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Das Bali: Geschichte eines Kinos

Sonderausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf

Foto: Helgard Gammert, 1990er-Jahre
Foto: Helgard Gammert, 1990er-Jahre
Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Dezember/Januar 2024

„Bali“ – der Name klingt exotisch, nach Strand, Sand, warmer Sonne und türkisblauem Meer. Aber das täuscht, denn der Name des Kinos an der Gartenstraße in Zehlendorf Mitte setzt sich ganz schlicht aus „Bahnhof Lichtspiele“ zusammen. Von den vielen Kinos, die es einst in Zehlendorf gab, sind nur das Bali und das Capitol in Dahlem übrig geblieben. Die große Zeit der Kinos endete mit dem Siegeszug des Fernsehers – das Bali gibt es jedoch bis heute. 1946 eröffnete es im Wintergarten des damaligen Burghotels. Ausschlaggebend bei der Gründung war der Projektor, den russische Soldaten bei ihrem Abzug zurückgelassen hatten. Es war die Gelegenheit, ein neues Kino zu eröffnen. Der erste gezeigte Film war ein amerikanischer Spielfilm mit dem Titel „Sieben Tulpen“.

Alte Kinokarten
Alte Kinokarten mit Preisen. Foto: Matthias Aettner / HVZ

Zeit als politisches Kino

Bis in die 1970er-Jahre unterschied sich das Programm des Bali nicht von denen anderer Kinos. Das änderte sich im Jahr 1973, als der Schauspieler und Filmemacher Manfred Salzgeber das Bali übernahm. Er entwickelte es zum politischen Kino. Doch das Zehlendorfer Publikum nahm diesen Wechsel nicht gut an – die politisch eher links orientierten Berlinerinnen und Berliner wohnten überwiegend in Kreuzberg und Neukölln, wo sich ebenfalls politische Kinos befanden. Sie fuhren nicht bis nach Zehlendorf, um sich einen Film anzusehen. Das Bali war bald verschuldet und Manfred Salzgeber bot es Helgard Gammert an, die es am 1. Januar 1979 unter ihrer Regie neu eröffnete.

Helgard Gammert
Helgard Gammert leitete 45 Jahre lang das Bali. Foto: Matthias Aettner / HVZ

Vielfältiges Programm

Auch für sie war der Anfang nicht leicht. Den Durchbruch brachte das Kinderprogramm, das es unter Manfred Salzgeber nicht gegeben hatte. Mit dem zuverlässigen Angebot für die Kleinen, bei denen Klassiker, aber auch neue Filme gezeigt wurden, fanden auch die Erwachsenen den Weg zurück ins Kino, das vorher den Ruf hatte, sehr „linkslastig“ zu sein. Mit seinem vielfältigen und abwechslungsreichen Programm, aber auch dank seines treuen Stammpublikums und der engagierten Betreiberin überstand das Bali schwere Zeiten, auch während Corona. In jüngster Zeit übergab Helgard Gammert die Geschicke des Bali an Andreas Neun – die Gazette berichtete –, der dafür sorgt, dass das Zehlendorfer Traditionskino bestehen bleibt.

Enfants de Paradis – ein Film aus den Anfangszeiten des Bali.
Enfants de Paradis – ein Film aus den Anfangszeiten des Bali.  Foto: Matthias Aettner / HVZ

Ausstellung mit Sonderveranstaltungen

Im Rahmen der Ausstellung im Heimatmuseum gibt es mehrere Sonderveranstaltungen, die erste am 27. November: „Vom Mut, ein Kino zu kaufen“ – Helgard Gammert erzählt vom Bali. 22. Januar: „Dem Alltag auf der Spur, Verfälschungen – Was der Film uns vorenthält“. Am 19. Februar heißt es „Lieblingsfilme – und was aus ihnen geworden ist“ und am 12. März „Hat das Kino eine Zukunft?“. Die Teilnahme an den Sonderveranstaltungen kostet pro Person 5 Euro inklusive kleinem Imbiss. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Voranmeldung unter Tel. 030-802 24 41 oder info@heimatmuseum-zehlendorf.de erforderlich.

Foto: Matthias Aettner / HVZ
Foto: Matthias Aettner / HVZ

Die neue Sonderausstellung des Heimatmuseums, die gemeinsam mit Helgard Gammert gestaltet wurde, trägt den Titel „Das Bali: Geschichte eines Kinos“ und ist bis zum 30. März 2025 zu sehen. Das Heimatmuseum ist sonntags und mittwochs von 11 bis 15 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.heimatmuseum-zehlendorf.de

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