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Königliches Sommerhaus

200 Jahre Neuer Pavillon am Schloss Charlottenburg

Erschienen in Gazette Charlottenburg Januar 2025

Ein italienisch anmutendes Sommerhaus, etwas abseits vom Schloss, abgelegen, diente seit seiner Fertigstellung im Jahr 1825 als Rückzugsort für König Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840) und seine zweite Frau. Der Pavillon wurde nach Plänen von Karl-Friedrich Schinkel errichtet. Die Idee dazu lieferten klassizistische italienische Villen nahe Neapel, die König Friedrich Wilhelm III. bei seinem Italienaufenthalt im Jahr 1822 besucht hatte. Der Neubau hatte einen erfreulichen Grund. Der König, dessen erste Frau, die beliebte Königin Luise, bereits 1910 verstorben war, wollte wieder heiraten. Die Auserwählte war Auguste Gräfin von Harrach (1800 – 1873), die nach der Hochzeit mit dem König den Titel Fürstin von Liegnitz führte. Sie war von niederem Adel, daher sollte die gemeinsame Residenz der Eheleute auch kein Schloss sein.

Friedrich Wilhelm III.
Friedrich Wilhelm III.

Einst ruhig und abgeschieden

Heute ist hier Verkehrslärm zu hören – doch als der Bauplatz für den neuen Pavillon ausgesucht wurde, war das anders. Schon damals führte über die Spree nahe dem Gebäude eine Brücke. Aber die Straße, die dorthin führte, war weiter entfernt als die heutige Kaiser-Friedrich-Straße und bei weitem nicht so verkehrsreich. Ein weiterer Grund war die Sichtachse zum Landhaus Behrend, das ebenfalls von Schinkel stammte. Dieses Landhaus steht heute nicht mehr, es wurde für den Bau der Kaiser-Friedrich-Straße abgerissen.

Historisch
Der Neuer Pavillon im 19. Jahrhundert.

Sterne unter dem Balkon

Das Gebäude mit der Form eines Kubus war bewusst schlicht gehalten. Eine Besonderheit ist der umlaufende Balkon. Auf seiner Unterseite wurden goldene Sterne auf dunkelblauem Grund gemalt. Große Fenster und grüne Fensterläden tragen zum mediterranen Äußeren bei. Die Innenarchitektur ist schlicht und doch voller Eleganz. Heute ist hier eine Dauerausstellung über das Schaffen von Schinkel, Skulpturen von Christian Daniel Rauch und Gemälde, darunter Werke von Caspar David Friedrich und Karl Blechen zu sehen. Der Pavillon, der im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1960 wieder aufgebaut und im Jahr 2011 umfassend saniert wurde, kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Sterne
Titelbild

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