstätige Erwachsene und eine Ren

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nerin. Angefangen hatte alles 1985, als ein Gemeindepfarrer in der Zehlendorfer Pauluskirche mit einigen Konfirmanden ein Krippenspiel einübte. Mehrere Schattenspiele folgten, die der Gruppe ihren Namen gaben. 1988 wandten sich die Zehlendorfer abendfüllenden Dramen zu und zogen von der Kirche in den Großen Saal des Gemeindehauses Teltower Damm 6. Ein tolles Domizil – denkmalgeschützt, mit einer elf Meter hohen Decke und einer guten Akustik. Da es in jedem Jahr eine neue Inszenierung gibt, wird es den In der Klinik: Barbara (Elke Brumm) und (Elise Griepe) kümmern sich um den Schattenlichtern nie langweilig. Ines verletzten Ronny (Constantin Brumm) Immer wieder muss man ein – unter der Aufsicht des VoPos (Christof Brumm). passendes Stück finden, sich mit neuen Inhalten und Rollen tüme erstellen und schließlich auseinandersetzen, alle Szenen drei große Aufführungen orgaeinüben, Bühnenbild und Kos- nisieren.

Darf es etwas mehr als Bio sein?

Die Schattenlichter haben zwei Alleinstellungsmerkmale: Es gibt keinen Regisseur, sondern alle, die gerade nicht auf der Bühne stehen, entwickeln die zu probende Szene mit. Da wird oft kontrovers diskutiert, aber am Ende hat jeder das Gefühl, am Ergebnis beteiligt zu sein. Und die Schattenlichter arbeiten nicht gewinnorientiert; seit vielen Jahren kostet der Eintritt lediglich 5 Euro, damit sich jeder Zuschauer den Theaterbesuch leisten kann. Die Einnahmen decken lediglich die Ausgaben für das nächste Stück. Im Vordergrund steht, dass die Proben Spaß machen und das Stück dem Publikum gefällt. Die Paulus-Gemeinde unterstützt dieses Konzept, indem sie ihre ehemalige Konfirmandengruppe seit 35 Jahren beherbergt. Anzeige

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Wohnungsdurchsuchung: Die Stasi (Kristina Lane, Elise Griepe und Katharina Waring) und der Abschnittsbevollmächtigte (Christof Brumm) sehen sich in Barbaras Wohnung um. Fotos: Frederik Ahlgrimm

Im Jubiläumsjahr zeigen die Schattenlichter das Stück „Barbara“: Die Handlung ist an den gleichnamigen Kinofilm von 2012 angelehnt; Elke Brumm

schrieb das Stück mit Erlaubnis des Drehbuchautors Christian Petzold für die Schattenlichter um. „Barbara“ ist der Beitrag der Schattenlichter zum 30-jäh rigen Mauerfalljubiläum. Das Stück spielt im Sommer 1980 in der DDR: Die Ärztin Barbara hat einen Ausreiseantrag gestellt. Sie wird strafversetzt – aus der Hauptstadt in ein kleines Krankenhaus tief in der Provinz, weitab von allem. Ihr Geliebter aus der freien Welt arbeitet an der Vorbereitung ihrer Flucht… Die Aufführungen erfolgen am 20., 21. und 22.  Februar 2020. Unter www.schattenlichter. info gibt es Informationen zum Stück, eine Übersicht über die 38 Inszenierungen der Schattenlichter und die Möglichkeit zur Kartenreservierung. Kartenkauf – keine Reservierung – ist ab sofort im Gemeindebüro der Paulusgemeinde, Teltower Damm 6, möglich. ◾ Elke Brumm

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100 Jahre Eingemeindung nach Groß-Berlin Zehlendorf und Wannsee bedauerten den Verlust ihrer Selbständigkeit

Berlin bis 1919

Pankow

Reinickendorf

Spandau

Wedding

Charlottenburg

Wilmersdorf

Tiergarten

Prenzlauer Tor Mitte

Friedrichshain Hallesches Tor

Lichtenberg

Schöneberg Tempelhof

Zehlendorf

sich geltend machen wollenden Sonderinteressen wird das freie Wahlrecht das heilsame Korrektiv bilden; unter dem Einfluss desselben wird es den Weißensee noch Widerstrebenden klar werden, dass alles

Steglitz

Neukölln

Treptow Köpenick

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ilhelm Pfannkuch (1841 – 1923) war mit seinen 78 Jahren Altersvorsitzender der neuen Berliner Stadtverordnetenversammlung. Der SPD-Politiker und langjähriges Mitglied des Reichstages, erklärte in der ersten Sitzung der neu gewählten Stadtverordnetenversammlung am 15. Juli 1920: „Endlich ist es erreicht: der sehnlichste Wunsch der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung des Wirtschaftsgebietes von Groß-Berlin ist in Erfüllung gegangen, die Ein heitsgemeinde ist Tatsache geworden! Mit der Hinwegfegung des Wilhelminischen Regiments war die Bahn frei geworden. Der Popanz der Berliner Präfektur ist verscheucht. Das freieste Wahlrecht bildet das feste Fundament, auf dem das Selbstverwaltungsrecht der Einheitsgemeinde beruht. Der Widerstreit der Interessen der einzelnen Glieder der Einheitsgemeinde wird nicht so über Nacht erlöschen. Aber für den Ausgleich der hier und da

Trennende fortgeräumt und das Verbindende und Ausgleichende gefördert werden muss. Dieser Arbeit zu dienen ist die Organisation der Einheitsgemeinde zugeschnitten.“ (Quelle: Zit. nach Reuter/Möschner 1993, S. 126). Der „Vater“ dieses Kraftaktes war der damalige Berliner Oberbürgermeister Adolf Wermuth (1855 – 1927), dessen Verdienste und

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Verwaltungsbezirke von Groß-Berlin ab 1920 Charlottenburg Friedrichshain Hallesches Tor Köpenick Lichtenberg Mitte Neukölln

Pankow Prenzlauer Tor Reinickendorf Schöneberg Spandau Steglitz Tempelhof

Name weitgehend in Vergessenheit geraten waren. Nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister im Jahr 1912 machte sich der parteilose Politiker während und nach dem Ersten Weltkrieg um die Lebensmittelversorgung der Berliner verdient, da er die Reichsleitung davon überzeugen konnte, Lebensmittelkarten einzuführen und so eine gleichmäßige Verteilung der vorhandenen Lebensmittel zu ermöglichen. Nach Kriegsende war es an der Zeit, eine andere große Aufgabe zu bewältigen. Die Stadt Berlin bestand aus dem heutigen Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Tiergarten und Prenzlauer Berg. Bereits seit 1820 gab es den Vorschlag, Teile des damaligen Umlandes einzugemeinden. Das scheiterte an der Rosinenpickerei der Berliner Regierenden. Denn

Tiergarten Treptow Wedding Weißensee Wilmersdorf Zehlendorf

auch wenn man wohlhabende Orte im Süden sehr gerne innerhalb Berlins gesehen hätte, war Orte im Norden und Osten mit armer Bevölkerung weitaus unbeliebter. Bereits 1911 gründete man den Zweckverband Groß-Berlin. In ihm wurde 1915 der bis heute gültige Dauerwaldvertrag festgeschrieben. Die Stadt Berlin kaufte den Grunewald, den Tegeler Forst, die Köpenicker Wälder und die Jungfernheide. Um sie vor Rodung und Bebauung zu bewahren, wurde der Dauerwaldvertrag geschlossen, der die Wälder als Erholungsorte sicherte. Außerdem koordinierte der Zweckverband viele Straßenbahnunternehmen, die sowohl privat betrieben als auch verschiedenen Landkreisen gehörten. Damit waren erste Vorberei 17 17

tungen für Groß-Berlin getroffen. Doch erst der Zusammenbruch des Kaiserreichs bot die Gelegenheit, die Pläne zu verwirklichen. Neben Adolf Wermuth gehörte auch Alexander Dominicus, damals Bürgermeister der Stadt Schöneberg zu den treibenden Kräften. Schließlich wurde am 27.  April 1920 im Preußischen Landtag abgestimmt und die Eingemeindung beschlossen. Naturgemäß freuten sich nicht alle Gemeinden darüber. Für den Kreis Teltow war es ein riesiger Einschnitt, denn er verlor auf einen Schlag eine halbe Millionen Einwohner. Die Stadt Wilmersdorf, aber auch die Landgemeinde Zehlendorf waren wenig begeistert von der Maßnahme. Die Zehlendorfer Bürger bedauerten den Verlust ihrer Selbständigkeit nach 48 Jahren. Wenn es schon einen Zusammenschluss geben musste, hätten sie einen Anschluss an Nowawes – das heutige Potsdam-Babelsberg – erheblich lieber gesehen. In Wannsee wurde selbst dann noch protestiert, als „alle Messen schon gesungen“ waren. Doch die Proteste verhallten und die Wannseer arrangierten sich mit der Situation.� ◾

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NEU, GROSS, GRÜN

100 Jahre Architekturmoderne im Berliner Südwesten

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Strandbad Wannsee.�

Foto: Friedhelm Hoffmann

it der Bildung der neuen Stadtgemeinde GroßBerlin vor 100  Jahren wurde Berlin zur Weltstadt – und zum Experimentierfeld

der Moderne. Vor allem in den Bereichen Stadtentwicklung, Wohnungsbau und Infrastruktur erlebte die neue Metropole ab 1920 einen Modernisierungs behandling vom Behandeln zum Handeln

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schub, der die Stadt und die neugebildeten 20 Bezirke nachhaltig prägte. Bis heute sichtbar ist vor allem die Architektur dieser Jahre, die auch und gerade in Steglitz und Zehlendorf ihre Spuren hinterlassen hat. Die Ausstellung „NEU, GROSS, GRÜN – 100 Jahre Architekturmoderne im Berliner Südwesten“ stellt ab 27. Januar im Gutshaus Steglitz 12 herausragende Beispiele des Neuen Bauens in Steglitz-Zehlendorf vor. Gegliedert nach sechs Schlüsselbegriffen der Zeit werden die Objekte unter architektur- und stadtgeschichtlichen Aspekten vorg

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Wannsee Journal stellt: Die Begriffe „NEU“ und „GROSS“ nehmen die Versuchs- und Großsiedlungen der 1920er-Jahre in den Blick, die wie die weltberühmte Waldsiedlung Onkel-Toms-Hütte als Antwort auf die Wohnungsnot der Zeit entworfen wurden. Dagegen umreißen die Begriffe „GRÜN“, „GEMEINSCHAFT“, „BEWEGT“ und „ARBEIT“ andere Kernthemen der Zeit, die zu innovativen Bauten im Bezirk führten: So stehen der Titania-Palast, das Strandbad Wannsee und der Fischtalpark für den Versuch, die Freizeit- und Erholungsbedürfnisse der stetig wachsenden Großstadtbevölkerung zu befriedigen. Der U-Bahnhof Onkel Toms Hütte mit seiner Ladenstraße oder die Elektro-Mechanik-Fabrik Abrahamsohn wiederum veranschaulichen die neuen Infrastrukturprojekte, die mit der Bildung Groß-Berlins möglich wurden. Im zweiten Teil der Ausstellung in der Schwartzschen Villa werden die baulichen Belege der Architekturmoderne einer multiperspektivischen Betrachtung aus der Gegenwart und mit den Medien des 21. Jahrhunderts unterzogen. Hier geht es um Verbindungen zwischen Architektur und Menschen sowie ihren Lebenswelten. Filmsequenzen der 1920er- bis 1970er-Jahre sowie Interviews mit Akteurinnen und Akteuren, Architektinnen und Architekten sowie Bewohnerinnen und Bewohnern runden den Blick auf die weitere Entwicklung von Groß-Berlin ab. Die Ausstellung ist Teil des berlinweiten Kooperationsprojektes „Großes B – dreizehn mal Stadt“, mit dem das Stadtmuseum Berlin und die 12 Berliner Bezirke das 100-jährige Jubiläum Groß-Berlins begehen. Begleitet wird die Präsentation von einem vielfältigen Rahmenprogramm. Neben Führungen und Abendveranstaltungen findet im Mai 2020 das „Wochenende der Moderne“ statt, das ausgewählte Architekturschätze im Berliner Südwesten im Rahmen von buchbaren Rundgängen begehbar und neu erfahrbar macht. Die Ausstellung im Gutshaus Steglitz und in der Schwartzschen Villa wird vom 27.  Januar bis 28. Juni 2020 gezeigt. Der Katalog zur Ausstellung, herausgegeben von Dr. Brigitte Hausmann, erscheint im Gebr. Mann Verlag. Ausstellungsorte: Schwartzsche Villa, Grunewaldstraße 55 und Gutshaus Steglitz, Schloßstraße 48,12165 Berlin � ◾

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Der Frauenchor Zehlendorf 1952.�

Singe, wem Gesang gegeben

Foto: Fr. Zehl.1952

Frauenchor Zehlendorf 1952 trifft von Choral bis Volkslied den richtigen Ton

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s heißt, Gott habe Eva aus einer Rippe Adams gestaltet – und auch der Frauenchor Zehlendorf 1952 ist aus dem „Männergesangsverein 1873 Zehlendorf“ hervorgegangen, wurde am 3. März 1952 gegründet. Die weibliche Selbstständigkeit aber ist vorangeschritten, und während sich der Männerchor wegen Nachwuchsmangels inzwischen aufgelöst hat, jubilieren 34 aktive Sanges-Damen weiter in klaren Tönen und denken nicht daran, aufzuhören, auch wenn sie die gemeinsamen Auftritte mit dem Männerchor manchmal vermissen. Einige sind schon weit über 40 Jahre dabei, manche zwischen 25 und 30 Jahren. Die meisten kommen aus dem Bezirk und aus Nachbarbezirken. Das Durchschnittsalter der Chorsängerinnen liegt zwischen 60 und 70  Jahren, neue singfreudige weibliche Mitglieder – auch unter sechzig oder über siebzig – sind in dem Laienchor zum Mitsingen herzlich willkommen. Besonderer Bedarf besteht an mittleren Stimmen wie Sopran 2 und Alt 1. Jeden Mittwoch von 19 – 21 Uhr ist Probe im

Hans-Rosenthal-Haus, Bolchenerstraße 5 in BerlinZehlendorf, bei der sich potentielle Sängerinnen vorstellen können. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 120 Euro.

Singen heißt verstehen So ist das Motto des Frauenchors, der die soziale Komponente in seinen Reihen als wichtigen Aspekt pflegt. So haben die Frauen, die mit ganz unterschiedlichen musikalischen Vorerfahrungen eintraten, alle gut zusammengefunden und treffen sich auch mal privat zum Wandern oder Kinobesuch. Sie sind im Dachverband Steglitz-Zehlendorfer Seniorenvereinigungen und angeschlossen an den Chorverband Berlin, an dessen Veranstaltungen sie aktiv teilnehmen. Außerdem verbindet sie eine über 50-jährige Freundschaft mit dem niedersächsischen Frauenchor Lauenau. Beide Chöre besuchen sich in regelmäßigen Abständen. Zu dem Teltower Männerchor ist ein neuer Kontakt entstanden, den es nun auszubauen gilt.

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Gern gesehener Gast ist der Frauenchor auf der Steglitzer Woche und in den Senioreneinrichtungen des Bezirks, dann meist mit weißer Bluse und pink oder orange Schal. Heidrun Nicking ist seit nahezu 46 Jahren als 1. Sopran im Frauenchor dabei. Im Urlaub hatte sie eine Sängerin kennenglernt, und da sie bereits im Schulchor gerne gesungen hatte, ging sie zum Probesingen und blieb. Inzwischen ist sie 2. Vorsitzende des Dachverbandes und als 1. Vorsitzende der gemeinnützigen Chorvereinigung deren organisatorische Leiterin. „Einer muss den Hut ja aufhaben“, erklärt die ehemalige Chefsekretärin, erfreut über die vor kurzem geschlossene Zusammenarbeit mit dem gemischten Chor des

Deutsch-Japanischen Zentrums: „Eine gegenseitige Bereicherung, wir versprechen uns von dem Chor frische Impulse und neue Herausforderungen.“ Am 26. April tritt der Frauenchor beim diesjährigen HanamiKirschblütenfest in Teltow auf.

Von Volkslied bis Klassik Der vierstimmige Frauenchor Zehlendorf verfügt über ein breites und recht anspruchsvolles Repertoire, wobei besonders die Vielfalt zählt. Etwa 150 internationale und deutsche Volkslieder, Stücke alter Meister, aber auch zeitgenössische Kompositionen beherrschen sie. Und dann sich da noch die über 120 Weihnachtslieder, deren No ten nach dem alljährlichen Höhepunkt – dem Konzert in der Ev. Pauluskirche in Zehlendorf – nun erst einmal wieder nach unten gepackt worden sind. Seit einem Jahr ist die Sängerin und Gesangspädagogin Marta Herrera musikalische Leiterin. Die temperamentvolle Spanierin ist Nachfolgerin von Gustavo LaCruz, der den Frauenchor 16  Jahre leitete und nun im Thüringischen Schmölln Kantor geworden ist. „Ich bin von den Frauen sehr gut aufgenommen worden“, erklärt Marta, die in Madrid Gesang studierte und vor 12  Jahren ihr Gesangsdiplom am britischen Associated Board of the ­Royal Schools of Music erwarb. Ergänzend an der Universität Mozarteum in Salzburg ausge UNSER ANGEBOT Sie planen in naher Zukunft einen Immobilienverkauf? Nutzen Sie unsere exklusive Marktpreisermittlung. Ihre Immobilie ist es wert. • Beste Marktkenntnisse sowie zahlreiche Vergleichszahlen durch eigene Verkäufe • Zertifizierter Makler für eine professionelle Wertermittlung

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Diszipliniertes Proben führt zum Erfolg

bildet, besitzt sie umfangreiche Ensemble- und Solo-Erfahrung mit Schwerpunkt Kammermusik. Chorleitung studierte die Spanierin in den Chorleiterseminaren des Chorverbandes Berlin.

Dass das vorgetragene Repertoire genau auf den jeweiligen Anlass zugeschnitten ist, nicht nur Marta Herrera ist das wichtig. Und sie betont: „Doch möchte ich nicht am Repertoire kleben

bleiben“, und denkt dabei an neue Stücke und spannende musikalische Herausforderungen für die Frauen. Die Mittwochs-Proben beginnen mit Lockerungsübungen und Einsingen, bevor Titel aus dem Repertoire vom Blatt gesungen vertieft werden. Nach der Pause, in der Organisatorisches besprochen wird, geht es weiter. „Beachtet die Dynamik besser! Bei den Tönen nach unten denken! Nicht so lange den Ton halten, dann habt ihr mehr Zeit zum Einatmen“, sind nur einige der fachkundigen Ratschläge, die Chorleiterin Marta den Frauen gibt. Es geht dabei freundlich, aber diszipliniert zu – und das Ergebnis später vor Publikum kann sich hören lassen.� ◾ � Jacqueline Lorenz.

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Informationsstele für Richard Draemert

Stele am U-Bahnhof Onkel Toms Hütte erinnert an den Sozialdemokraten

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um 90-jährigen Jubiläum Bezirksverordneter aus Zehlender Eröffnung der U-Bahn- dorf. Er übernahm Ehrenämter höfe Onkel Toms Hütte, und war Gewerkschaftsmitglied. Oskar-Helene-Heim und Krum- Er setzte sich ebenso beharrlich me Lanke wurde am 20. Dezem- und erfolgreich dafür ein, dass ber 2019 auf dem Vordie U-Bahn vom Thielplatz des U-Bahnhofs platz bis zur Krummen Onkel Toms Hütte eine Lanke weitergeführt regionalhistorische Inwurde. 1933 wurde Riformationsstele nach chard Draemert zum dem Entwurf von Karin ersten Mal von den Rosenberg enthüllt, die Nationalsozialisten an den Stadtverordneverhaftet. Seine poliDraemert, ten und Bezirkspoliti- Richard tischen Mandate wur1955. Foto: Gert Schütz / ker Richard Draemert den ihm entzogen und Landesarchiv Berlin erinnert. Der Sozialer bekam Berufsverbot. demokrat Draemert setzte in Nach seiner Freilassung eröffneden 1920er-Jahren mit großem te er eine Eisdiele am U-BahnEinsatz die Weiterführung der hof Krumme Lanke, die auch U-Bahn vom Thielplatz bis zur als Treffpunkt von NS-Gegnern Krummen Lanke durch. 1955 diente. Die Einnahmen reichten wurde der überzeugte NS- jedoch nicht, um die Familie zu Gegner für seine langjährigen ernähren, die hungern musste. Verdienste für Berlin zum Stadt- Nach dem 20. Juli 1944 verhafteten die Nazis Draemert erneut ältesten ernannt. und brachten ihn ins KZ Sachsenhausen. Mehrere Wochen Standhaft in später wurde er schwerkrank harten Zeiten entlassen. Nach Kriegsende Der 1880 geborene Richard Dra- gehörte er erneut der Bezirksemert lebte seit 1916 mit seiner verordnetenversammlung in Frau und ihren sieben gemein- Zehlendorf an. Aufgrund seiner samen Kindern in Zehlendorf. Standhaftigkeit gegenüber dem Der Sozialdemokrat war Ge- NS-Regime wurde er 1955 zum schäftsführer der SPD-Wochen- Stadtältesten von Berlin ernannt. zeitschrift „Die Welt am Montag“, Er starb 1957 an den Spätfolgen Stadtverordneter von Berlin und seiner Inhaftierung.� ◾

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Winterspielplatz Turnhalle Springen, klettern, rutschen und schweben mit dem Sportkinder Berlin e. V.

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n Deutschland hat fast jedes zehnte Vorschulkind Übergewicht, und etwa jeder fünfte Schulanfänger zeigt laut jährlicher Einschulungsuntersuchung Koordinationsstörungen. Dem will der 2017 gegründete Verein „Sportkinder Berlin“ mit seinem Projekt „Sommer- und Wintersport“ entgegenwirken und bietet dazu seit Oktober 2019 nun nach Spandau und Neukölln zum ersten Mal auch im Bezirk Steglitz-Zehlendorf sogenannte Winterspielplätze für Kinder zwischen ein und sechs Jah ren in Begleitung. In drei offenen Sporthallen des Bezirks besteht das kostenfreie Angebot bis zum 22. März 2020 an jedem Sonntag von 15 – 18 Uhr. Die Teilnahme ist zu jeder vollen Stunde möglich, ohne Voranmeldung. Lizenzierte Trainer sind beratend und assistierend vor Ort und die Stationen des BewegungsParcours jedes Mal etwas anders aufgebaut, so dass keine Langeweile beim Eltern-Kind-Turnen aufkommt. Das Angebot wird durch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und

die AOK Nordost in Zusammenarbeit mit den Vereinen TuSLi, SSC-Südwest und VFL-Zehlendorf ermöglicht.

Bildung braucht Bewegung – Das ist auch die Überzeugung des Sportkinder Berlin Vereinsteams, dessen erster Vorsitzender Simon Schulte, Hochschuldozent für Gesundheit und Sport, ist. „Kinder erschließen sich über die Motorik. Sie ist wichtige Bildungsgrundlage“, weiß er und betont:

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„Unser Ziel ist es, über Spiel und Bewegung die Gesundheit und Bildung von Kindern zu fördern.“ Als Bindeglied zwischen Eltern, Kitas, Schulen und Vereinen will der Sportkinder Berlin e. V. Kindern ganzheitlich frühe Bewegungsangebote und passende Bewegungsräume schaffen. Die gemeinnützige Organisation bietet neben den Winterspielplätzen auch Eltern-Kind-Turnen, Ballschule und Familiensport. Die derzeitigen Winterspielplätze machen erst den Anfang: Das Angebot soll stetig erweitert werden.

Der 800 Mitglieder starke Sportkinder Berlin e. V., der aktuell überwiegend in Spandau, Neukölln und Steglitz-Zehlendorf aktiv ist, zählt rund 800 Mitglieder, von denen allein 500 aus Steglitz-Zehlendorf kommen.

Früh übt sich Bereits eine halbe Stunde vor Öffnung der Turnhalle an der Schweizerhof-Grundschule in Zehlendorf drängen sich Kinder, Eltern und Großeltern vor dem Tor, bis Diplom-Sportwissenschaftlerin Dr.  Saffana Salman

vom Sportkinder Berlin e. V. sie einlässt. Ein spannender Parcours erwartet die kleinen Sportler, der alle Bewegungselemente berücksichtigt: Matten, Kästen, Balancierstange, Ringe und Sprossenwand, Gymnastikbank und Bälle verwandeln die Halle in einen bunten Spielplatz, auf dem an kalten Winternachmittagen an verschiedenen Stationen nach Herzenslust geklettert, geschwungen, gesprungen, gerutscht und balanciert werden kann. Auch eine Rennstrecke steht bereit.

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Wannsee Gesundheit Journal An diesem Nachmittag ist besonders die Sprossenwand beliebt: Matten bilden eine Art senkrechten Tunnel und Sichtschutz, so dass kleine Kletterer erst wieder sichtbar werden, wenn sie die oberen Sprossen erreicht haben. Zum zweiten Mal ist Lou Martha (18 Monate) dabei. In Papas sicheren Armen geht es noch etwas tapsig die Sprossenwand hinauf, alleine aber erobert die kleine Turnerin schon kurze Zeit später eine Matte und kugelt jauchzend darauf herum. Dahinter erklimmt die zweijährige Blanca die Bank, klettert stolz auf den Kasten und springt in die Tiefe – von Mama unterstützt. Auch die Großeltern sind dabei und mächtig stolz auf ihre mutige Enkelin. Mit rund 30 Kindern stößt die Halle fast an ihre Kapazität – zumal an diesem Nachmittag deutlich mehr als eine Begleitperson pro Kind dabei sind, die den „Spielplatz“ füllen. Hier sitzen sich eine Mama und ein Papa gegenüber und rollen sich den Ball zu, da versucht ein Papa die Balancierstange zu erklimmen. Dr.  Salman, die mit Assistenztrainer Luca ihre Augen überall hat, erklärt: „Manchmal spielen

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Sportwissenschaftlerin Dr. Salman und Trainer Luca.

die Eltern wie die Kinder, und besonders die Väter werden dann wieder zu Jungs.“ – Auch das ist es, was den Reiz dieses Spielplatzes ausmacht: Kinder und Eltern auf Augenhöhe. Es rollt, klettert, krabbelt, rennt und springt durcheinander, doch alle arrangieren sich, und es geht dabei erstaunlich harmonisch zu. Nach einer Stunde ist Wechsel. Die nächste Gruppe wartet bereits in den Umkleideräumen. Die Matten werden wieder in Position gerückt, und schon geht´s weiter auf dem spannenden Winterspielplatz für kleine Leute. Hallen-Winterspielplätze im Bezirk:

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Zehlendorf: Schweizerhof Grundschule (alte Halle), Teltower Damm 123 in 14167 Berlin Lichterfelde: Giesendorfer Grundschule, Ostpreußendamm 63 in 12207 Berlin Lankwitz: Alt-Lankwitzer Grundschule, Schulstraße 17 in 12247 Berlin Bitte Sportkleidung mitbringen, Hallen nicht mit Straßenschuhen betreten, und aus Platzgründen sollte pro Kind möglichst nur eine Begleitperson mitkommen. Eine Spendenbox steht bereit. Weitere Informationen unter www.sportkinder-berlin.de, Telefon 030 / 894 00 740� ◾ � Jacqueline Lorenz

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