Garage macht Geschichte
Alexander Kindermann lässt Oldtimerträume wahr werden
Erschienen in Gazette Charlottenburg Januar 2025
Das „Dahlemer Dreieck“, das zwischen Thielallee, Dahlemer Weg und Unter den Eichen liegt, verbindet man am ehesten mit der ganz in der Nähe liegenden Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) und der Trattoria, Ecke Thielallee. Als Zehlendorfer „Lost Place“, der ereignisreich zu erzählen weiß, tritt daneben das Gesundheitsamt in Dahlem in Erscheinung. Hat der kaiserliche Prachtbau Unter den Eichen 82-84 mit seinen roten Ziegelgebäuden und ländlichem Fachwerk, in dem zuletzt bis zu seiner umfangreichen Sanierung das Bundesinstitut für Risikobewertung untergebracht war, doch schon vieles erlebt. Etablierte Spitzenforschung, aber auch über Jahre menschenverachtender Forschungswahn der Nazis gehören dazu. Nur wenige Menschen wissen, dass gleich nebenan, Unter den Eichen 84 A, eine etwa 700 Quadratmeter große Garage dazugehörte und eine nicht minder wechselvolle Geschichte erlebt hat. Inzwischen ist ihr Gebäudekomplex Privateigentum von Alexander Kindermann, der ihren historischen Wert als bekennender Oldtimer-Fan durchaus zu schätzen weiß und darin eine GmbH hat einziehen lassen, die Stellplätze in der nun so exklusiven Oldtimer-Garage vermietet, den Handel von Autoteilen und -zubehör unterstützt und daneben noch Raum für die Organisation und Durchführung von genehmigungspflichtigen Veranstaltungen bietet. Und so trifft man den Hauseigentümer, der sozusagen gleich um die Ecke wohnt, auch häufig an diesem besonderen Ort an, an dem er Muße für seine Schätzchen auf vier Rädern findet, und wo es sich so wunderbar mit anderen Einstellern fachsimpeln und schrauben lässt.
Sammeln, Schrauben, Fahren
Mit allen Unternehmerwassern gewaschen, so könnte man Alexander Kindermann bezeichnen. Als Teilhaber einer Bonner Unternehmensgruppe machte er ebenso weitreichende Erfahrungen wie als Banker und als Bauträger im Hotel- und Wohnungswesen. 1978 kam der sympathische Motorsportfreund nach Berlin und ist mit Frau, zwei Kindern und inzwischen vier Enkelkindern durchaus auch als Familienmensch längst ganz in der Hauptstadt angekommen. Öl und Motorengeräusch gehören inzwischen zum Privatier-Alltag des Oldtimer-Sammlers, besonders wenn die Vehikel mindestens 30 Jahre auf dem Blechbuckel haben. „Es wäre schön, wenn diese Garage zukünftig ausgesuchte Oldtimer-Modelle füllten, pro Modell vielleicht sogar nur ein Exemplar vertreten wäre, und so ein Museumscharakter entstünde“, verrät Kindermann seine Ziele für die Garage, die hinter grünem Tor die Einsteller empfängt. Gut geheizt ist sie dank regulierter Raumtemperatur-Heizung, dabei sauber und beinahe gemütlich. „Gestern war hier eine Tanzveranstaltung“, erzählt der Hausbesitzer, „die Tänzerinnen sollten ja nicht frieren.“ Auch die Oldtimer, die in erster und zweiter Etage stehen, freut‘s wohlig unter ihrer alten Haut. Stolz zeigt der Hausherr die Bar auf der Empore, rote Sitze schaffen Wohlfühlatmosphäre. Die Schmuckstücke auf vier Rädern – darunter Porsche, Amphibienfahrzeug, Unimog und Lamborghini-Kettentraktor – wirken geschickt arrangiert wie ausgesuchte Dekoration. Charmantes Garagen-Feeling verbreiten dann aber doch die alte Big-Ben-Tanksäule von 1936, die ebenfalls aus der Zeit vor dem Krieg stammende Grube für Arbeiten am Wagen-Unterboden sowie Drehbank, Universalfräse und Schweißbank draußen für die Schmutzarbeiten.
In der Werkstattecke fühlen sich Öllappen, -kannen und Werkzeug ebenso wohl wie die Autobastler und Kindermann beim Schrauben. Er betont: „Ein Oldtimer macht dreimal Spaß. Durch seine Wertsteigerung, beim Restaurieren und natürlich beim Fahren.“ Und das kommt bei ihm nicht zu kurz. Da stehen einige seiner Oldies mit in der Garage, zu denen auch der beeindruckende VW-Schwimmwagen Baujahr 42/44 zählt, mit dem er regelmäßig mit Gleichgesinnten auf Tour durch‘s Salzkammergut geht.
Liebe Tradition für den in Tirol aufgewachsenen Autoliebhaber sind diese Fahrten in die alte Heimat. Dort darf man mit Schwimmfahrzeugen in alle Seen fahren, hier nur auf Bundeswasserstraßen. Wegen Fluchtgefahr waren diese Fahrzeuge in der DDR verboten. Keine Frage, dass Kindermann selbst Rennen und Rallyes gefahren ist. – Auf dem Nürburgring war er ebenso unterwegs wie auf dem Lausitzring, mit Porsche 928gts und Porsche 911s. In der Garage steht sogar ein Exemplar, bei dem noch Rennfahrer-Urgestein Fritz Huschke von Hanstein am Steuer saß. Auch privat fährt Alexander Kindermann gerne flott, seine Frau mag es da eher ruhiger. Sie freut sich, wenn es mit Anhänger los geht, weil der Tacho dann nicht mehr als 100 km/h anzeigen darf. Und so sind dann bei den Kindermann‘s auch vier Pkw‘s für den täglichen Hausgebrauch im Alltags-Einsatz; vom E-Smart der Frau bis zum Porsche Cayenne, der überwiegend mit Hänger für die diversen Oldtimer unterwegs ist. Ihn löst jetzt die jüngste Liebe von Alexander Kindermann ab, ein achtjähriger Bentley. „Technik und Fahrwerk sind Deutsch, die edle Ausstattung Englisch“, schwärmt der Autokenner.
Historie
Der Grundriss der Garage stammt noch aus der Vorkriegszeit. Sie gehörte zur Verwaltungszentrale der Nazis, von der SS erbaut. Nach dem Krieg beschlagnahmten sie die Amerikaner, die hier ihre Fahrzeuge warteten. Später von der Bundesrepublik Deutschland übernommen, wurde die Garage gewerblich, und verschiedene Auto-Werkstätten nutzten sie. Der Denkmalschutz blieb dem als Vorkriegsbau zeitlich falsch eingestuften Gebäude, das zum Dahlemer Wohngebiet zählt, erspart. Alexander Kindermann entdeckte eher zufällig über einen Makler die zur Vermietung stehende Garage, als er vor der Pandemie eine Lackiererei in der Gegend suchte. Durch Corona ging der Verkauf des Hauses dann aber eher schleppend vorwärts. Der Boden wurde vom Umweltamt akribisch auf Rückstände untersucht, Kindermann musste die Ölschale ausbauen lassen, auch der alte Beton musste raus. „Doch der dichte Reichsbeton hatte nichts durchgelassen, darunter war sauberster Sand“, freut sich der Eigentümer noch heute. Damit auf 23 Meter Breite und 30 Meter Länge die empfindlichen Oldtimer sicher rangieren können, entfernte er störende Säulen. Überhaupt, Sicherheit wird hier großgeschrieben, vom Brand- bis zum Einbruchschutz. So verfügt die Garage über eine hochmoderne Alarmsicherung, die direkt mit der Siemens-Notrufzentrale verbunden ist. Spitzbuben oder Spontanbesucher haben da keine Chance. Allein 12 Infrarotkameras zeichnen das Geschehen innen und außen video- und eingangsüberwacht auf. „Ein kleines Fort Knox“, lacht Alexander Kindermann, der für die Sicherheit der Fahrzeug-Schmuckstücke in dieser ganz besonderen Garage keine Kosten gescheut hat und damit Oldtimerträume wahr macht.
Jacqueline Lorenz
Garage 84 A GmbH
Unter den Eichen 84 A
12205 Berlin-DahlemTelefon 0151 – 413 70 515