Blau-Silber Berlin TSC e. V.
Meisterhaft Tanzen in Schöneberg
Erschienen in Gazette Charlottenburg Dezember 2024
Tanzen ist gut für Körper und Geist, fördert es doch die Koordination, Stimmung und körperliche Fitness. Hat man es nach Beginn in einer der zahlreichen Tanzschulen bis zur Wettkampf-Qualität gebracht, bieten sich etliche Möglichkeiten, sein Können in qualifizierten Tanzclubs auszubauen. Allein in unserer Hauptstadt gibt es laut Landestanzsportverband Berlin rund 60 Vereine, in denen Tanzen als Breitensport, Gesundheitssport und Leistungssport angeboten wird: Standard, Latein, Jazz und Modern/Contemporary, Turniertanz, Formationen, Hip-Hop, Video-Clip Dancing, Salsa, Tango Argentino, West Coast Swing – für jeden Tanzbegeisterten dürfte in diesem breiten Angebot etwas dabei sein – auch im neuen Jahr.
Erfolgsverein mit wechselvoller Geschichte
Der Blau-Silber Berlin TSC e. V. gilt da als einer der renommiertesten Berliner Vereine in der Standard- und Latein-Kategorie des Tanzsports. – Nicht zuletzt wegen seiner lehrenden Spitzentrainer und -trainerinnen. Am 22. Januar 2003 hatte sich Blau-Silber Berlin als Nachfolgeverein des Blau-Weiß-Silber mit etlichen ehemaligen Mitgliedern gegründet, um als neuer Club die Tradition und erfolgreiche Arbeit ihres Vorgängers als Abteilungsverein in Olympischen Sportclub (OSC) fortzusetzen. Sein Vorsitzender wurde Günter Pfaffenbach, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Karin jahrelang aktiv und erfolgreich in der Sonderklasse tanzte. Heute ist Karin Pfaffenbach aktuelle Vorstandsvorsitzende des rund 300 Mitglieder zählenden Blau-Silber Berlin und als Trainerin in Schöneberg sowohl in den Turnierklassen des Vereins als auch im Breitensport unterwegs. In seinen Anfängen geht der heutige Tanzclub auf das Jahr 1950 zurück, in dem Richard und Mädy Keller in der Hochzeit des Gesellschaftstanzes im Verbund mit der Tanzschule Keller den Blau-Gold-Berlin, danach den Excelsior Berlin, schließlich den Blau-Weiß-Silber Berlin und den Grün-Gold Berlin gegründet hatten. Erste größere Turniererfolge brachte in den 70ern die Latein-Formation, die sich nach etlichen Höhen und Tiefen 1994 auflöste. 1973 kam es unter Beibehaltung des Namens Blau-Weiß-Silber zur Fusion mit der Tanzsportabteilung Club Excelsior im Olympischen Sportclub. Mit dem Anstieg der Mitgliederzahlen wurden 1974 die eigenen Trainingsräume am Kurfürstendamm bezogen, schon bald nahm der Club noch weitere Räume im Steglitzer Kreisel dazu. Die Kurfürstendamm-Räume wurden 1994 aus Kostengründen aufgegeben. Umorganisation der Abteilungsvereine und die Aufnahme in den OSC folgten, der Landessportverband Berlin führte als Untermieter der vom Club angemieteten Kreisel-Räume dort das Landes-Leistungszentrum Tanzen. Nach seinem Umzug in die neue Max-Schmeling-Halle entstanden Blau-Weiß-Silber dadurch große finanzielle Probleme, dazu kamen steigende Miete und fallende Mitgliederzahl. 2003 schließlich wurde der Blau-Weiß-Silber Berlin e. V. aufgelöst. Die neue Ära des nachfolgenden Blau-Silber Berlin e. V. brach an mit bezahlbaren Trainings- und Clubräumen im Schlesiensaal-Komplex des Rathaus Friedenau, die man sich daraufhin nicht ohne Probleme mit dem Theater Morgenstern teilen musste. Als 2012 durch Vandalismus ein immenser Wasserschaden im Rathaus Friedenau entstand, stand auch der Tanzclub über Nacht ohne Trainingsräume da. Nur dank der Hilfe befreundeter Clubs, der TU Berlin, des Bezirksamtes und der Tanzschule Keller konnte der Trainingsbetrieb weitergehen. Als Raumersatz diente von nun an die Aula mit teilweise oberer Turnhalle der Schöneberger Teske-Schule. Zwar konnte der Tanzclub wieder in den notdürftig renovierten Schlesiensaal ins Rathaus Friedenau zurückkehren, doch Unstimmigkeiten mit dem Theater, die Übernahme durch die BIM und Unsicherheiten prägten diese Zeit. 2016 mietete Blau-Silber Berlin mit seinem Trainingsbetrieb daher die vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg angebotene Aula mit kleinem Büro.
2017 reparierte das Bezirksamt kulanterweise das sanierungsbedürftige Parkett. Noch sechs Jahre kann der Tanzclub in diesen Räumen bleiben. Im Bezirksgespräch ist jedoch, die Teske-Schule, in der zur Zeit neben dem Tanzclub auch die VHS und eine Musikschule Räume nutzen, nach 2031 wieder dem öffentlichen Schulbetrieb zuzuführen.
Meisterklasse auch bei den Trainern
Über die mehr oder weniger unruhigen Jahre ist Blau-Silber Berlin im Turniersport dennoch erfolgreich geblieben, veranstaltet dabei zweimal jährlich Tanzturniere und bringt etliche Deutsche Profi-Vize-Meister, Deutsche, Europa- und Welt-Meister der Professionals hervor. Und das, obwohl so manch Stolperstein die geordneten Tanzschritte störte, sei es als mitgliederfressende neue Schulordnung mit Ganztagsschule, als Datenschutz, Urheberrecht oder überhöhte Mietforderung. Vielsagende (Welt)meisterpaar- und Spitzentrainernamen von höchster Tanzsport- und Verbandsebene wie Diethard und Christel Marschall, Gert Faustmann und Alexandra Kley sowie Laurens Mechelke und Anastasiya Mechelke-Kravchenko, Kerstin Jörgens, Sandra und Steffen Zoglauer oder Beate Franke, Lydia Hellmann und nicht zuletzt Karin Pfaffenbach sorgen dafür, dass das Blau-Silber-Tanzparkett weiterhin begehrt bei ambitionierten Tanzsportlern ist, den Erfolg vor Augen.
Aller Anfang ist Technik
Dazu gehören an einem trüben Novemberabend auch sieben Paare der Turnier-Jugend BAS Standard im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. In Planung sind bei Blau-Silber übrigens auch wieder Angebote für den noch jüngeren Tanznachwuchs. – Auch wenn diese Altersgruppe meist von den Tanzschulen abgefangen wird, bevor sie den Weg in weiterführende Tanzsportclubs finden kann. Karin Pfaffenbach hofft, dass sich das zukünftig ändert. Denn je früher die Basics richtig erlernt und trainiert werden können, desto früher kann sich auch ein Turniererfolg einstellen. „Wenn ich damals als Turniertänzerin schon gewusst hätte, was ich in der Trainerausbildung gelernt habe, wie viel leichter wäre alles gewesen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Trainiert wird an diesem Montagabend intensiv und zeigt einmal mehr: Tanzen ist so viel mehr als das Absolvieren bloßer Schrittfolgen: Konditionstraining steht da ebenso oben an wie Fitness und das absolute Beherrschen bestimmter Basics, die schließlich in Schrittfolge gehen. Jeder Tanzpartner tanzt im Training die jeweilige Schrittfolge immer wieder alleine, auch das muss sitzen. Bis die Paare turniergemäß scheinbar schwerelos im Gleichgewicht über die Tanzfläche schweben, ist es ein langer Weg, den Disziplin und Ehrgeiz ebnen und erfahrene Trainer begleiten. „In unserem erfolgreichen Club kommen die Tanzsportlerinnen und Tanzsportler auf dem Weg zum Turniersport hauptsächlich der Technik wegen, auf die wir ganz besonderes Augenmerk legen“, erklärt Karin Pfaffenbach.
Turnier oder Hobby – das ist die Frage
Bei den jugendlichen Trainierenden an diesem Abend sieht man bereits deutliche Unterschiede: So bleibt der Blick unweigerlich an dem 15-jährigen Illia mit seiner gleichaltrigen Tanzpartnerin Talita und an Janis mit Annabelle, beide 18, hängen. Die Körperspannung und elegante Harmonie sind bei beiden Paaren, die in frühem Kindesalter mit dem Tanzen begonnen haben, beeindruckend. Und selbst in einer kurzen Pause feilt jeder für sich noch an der Fußtechnik. Illia ist vor zwei Jahren aus der Ukraine gekommen, tanzt seit seinem sechsten Lebensjahr. So exakt wie jeder Schritt ist auch sein Deutsch. „Ich hatte einen ukrainischen Trainer, der mir Blau-Silber Berlin empfohlen hat, weil hier so gute Trainerinnen und Trainer unterrichten“, erklärt er den Grund, gerade diesen Club gewählt zu haben. Die jungen Nachwuchstänzer trainieren oft bis zu sieben Tage pro Woche – neben der Schule und nicht selten aus dem Umland kommend. Tanzschuhe und Trainingskleidung – auch die Frauen in Hosen – gewährleisten klaren Blick auf Körperhaltung und Fußarbeit, geben jeden noch so kleinen Fehler preis, auch an diesem Abend. Die Stunde endet schließlich mit Konditionstraining Seilspringen.
Nachdem der Nachwuchs das Parkett erschöpft verlassen hat, betritt es zu später Stunde Karin Pfaffenbachs Hobby-Gruppe, Latein steht auf dem Programm: Vier Paare mittleren Alters, die nicht weniger ambitioniert sind. Auch der Breitensport spielt im Tanzsportverein Blau-Silber Berlin eine wichtige Rolle. Alle Leistungs- und Altersklassen will der Verein mit seinem umfangreichen Angebot an Trainingsmöglichkeiten ansprechen, vom jungen Menschen bis Senior, vom Anfänger bis zur Spitzenklasse. Der Clubbeitrag ist Altersklasse-abhängig. Probestunden können vereinbart werden.
Kontakt und weitere Informationen unter www.blau-silber-berlin.de
Jacqueline Lorenz