Zehlendorf Mitte Journal - Oktober/November 2020

Journal für Zehlendorf Mitte und Umgebung

Seite 1

Zehlendorf Mitte Journal für Zehlendorf Mitte und Umgebung

Oktober / November · Nr. 5/2020

Kommt die Teltowwerftbrücke zurück?

Seite 2

2

Zehlendorf Mitte Journal

Seite 3

Zehlendorf Mitte Journal

Eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger Kommt die Teltowwerftbrücke zurück?

E

inst überquerte eine Fußgängerbrücke den Teltowkanal zwischen dem Gelände der Teltowwerft an der Sachtlebenstraße und dem gegenüberliegenden Kanalufer. Auf der Teltower Seite befand sich ein Holzlagerplatz der Werft. So musste hin und wieder auch Holz über die Brücke gefahren werden. Gleisspuren, die auf der Zehlendorfer Seite zum Brückenkopf führen, weisen darauf hin, dass einst auch kleine Bahnen über die Brücke

Impressum

Zehlendorf Mitte Journal�

3

8. Jahrgang

Verlag Gazette Verbrauchermagazin GmbH, Ruhlsdorfer Str. 95, Haus 42, 14532 Stahnsdorf ☎ 03329 / 645 15 70 Redaktion Karl-Heinz Christ · ☎ 03329 / 645 15 70 journal@gazette-berlin.de Freie Redakteurin Jacqueline Lorenz · ☎ 0172 / 630 26 88 Anzeigen Daniel Gottschalk, ☎ 030 / 323 38 54 d.gottschalk@gazette-berlin.de Druck SPPrint Media, 14089 Berlin © Gazette Verbrauchermagazin GmbH Das Zehlendorf Mitte Journal erscheint alle zwei Monate: am 1.2., 1.4., 1.6., 1.8., 1.10. und 1.12. eines Jahres. Dezember/Januar Nr. 6/2020 Nächste Ausgabe Anzeigen-/Redaktionsschluss: 04.11.2020 Erscheinung: 01.12.2020

fuhren. Treidelloks sollen es jedoch nicht gewesen sein. Vermutlich wurden diese kleinen Schienenfahrzeuge zum

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Themenwünsche oder -vorschläge haben oder selbst etwas aus dem Ortsteil beitragen möchten, freuen wir uns auf Ihre Anregungen. Haben Sie eine Ausgabe verpasst? Ältere Ausgaben finden Sie online unter www.gazette-berlin.de. Ihre Redaktion des Zehlendorf Mitte Journals

Seite 4

4

Zehlendorf Mitte Journal

Schematische Darstellung des Brückenverlaufs von der Teltowwerft an der Sachtlebenstraße nach Teltow.

Materialtransport genutzt. Im Sachtlebenstraße entstehen soll, Zweiten Weltkrieg sprengte der könnten die neuen Anwohner über die Brücke schnell zu den Volkssturm die Brücke. Einkaufsmöglichkeiten an der Oderstraße in Teltow gelangen. Langjährige Pläne Zugleich soll sie Teil des entsteNun soll sie wieder neu gebaut henden regionalen Radwanderwerden. Der Wiederaufbau ist netzes werden. Die neue Brücke bereits seit den 1990er-Jahren ist ausschließlich für den Fußim Gespräch. Mit dem Wohn- und Radverkehr gedacht. Über gebiet, das auf der ehemaligen sie können Fußgänger und RadTeltowwerft an der verlängerten fahrer gefahrlos zwischen Teltow

und Zehlendorf über den Kanal kommen. So haben schwächere Verkehrsteilnehmer eine gute und sichere Alternative für die stark von Autos befahrene Knesebeckbrücke.

Entwürfe schon seit 2010 Bereits 2010 gab es auf Initiative der Lokalen Agenda 21 der Stadt

Mario Volkmer

Meisterfachbetrieb

Spanische Allee 147 14129 Berlin-Zehlendorf Tel. 030/80 40 41 57 · Funk 0179/4 98 53 41

Trockenbau · Badezimmersanierung Sämtliche Fliesen- Platten- und Natursteinarbeiten

Seite 5

Zehlendorf Mitte Journal

m am orf er D Zeh l

end

Teltower Damm

Sachtlebenstraße

Zehlendorf

5

ower Weg

Kleinmachn

Kleinmachnow ehem. TeltowWerft

wk lto

Zepp e

al

an

linufe

Te

r

Knesebeckbrücke

ße

tra

ers

Od hrat mm e Ra rück B

ße

tra rS

me

a tsd

Po

Teltow

Map data © OpenStreetMap contributors

Teltow Entwürfe für eine Brücke an dieser Stelle. Die preisgünstigste Variante der Brücke könnte schon für ca. eine Million Euro gebaut werden. Beschlossen wurde ein Vorantreiben der Gespräche

über den Wiederaufbau im Regionalausschusses von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Finanziert werden könnte das Ganze durch EU-Fördermittel. Allerdings wird vor dem Bau der

Brücke noch eine Menge Wasser durch den Teltowkanal fließen – denn neben Berlin und Brandenburg haben auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sowie der Bund Mitspracherecht. ◾

Seite 6

6

Zehlendorf Mitte Journal

Sechs Verbände für die Stammbahn Bezirksamt bekräftigt Wunsch nach Wiederaufbau

E

ine alte Bahnverbindung soll wiederbelebt werden. Anlässlich des offenen Briefes von sechs Verbänden und Initiativen aus Berlin und Brandenburg bekräftigt der für den Öffentlichen Personennahverkehr zuständige Bezirksstadtrat Michael Karnetzki den Wunsch des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf zum Wiederaufbau der Stammbahn. Bezirksstadtrat Michael Karnetzki: „Die Wiedererrichtung der Stammbahn ist von übergeordneter Bedeutung im Hinblick auf die nachhaltige Abwicklung der Pendlerströme zwischen Berlin und den westlichen Regionen Brandenburgs, für die verkehrliche Entlastung der Stadtbahntrasse und als eine Ausweichstrecke bei temporären Streckensperrungen. Auch für Steglitz-Zehlendorf wäre sie eine Entlastung hinsichtlich der Pendlerverkehre aus Kleinmach Überreste des ehemaligen Bahnhofs Zehlendorf Süd.

now und Potsdam. Insbesondere teile ich auch die Meinung des Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn AG, Herrn Kaczmarek: ‚Es wurde jetzt schon lange alles Mögliche geprüft. Irgendwann muss man auch mal entscheiden‘.“ Der Berliner Fahrgastverband IGEB, der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND Brandenburg, der Deutsche Bahnkun Cosmetique Carin Kosmetik • Pediküre • Maniküre • Power-Wimpernlifting

Die gute Adresse in Berlin! Wimpernverlängerung

Dr. BABOR-Produkte dauerhaft günstiger Teltower Damm 266a/Ecke Andréezeile · 14167 Berlin

� vor der Tür ☎ 815 11 49

www.kosmetikzehlendorf.de

denverband DBV Nordost, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG Brandenburg, ARGUS Potsdam e. V. und die Bürgerinitiative Stammbahn haben sich in einem offenen Brief an die Berliner Verkehrssenatorin und den Brandenburger Verkehrsminister für eine schnelle Entscheidung eingesetzt. Der Brief ist unter www.stammbahn. de veröffentlicht.� ◾

Seite 7

Zehlendorf Mitte Gesundheit Journal

7

KulturKiosk wieder eröffnet Bücher und Kulturtipps an neuem Standort

A

ls im Jahr 2018 der KulturKiosk in Zehlendorf-Mitte seine Bücherregale räumen musste, kam nicht nur bei den ehrenamtlichen Betreiberinnen Gudrun Krienke und Christine Wehner vom Kultur in Zehlendorf e. V. Wehmut auf. Auch die zahlreichen Stammkunden und Buchfreunde des über die Jahre etablierten Bücherkiosks machten lange Gesichter und wandten sich mit einer seitenlangen Unterschriftenliste gegen die Schließung an das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Jetzt, zwei Jahre später, zeigt sich wieder einmal, dass manches Ende einen glänzenden Neuanfang in sich birgt: So konnten am 4.  September 2020 die beiden Kulturbegeisterten nun viele Gleichgesinnte im

geräumigen KulturPavillon am U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim strahlend begrüßen. „Fast alle waren zur Eröffnung des KulturKiosk am neuen Standort da, die auch vor zwei Jahren hinter uns gestanden haben“, freut sich Christine Wehner, die mit großem Herzen und beachtlichem Fachwissen auch im neuen KulturKiosk ehrenamtlich waltet und Ansprechpartnerin ist.

Über Bücher Menschen zusammenführen Seiner Aufgabe als aktualisierter Kultur-Treff machte der runde, in Blau-Weiß und mit viel Glas ausgestattete Pavillon bereits am ersten Tag alle

Seite 8

8

Zehlendorf Mitte Journal zog. Und so fand schon bald in angenehmer Plauder-Atmosphäre der Tänzer aus Uganda ins Fachgespräch mit einer Tänzerin aus Teltow und die Brecht-Liebhaberin ins Diskutieren mit einer Autorin. Christine Wehner betont: „Bereits am Eröffnungsnachmittag zeigte sich, wie erfolgreich Bücher – sozusagen als Katalysator – Menschen ungezwungen und selbstbestimmt zusammenbringen können. Darauf wollen wir mit unserem neueröffneten Kulturtreff verstärkt hinarbeiten.“

Ein Ort für Menschen, Bücher und Kultur

Schwungvoll in eine neue Ära des KulturKiosk: Gudrun Krienke (l.) und Christine Wehner.

Ehre und zog viele Gäste an: Im überdachten, offenen Außenbereich präsentierten auf der von Gudrun Krienke als Regisseurin und Leiterin des alpha-nova-werkstatttheater geschickt konzipierten Bühne etliche Autoren und Gesangskünstler vom Wilmersdorfer Künstlerkolonie Berlin e. V., zu dem auch zukünftig lebendiger Kontakt gehalten werden soll, „Coronaregel-gemäß“ ein abwechslungsreiches Programm: Ingrid Ihnen-Haas begeisterte mit Brecht-Liedern und animierte mit französischen Chansons und amerikanischem Blues zum Mitwippen, während passend zum Anlass Sigrun Kaspari und Anna Tortajada u. a. aus den „Buchstabengeschichten“ lasen. Ein weiteres Highlight war der stimmungsvolle Beitrag auf der Harfe von Schauspielerin Mona Volmer, die damit Alt und Jung in ihren Bann

Wie ein erweitertes Schaufenster öffnet sich der neue KulturPavillon dem Besucher, der von zwei Seiten Zugang auf die Bücherregale hat. In der liebevoll gestalteten Theaterecke erwarten Information und Kulturangebote den Interessierten. Der neu gewonnene Raum erlaubt Innehalten an kleinen Tischchen unter Berücksichtigung der gebotenen Abstandregeln. Auch an die jüngsten Leser ist mit einer freundlich gestalteten Ecke gedacht, in der Jugend- und Kinderliteratur bereitliegt. Ein Küchenbereich und Abstellräume erweitern das Raumangebot, das die Betreiberinnen nach jahrelangem Bücherdasein auf kleinstem Raum besonders zu schätzen wissen.

In der „Theaterecke“ erwarten Interessierte aktuelle Kultur- und Theaterangebote.

Seite 9

Zehlendorf Mitte Journal

Messer Vogel Alles scharf zum Fest Schärfen Sie Ihre Messer selbst! Mein Angebot: VICTORINOX Diamantstahl inkl. Einweisung 39,90 €

Machnower Straße   Berlin-Zehlendorf Tel.:  -    www.lauer-teppiche.de Mo-Fr .-. Uhr

Sa .-. Uhr

Reinigung von Terrassen & Gartenmöbel

Birkbuschstraße 86 12167 Berlin-Steglitz Nähe Schloß · Rathaus/Steglitz Mo – Fr 10 – 18 Uhr · Sa. 9 – 13 Uhr und nach tel. Vereinbarung Tel./Fax.: 030 793 15 99 googlen Sie: „messer-vogel“ seit 1935

9

Seite 10

10

Zehlendorf Mitte Journal

Menschen am Kulturtreff zusammenbringen – wichtiger Förderauftrag des KulturKiosk.

Einiges war zu tun, bis der ehemalige Imbiss „culturelike“ war. Mitglieder des Jugendwerkkurses halfen da beim Verputzen, Innenräume wurden gespachtelt. Christine Wehner dichtete mit Bitumen-Band gefährdete Stellen zwischen Dach und Glaswänden, und Regisseurin Krienke zeigte wieder einmal, welch Ideenreichtum in Sachen Ausstattung in ihr steckt. Beide Frauen sind sich einig: „Äußerst angenehm war die Zusammenarbeit mit Herrn Lindemann vom Bezirksamt.“ Und Bezirksstadträtin Maren Schellenberg habe sich zuverlässig eingesetzt, die Übernahme beschleunigt und unkompliziert Handwerker geschickt. Auch die Miete für den Pavillon sei akzeptabel.

Bunt oder dezent? Harmonisch fügt sich das Innere des neuen KulturKiosk mit seinen weißen Wänden, Glasflächen und dem gefliesten Fußboden unaufdringlich ins Bild. Und auch die grün-berankten Außenwände haben ihren besonderen Charme. Das Konzept und die Beantragung der farbenfrohen Gestaltung des Außenbereiches (siehe Gazette 7/20) zur Vermeidung unkontrollierter GraffitiSchmiererei in Kooperation mit der Künstlerin Marina Schulze liegt derzeit dem Bezirksamt vor. Und auch von Seiten der Bücher-Stammkunden werden vermehrt Ideen zur Gestaltung der Außenwände geäußert: We niger Farbe, mehr Naturnähe, die dem rund um den U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim herrschenden Gesamtbild gerecht wird, wünscht sich da der Eine, während der Andere lediglich eine Wand bemalt sehen will und die Bänke eher schlicht gehalten. Ein Dritter könnte sich stärker begrünte Außenwände gut vorstellen, und wieder ein Anderer setzt auf die Rundumbemalung. – So bringt der neue KulturKiosk bereits jetzt, kurz nach seiner Eröffnung, allein über die Frage um seine zukünftige Außengestaltung die Menschen zueinander. Er ist regelmäßig von Montag bis Freitag in der Zeit von 15 bis 19 Uhr geöffnet.� ◾ � Jacqueline Lorenz

Seite 11

Zehlendorf Mitte Journal

11

Ehrengrab für „Pfitze“

Schauspieler Günter Pfitzmann lebte in Schlachtensee

E

in Berliner Urgestein und nicht nur in seinem Berliner Wohnort Schlachtensee bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund: Der Schauspieler Günter Pfitzmann (1924 – 2003) war in Fernsehserien und Kinofilmen, aber auch auf der Theaterbühne zu Hause. Der bekannte Schauspieler hatte keinen leichten Start ins Leben. Schon in seiner Kindheit ließen die Eltern sich scheiden, Günter blieb beim Vater. Das Abitur legte er 1942 ab. Gleich danach musste er in den Krieg ziehen. Eine schwere Beinverletzung machte seinen Traum, einmal als Sportlehrer zu unterrichten, zunichte. Er schlug den Weg als Schauspieler ein. Ausgebildet wurde

Gedenktafel in der Schöneberger Ziethenstraße 22.

er in Charlottenburg, an der Schauspielschule „Der Kreis“ unter Leitung von Fritz Kirchhoff. Der junge Schauspieler bekam schon während seiner Ausbildung erste Rollen und debütierte im Theater des Neuen Palais in Potsdam, wo das Landestheater Brandenburg kurz nach Kriegsende seine Spielstätte hatte. In Berlin trat er erstmals in der

Günter-Pfitzmann-Platz an der Matterhorn- Ecke Wasgenstraße in Schlachtensee.

Komödie am Ku’damm vor das Publikum. Eine lange Karriere folgte – Günter Pfitzmann war Mitbegründer des Kabaretts „Die Stachelschweine“ und spielte in weit über 50  Spielfilmen und Serien mit. Am bekanntesten waren seine Rollen als „Der Havelkaiser“, die des Dr. Brockmann in „Praxis Bülowbogen“ und Otto Krüger, den er in der Serie „Drei Damen vom Grill“ verkörperte. Günter Pfitzmann starb mit 79 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Nach ihm wurde der Günter-Pfitzmann-Platz in Schlachtensee benannt. Sein Grab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf wurde in diesem Jahr zum Ehrengrab des Landes Berlin.� ◾

Seite 12

12

Zehlendorf Mitte Journal

Waldfriedhof Zehlendorf

Ehrengräber, unbekannte Soldaten und weitläufiges Gelände

D

er jüngste und größte aller öffentlichen Friedhöfe im Bezirk: der Waldfriedhof Zehlendorf wurde zwischen 1946 und 1947 in einem Kiefernwald angelegt. Auf dem 375 000 Quadratmeter großen Areal sind rund 40 000 Menschen bestattet. Darunter sind 47  Ehrengräber, deren Pflege vom Land Berlin

verebbt schon bald, je weiter man in das Areal hineingeht.

Letzte Ruhe für Prominente Bekannte Persönlichkeiten aus vielen Bereichen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der frühere Regierende Bürgermeister und Bundeskanzler Willi Brandt, nach dessen Tod zehntausende Berliner kondolierten, Hildegard Knef, auf deren Grabstein immer wieder rote Rosen liegen und Boleslaw Barlog, der einst Herr des Schlosspark Theaters war und viele andere sind hier beerdigt.

Der italienische Ehrenfriedhof

Hinweis auf ein besonders oft gesuchtes Grab.

finanziert wird. Unter den vielen Kiefern trägt der Waldfriedhof seinem Namen Rechnung – hier hat man eher das Gefühl, in einem Wald zu sein als auf einem Friedhof. So kommen nicht nur Angehörige Verstorbener hierher oder Neugierige, die sich die Gräber von Prominenten ansehen. Der Waldfriedhof wird auch gern von Spaziergängern genutzt, die Ruhe und Abgeschiedenheit schätzen. Der Lärm der nahen Potsdamer Chaussee

Der Glockenbau auf dem Waldfriedhof stammt aus dem Jahr 1963.

Mitten im Wald liegen große Lichtungen. Auf einer befinden sich viele weiße Kissensteine: Es ist der 1953 angelegte italienische Ehrenfriedhof. Hierhin überführte man die in ganz Berlin und in Teilen Ostdeutschlands beerdigten italienischen Kriegsopfer. Darunter Soldaten, aber auch Zwangsarbeiter und Zivilisten. Auf dem italienischen Ehrenfriedhof und in weiteren Gräberfeldern wurden die sterblichen Überreste von Opfern des Zweiten Weltkriegs beigesetzt. Ein besonders abstoßendes Verbrechen ereignete sich am 23. April 1945 bei Treuenbrietzen. Dort befand sich das Kriegsgefa

Seite 13

Zehlendorf Mitte Journal

13

Erinnerung an die im Zweiten Weltkrieg getöteten Italiener.

genenlager Sebaldushof. Noch kurz vor Kriegsende wurden dort 127 Italiener, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, von Angehörigen der Wehrmacht erschossen.

Feierhallen und neue Bestattungsformen Fast zehn Jahre nach der Eröffnung des Friedhofs kamen die Feierhallen dazu. Die kleine und die größere Feierhalle befinden

sich auf einer kleinen Anhöhe. Vor dem Eingang stehen Mauern mit Travertinverkleidung. Die Rückseite der Hallen besteht aus Glasfronten, die den Blick in den Waldfriedhof erlauben. Eine relativ neue Bestattungsform ist der Memoriam-Garten, der im vergangenen Jahr auf dem Waldfriedhof Zehlendorf eröffnet wurde. Hierbei befinden sich die Gräber in einer gartenähnlichen Atmosphäre. Die Angehörigen können indi viduelle Grabsteine aufstellen lassen, müssen sich aber nicht um die Grabpflege kümmern. Memoriam-Gärten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, der erste in Zehlendorf wurde auf dem Friedhof Onkel-Tom-Straße eröffnet. Der Waldfriedhof Zehlendorf bietet darüber hinaus Erdwahlgrabstätten, Erdreihengrabstätten, Urnengrabstätten, Ruhegemeinschaften, Familiengräber und weitere Bestattungsformen an. � ◾

Theaterkasse Wildbad Kiosk Vorverkauf für Theater-SportKonzertveranstaltungen

Claudia Dilberger Stölpchenweg 33A ∙ 14109 Berlin Bestellung der Karten bequem per Telefon, Fax oder Mail Telefon 0160 949 30461 ∙ Fax 030 805 85 478 ∙ Mail wildbadkiosk@web.de

Seite 14

14

Zehlendorf Mitte Journal

Ein Meister der Unterhaltung Vor 100 Jahren wurde Curth Flatow geboren

„Ich heirate eine Familie“ – ein Fernsehhit in den 1980er-Jahren. Die Geschichte um einen Mann, der eine Frau mit drei Kindern heiratet, war die erfolgreichste

Serie des Drehbuchschreibers und Schauspielers Curth Flatow. Er wurde am 9. Januar 1920 in Berlin in eine Künstlerfamilie hinein geboren. Seine Mutter war die Chansonsängerin Alwine Flatow, die unter dem Künstlernamen Else Busch auftrat. Sein Vater war der Humorist Siegfried Flatow. Nach Abschluss der Schule begann er zunächst eine kaufmännische Lehre, daran schloss sich eine Ausbildung zum Modezeichner an. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Arbeitsdienst herangezogen. Bereits im Juni 1945 begann er bei einer Nachswuchsmatinee

mit seiner Karriere als Künstler – mit selbst geschriebenen Gedichten im „Kabarett der Komiker“. Er begann, Revuen und Bühnenstücke zu schreiben. Dabei lag der Schwerpunkt auf Unterhaltung der Zuschauer. Flatow spezialisierte sich auf unterhaltsame Stücke und etablierte sich damit auf vielen Bühnen. Alleine die Komödie „Das Geld liegt auf der Bank“ wurde im Hebbeltheater über 500 Mal aufgeführt. Aber er schrieb auch für den Rias Berlin sowie Sendereihen für seinen engen Freund Hans Rosenthal. Auch Dalli-Dalli stammt aus der Feder von Curth Flatow. Die Stü Malereibetrieb Michael Kränsel

U-Bhf Onkel Toms Hütte Ladenstraße Süd 4, 14169 Berlin Tel 030/60 95 40 20 Öffnungszeiten

Mo-Fr 10-18 Uhr Sa 9-15 Uhr

ischen Sie können zw n Sorten ne de ie ch 150 vers wählen. es Te erstklassigen

Von Zeit zu Zeit braucht halt alles mal einen neuen Anstrich. Schauen Sie sich doch bei nächster Gelegenheit die Wände Ihrer Räume etwas genauer an. Sind Sie noch zufrieden mit dem Farbton? Fühlen Sie sich wohl? Oder möchten Sie vielleicht das Ganze ein wenig auffrischen? Rufen Sie uns an! Wir sind für Sie da und unterbreiten Ihnen gerne unverbindlich unser Angebot. Ihr Michael Kränsel Ihr Partner für Wohnungsrenovierungen Laden- und Bürorenovierungen Fußbodenverlegearbeiten Neugestaltung von Fassaden und Hausaufgängen MK Malereibetrieb Ladenstraße 3 U-Bhf. Onkel Toms Hütte 14169 Berlin Mobil 0172-39 39 0 30 Tel. 030-85 60 10 51 www.mk-malereibetrieb.de

Seite 15

Zehlendorf Mitte Journal

15

Ehrengrab von Curth Flatow auf den Waldfriedhof Dahlem.

cke von Curth Flatow wurden in on und erhielt unter anderem das Waldfriedhof Dahlem beerdigt. über 20  Ländern aufgeführt. Er Bundesverdienstkreuz. 2011 starb Er erhielt ein Ehrengrab der Stadt war Präsident der Dramatiker Uni- Curth Flatow und wurde auf dem Berlin. � ◾

BUCHHANDLUNG

BORN

L AD ENSTR ASSE 17/18 · 14169 BERLIN U - BHF. ONKEL TOMS HÜTTE T E L 0 3 0 - 31 8 6 91 6 0 FA X 0 3 0 - 31 8 6 91 6 5 buchhandlungborn@aol.com w w w.b u c h h a n d l u n g b o r n b e r l i n.d e

Seite 16

16

Zehlendorf Mitte Journal

Erntedank in Wannsee

Zum Erntedankfest kamen in den letzten Jahren viele Besucher an die Kirche am Stölpchensee.

Live-Musik vor der Kirche am Stölpchensee

I

n Corona-Zeiten ist vieles anders – und so nimmt auch das traditionelle Erntedankfest der Evangelischen Kirchengemeinde Wannsee neue Formen an. Nachdem zu Pfingsten keine Konfirmationen möglich waren, wird am 4. Oktober ab 10 Uhr in der Kirche am Stölpchensee konfirmiert. Der Festgottesdienst entfällt in diesem Jahr. Dafür gibt es das etwas andere Erntedankfest rund um die Kirche. Von 15 bis 17 Uhr werden Erzeugnisse aus dem privaten Garten beim Großen Erntewettbewerb vorgestellt. Prämiert werden der kolossalste Kürbis – bei dem es nach Gewicht geht, die kugeligste Kartoffel nach Form, unversehrter Schale und Musterung, die beste Birne oder der allertollste Apfel nach Musterung, Glanz und Form. Über die Sieger entscheiden eine Jury

und die Besucher. Der Wettbewerb dient gleichzeitig einem guten Zweck. Neben den jeweiligen Ausstellungsstücken steht ein Gefäß, in das Geld für das Spendenprojekt der Gemeinde geworfen werden kann. Bei der Preisverleihung um 17 Uhr wird dann über den Sieger entschieden.

30 Jahre Wiedervereinigung In diesem Jahr wird die Wiedervereinigung Deutschlands 30 Jahre alt. Auch das ist ein Thema auf dem Erntedankfest. Persönliche Geschichten und Erinnerungsstücke wurden gesammelt und flattern an einer Kordel im Wind – nach dem Motto „Wind of Change“. Rund um die Kirche lädt diese Aktion zum Anschauen und Lesen ein. Sie ist

Seite 17

Zehlendorf Mitte Journal

17

von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Ab 16 Uhr wird LiveMusik von der Kirche geboten, mit Kaffee und Kuchen ist auch das leibliche Wohl gesichert. Den Abschluss bildet ein festlicher Dank-Gottesdienst um 18 Uhr.

Spendenprojekt 2020 In diesem Jahr werden Spenden für den Verein „Arivu – Zukunft durch Bildung e. V.“ in Nienburg/ Weser gesammelt. Der Verein arbeitet mit Akteuren in Chennai, Tamil Nadu, in Indien zusammen. Dort fördern sie Bildungsprojekte für die Dalit, die früher auch als Kastenlose bezeichnet wurden. Bis zur Corona-Krise konnten Schülerinnen und Schüler aus armen Familien in dem durch Spenden finanzierten St. Johns Wohnheim leben und in der dazugehörigen Dr. Arulappa-Schule lernen. Durch Corona mussten die Kinder und Jugendlichen zurück in ihre Heimatdörfer und werden durch die indischen Partner von Arivu mit spendenfinanzierten Lebensmitteln unterstützt. Weitere Informationen unter www.arivu-nienburg.org . � ◾

Andreas Kerkmann Steuerberater

Foto: Denis Junker / Fotolia

Ludwigsfelder Straße 14 14165 Berlin (Zehlendorf) Telefon: 030 / 801 73 35 Telefax: 030 / 802 24 94 Internet: www.buero-kerkmann.de E-Mail: kerkmann@buero-kerkmann.de Mandantenportal https://buero-kerkmann.portalbereich.de

e

ow er S traß chn

Ma

Schönower Park

Schweizerhofpark

Str.

jery str.

str.

andd

ra ße

h rauc

Hauptstadtrad

S c hä d e s t

Mühlenstr -H Prinz

e raß

chst

leps

Ber

mm

Verkauf Service Inzahlungnahme Reparaturen innerhalb von 24 Std.

udstr.

Gertra

Inh. M. Mosolf Teltower Damm 76 14167 Berlin ☎ 030 - 815 67 66 Öffnungszeiten: Mo - Mi, Fr 10 - 18 Uhr Do 14 - 18 Uhr Sa 9 - 13 Uhr

Teltower Da

Fahrräder Kuczka

n e Stub

Zehlendorf

Seite 18

18

Zehlendorf Mitte Journal

Landschaftspark Klein-Glienicke weiterhin gesperrt Gefahr durch umstürzende Bäume und herabfallende Äste

T

raurige Augen an einem sonnigen Sonntagmorgen: Die Familie mit den Picknickkörben stand vor rotweißem Absperrband und musste sich für ihren freien Tag einen anderen Platz im Grünen suchen. Auf die große Wiese im Glienicker Park ging es auf jeden Fall nicht. Schon seit April ist ein großer Teil des Glienicker Landschaftspark für das Publikum gesperrt. Nach aktuellen Meldungen soll die Sperrung noch lange andauern. Erst 2021 könnten Teile des Parks, dessen korrekte Bezeichnung „Landschaftspark Klein-Glienicke“ ist, wieder für Öffentlichkeit zugänglich sein.

Alter Baumbestand – trockene Sommer Der Grund: Viele Bäume sind in die Jahre gekommen, einige sind über 200 Jahre alt. Das Alter, aber auch die beiden vergangenen außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer sowie Schädlinge haben den Bäumen zugesetzt. Damit kein Besucher verletzt oder gar von herabstürzenden Ästen oder umstürzenden Bäumen getötet wird, hat das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf den Landschaftspark abgesperrt. Die Schäden zu sichten und zu beseitigen ist ein um fangreiches Unterfangen. Der Schnitt der Bäume hat so zu erfolgen, dass das Landschaftsbild erhalten bleibt. Eine Mammutaufgabe für die Mitarbeiter des Grünflächenamtes, die auch in den anderen Parks und Grünanlagen in Steglitz-Zehlendorf voll

gefordert sind. Darüber hinaus spielen die Nachwirkungen des Lockdowns eine Rolle. Zudem müssen die Maßnahmen im Landschaftspark, der nicht nur zum Weltkulturerbe zählt, sondern für den auch die strengen Regeln der Flora-Fauna-Habita

Seite 19

Zehlendorf Mitte Journal

Richtlinie gelten, mit dem Senat Wegen bleiben müssen. Ein Picknick auf der Wiese ist nach abgestimmt werden. den geltenden Regeln ohnehin nicht erlaubt. Schloss Glienicke

geöffnet

Wann der gesamte Landschaftspark wieder geöffnet werden kann, ist noch nicht absehbar. Umrunden kann man ihn aber: An den Bäumen, die die umlaufenden Hauptwege säumen, wurden bereits im April die notwendigsten Maßnahmen vorgenommen. Ein langer Spaziergang rund um das Areal ist also möglich. Der Pleasureground rund um das Schloss Glienicke bleibt für das Publikum geöffnet. Doch auch nach Beendigung der Arbeiten gilt, dass die Besucher des Parks, der zum Weltkulturerbe zählt, auf den

Vom Adelsbesitz zum Volkspark Der Landschaftspark erhielt um 1860 seine heutige Ausdehnung. Prinz Karl, der Besitzer von Schloss und Park, ließ das Ensemble anlegen. Die Entwürfe stammen von Peter Joseph Lenné, der bereits den Vorläufer des Landschaftsparks gestaltet hatte. Für die Öffentlichkeit war das Gelände nicht zugänglich. Nach dem Tod des Prinzen verwilderte das Gelände nach und nach, da die Erben nur wenig Interesse an dem Landsitz zeigten. Sein Enkel Prinz Friedrich Leopold verpfän 19

dete die Ländereien sogar an die Dresdner Bank. Über Umwege kam der Landschaftspark so 1934 in den Besitz des Landes Berlin. Als Propagandamaßnahme wurde er 1935 als Volkspark Glienicke für die Allgemeinheit zugänglich gemacht. Das Schloss Glienicke und der Pleasureground hingegen blieben im Besitz des Adels. Doch auch diese Liegenschaften wurden 1939 an die Stadt verkauft. Seitdem gehören Schloss und Landschaftspark Glienicke zu den beliebten Ausflugszielen. Mit dem Ende der Pflegemaßnahmen – die im Fall des Landschaftsparks voraussichtlich noch lange andauern werden – können die Besucher die schöne Landschaft nahe der Havel wieder genießen. ◾

Seite 20

20

Zehlendorf Mitte Journal

St. Peter und Paul auf Nikolskoe saniert Wiedereröffnung nach 18 Monaten Bauzeit

D

ie schöne, fast verwunschene Kirche hoch über der Havel ist wieder geöffnet. Im September fand die feierliche Wiedereröffnung im kleinen Kreis statt. Die fast 170 Jahre alte Kirche zu sanieren war ein umfangreiches Projekt. Während der Arbeiten wurden mehr und mehr Problemstellen gefunden und auch coronabedingt klappte nicht alles wie geplant. Doch nun hat die Kirche eine neue Heizung, das Dach ist erneuert und die Glockentürme wieder dicht. Alle Arbeiten sind beendet und die Besucher können das Gotteshaus über den ebenfalls frisch sanierten Vorplatz wieder betreten. Eine tägliche Besichtigung ist leider aus Personalmangel nicht möglich. Die Evangelische Kirchengemeinde sucht noch Ehrenamtliche, die sich zur Verfügung stellen. Doch jeden Sonntag kann der Gottesdienst um 15  Uhr besucht werden. Das Gotteshaus im Wald war im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. erbaut. Die Kirche in Anlehnung an den russischen Stil – der daher rührte, dass eine Tochter des Königs den russischen Zaren geheiratet hatte – entstand zwischen 1834 und 1837. Diese soll sich der Legende nach Glockenklang über der Havel gewünscht haben. Der

St. Peter und Paul auf Nikolskoe wärend der Sanierung.

König erfüllte seiner Tochter ihren Wunsch. Entworfen wurde das Gotteshaus von Friedrich August Stüler und Albert Dietrich Schadow. Die Kirche wurde Pfarrgemeinde für die Gläubigen von Klein Glienicke und der Pfaueninsel. So konnte der König den Bau auf Staatskosten errich ten lassen. Die Innenausstattung entspricht in großen Teilen der aus den Anfangszeiten. Der preußische Prinz Carl, Sohn von König Friedrich Wilhelm III., ließ 1877 eine Gruft unter der Kirche bauen. In ihr fanden seine Frau Marie und er selbst die letzte Ruhestätte. � ◾

Seite 21

Zehlendorf Mitte Journal

Nasse Wände, Feuchte Keller? Komplettlösungen gegen Feuchtigkeit und drückendes Wasser auch ohne Schachten von innen ausgeführt Mariendorfer Damm 159, 12107 Berlin, ☎ (030) 36 80 15 86/87, Fax 36 80 15 88, www.inserf-bautenschutz.de TÜV-geprüfter Fachbetrieb – Mitglied im Holz- und Bautenschutzverband

zertifizierter Fachbetrieb

21

Seite 22

22

Zehlendorf Mitte Journal

Der Spielplatz ist bei den kleinen Anwohnern sehr beliebt.

Ein Konzert zur Versöhnung Yehudi Menuhin gilt als einer der größten Geigen-Virtuosen

B

erlin lag in Trümmern, als in Düppel eine Geige erklang. Der berühmte Virtuose Yehudi Menuhin spielte in dem Camp für „Displaced Persons“ sein erstes Versöhnungskonzert. Der in Amerika geborene Menuhin hegte trotz seiner jüdischen Wurzeln keinen Hass. Er war der Auffassung, dass Versöhnung der Weg zum Frieden ist. An der Stelle, an der sich damals ein Camp befand, ist heute ein Park. Am 19. September 2009 bekam dieser den Namen Yehudi-Menuhin-Park.

Das Camp in Düppel

Yehudi Menuhin 1943.

Menschen auf der Flucht – im Nachkriegsberlin ein alltägliches Bild. Auch viele Juden, die den Vernichtungslagern entkommen waren, hatten keine Heimat mehr. Für diese sogenannten Displaced Persons (DP) richteten die amerikanischen Streitkräfte Camps ein – eins in Mariendorf, eins in Wittenau und eins in Düppel. Bei dem Camp in Düppel, genannt Düppel Center, handelte es sich um das größte Camp. Hierher kamen auch viele

Seite 23

Zehlendorf Mitte Journal

Am Mutter-Mochow-Haus erinnert eine Gedenktafel an das Camp in Düppel.

polnische Juden, die sich in ihrer Heimat erneut Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sahen. Im Düppel Center kehrte fast so etwas wie Normalität in ihr Leben ein, auch wenn sie in einem Land waren, in dem sie nicht sein wollten. Die Versorgung war dank der Unterstützung der Alliierten gut. Es gab Schulen, Kindergärten, ein Theater,

koscheres Essen, ein eigenes Mitteilungsblatt. Ehen wurden geschlossen und Kinder kamen auf die Welt. Die Bewohner lebten wie in einem jüdischen Schtetl, auch wenn es für alle nur eine Lösung auf Zeit war. Problematisch war, dass immer mehr Flüchtlinge kamen, jedoch nur wenige weiterreisen durften. Das Ziel der meisten war Palästina, dort ließen die Briten aber keine Flüchtlinge ins Land. Die USA vergaben nur wenige Visa,

23

so dass kaum Menschen dorthin weiterreisten. Bald konnten keine neuen Flüchtlinge aufgenommen werden und Neuankömmlinge wurden in DP-Camps nach Westdeutschland transportiert. Im Jahr  1948 wurde das Lager aufgelöst, da die Versorgung durch die Berlin-Blockade zunehmend problematischer wurde. Die Menschen suchten sich entweder eine eigene Bleibe in Berlin oder entschieden sich für den Flug nach Westdeutschland.

Seite 24

24

Zehlendorf Mitte Journal

Der weitläufige Yehudi-Menuhin-Park erstreckt sich zwischen der Potsdamer Chaussee und Am Rohrgarten.

Dort warteten viele in den dortigen DP-Camps auf die Möglichkeit zur Weiterreise. Eine Gedenktafel für das Düppel Center befindet sich am früheren Haus von Mutter Mochow an der Potsdamer Chaussee. Sie hält das Gedenken an dieses Stück Zehlendorfer Geschichte lebendig.

Wunderkind Yehudi Gute Musik war dem Wunderkind Yehudi Menuhin schon früh wichtig – so soll er bereits im Alter von vier Jahren eine Spielzeug-Geige zertrampelt haben, weil die Töne in seinen Ohren schrecklich klangen. Daraufhin bekam der 1916 geborene Musiker seine erste, richtige Violine und Unterricht bei Siegmund Anker, einem Geiger aus Österreich, der in Menuhins Heimatstadt San Francisco lebte. Als der Junge sechs Jahre alt war, nahm der Konzertmeister Louis Persinger ihn als Schüler an. Mit sieben Jahren trat Menuhin erstmals öffentlich auf und im Alter von neun Jahren spielte er sein erstes Solokonzert. Die Familie folgte seinem Lehrer nach New York und zog nur wenig später nach Paris, wo Yehudi bei dem Ausbilder von Louis Persinger weiter lernen sollte. Weitere Umzüge folgten, Yehudi lernte neben der immer perfekteren Beherrschung seines Instruments die Sprachen Deutsch und Italienisch. Im Zweiten Weltkrieg gab er Konzerte für Soldaten, nach Kriegsende gab er Versöhnungskonzerte. Nach einem Zusammenbruch nahm Yehudi Menuhin eine Auszeit, bei der er zum Yoga fand, das er von da an regelmäßig praktizierte. In einer Anekdote aus dem Jahr 1949 wird erzählt, wie Yehudi Menuhin einem Berliner Drehorgelspieler eine größere Summe gibt, mit der Bemerkung „Wir Musiker müssen zusammenhalten.“ Der Künstler engagie

Seite 25

Zehlendorf Mitte Journal

dem Ritterorden aus und er bekam, neben vielen anderen Ehrungen, das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Yehudi Menuhin starb kurz vor seinem 83. Geburtstag während einer Konzertreise in Berlin an einer Lungenentzündung.� ◾

Juwelier Uhren Weiss Teltower Damm 22 Batteriewechsel sofort Uhren- und SchmuckReparaturen in der eigenen Werkstatt Lieferservice für Großuhren Öffnungszeiten Di. - Fr. 9:00 - 18:30 Sa. 9:00 - 13:30

foto: gitanna / fotolia

te sich auch für den Nachwuchs. 1963 gründete er eine Schule für Violinenunterricht in England. Er rief einen Wettbewerb für junge Violinenkünstler im Alter bis zu 22 Jahren ins Leben und gründete eine internationale und eine deutsche Yehudi-Menuhin-Stiftung. Queen Elisabeth zeichnete ihn mit

25

www.uhren-weiss-zehlendorf.de · Tel. 811 69 97

Seite 26

26

Gesundheit

Superfood

Oma hat es besser gemacht

W

enn ich bei meiner Oma zu Besuch war, tauchte ich in eine andere Welt ein. Die Küche spiegelte die Einfachheit eines Lebens wider, das wir so nicht mehr kennen. Die Zeit hatte eine andere Dimension, sie verging irgendwie langsa foto: De Viso / Fotolia

mer, und wenn die alte Standuhr dröhnend die volle Stunde anzeigte, schien sie sogar stehen zu bleiben. In anderer Hinsicht war meine Oma ihrer Zeit weit voraus. Etwas, was in ihrer Küche nie fehlte, waren so „altertümliche“ Nahrungsmittel wie Graupen,

Leinsamen und Haferflocken. Als Kind fand ich diese Dinge komisch. Das ging nicht nur mir so. Ganz allgemein hat die Schlichtheit dieser Lebensmittel dazu geführt, dass sie immer weniger geschätzt wurden. Attraktiver als Haferflocken sind für uns heute raffiniert verarbeitete Produkte wie Frühstücks-Cerealien. Und als gesund gelten Superfoods wie z. B. Chia-Samen oder AcaiBeeren. Als „Superfoods“ bezeichnet man meist exotische Lebensmittel, die größere Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen, sekundären Pflanzenstoffen und essenzielle Fettsäuren enthalten. Ihnen werden gesundheitsfördernde Effekte zugesprochen. Beispiele dafür sind neben den oben genannten auch Gojibeeren, Quinoa und Curcuma. Für Superfoods geben die Deutschen viel Geld aus. Dabei fehlen nicht nur Wirksamkeitsstudien, es gibt häufig viel günstigere heimische Alternativen. Und da kommt wieder meine Oma ins Spiel.

Seite 27

Gesundheit

Leinsamen statt Chia So wie sie sich früher immer Leinsamen in den Joghurt rührte, streuen sich heute SuperfoodFans Chia-Samen als „Topping“ über Müsli oder Smoothie. ChiaSamen haben einen hohen Anteil an Ballaststoffen, Proteinen und Alfa-Linolensäure. Aus letzterem kann der Körper gewisse Mengen langkettiger Omega3-Fettsäuren bilden, die sonst nur über Fisch aufgenommen werden. Diese Fettsäuren gelten unter anderem als entzündungshemmend, sie sind dafür bekannt, dass sie sich positiv auf das Lipidprofil des menschlichen Blutes auswirken. Sie können daher bis zu einem gewissen Grad das Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen senken. So weit so gut. Allerdings haben Chia-Samen in Studien bisher keinen eindeutigen Effekt auf kardiovaskuläre Risikofaktoren. Das hat zumindest eine Metaanalyse ergeben, in der eher die herkömmlichen Leinsamen punkteten, die ebenfalls viel Alfa-Linolensäure enthalten. Als effektiv erweisen sich Leinsamen auch in einer Studie mit

Hypertoniepatienten, bei denen durch den täglichen Verzehr von 30 g gemahlenen Leinsamen der systolische Blutdruck im Schnitt von 142 auf 136  mm  Hg sank. Interessant ist der Effekt auf den Blutzuckerspiegel. In einem Versuch, in dem Probanden 50 g Zucker zu sich nahmen, konnten Chia-Samen den folgenden Blutzuckeranstieg abbremsen – und Leinsamen auch.

Superkönner Haferflocken Ein weiteres wertvolles Lebensmittel sind Haferflocken. Sie haben ein ähnlich günstiges Mikronährstoff-Profil wie das Superfood Quinoa. Doch im Gegensatz zu dem exotischen Inka-Getreide ist der positive metabolische Effekt von Haferflocken bei Typ-2-Diabetikern wissenschaftlich gut belegt. Der Konsum der Flocken senkt erwiesenermaßen den HbA1c (Langzeitblutzucker), den Nüchternblutzucker sowie den LDLCholesterin-Spiegel. Gegen die Superfoods sprechen ihr oftmals hoher Preis, aber auch fehlende hygienische Vorgaben bei der Lagerung in

27

Herkunftsländern. Bedenklich ist zudem, dass viele der exotischen Lebensmittel mit Schadstoffen wie Pestiziden oder Schimmel belastet sind. Alternativen stehen in einer Vielzahl zur Verfügung. Neben Leinsamen und Haferflocken betrachten Ernährungswissenschaftler beispielsweise Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren, Aroniabeeren, rote Bete, Grünkohl, Brokkoli und Mandeln als Champions unter den Lebensmitteln. Meine Oma hat also einiges richtig gemacht, nicht nur in Bezug auf die eigene Gesundheit. Ihr Konsumverhalten war umweltverträglicher als unseres heute. Schließlich müssen Superfoods erst über tausende von Kilometern zu uns transportiert werden. Zugegeben. Graupen, die aus geschälten und polierten Gerstenkörnern bestehen, mag ich bis heute nicht so recht. Gesund sind sie auch nicht wirklich, denn beim Schälen werden die Randschichten des Korns und der Keimling entfernt. Doch in Bezug auf Superfood waren uns die Großmütter um eine Nasenlänge voraus. � ◾ Heike Stahlhut, Dipl. Biologin DGK

Seite 28