Erschienen in Gazette Zehlendorf Mai 2022
Bücherwürmer und Musikfreaks sind in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek in Berlin-Steglitz genau richtig: Im dritten Stock des Einkaufscenters „Das Schloss“ liegen mehr als 215.000 Medien vom Buch bis zum Konsolenspiel zur Ausleihe bereit. Aufgeteilt in allgemeinen, Kinder-, Jugend- und Musik-Bereich bietet die Bibliothek für jeden Medien- und Themengeschmack etwas.
Als eine von fünf Berliner Musikbibliotheken richtet sich die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek mit ihrer bemerkenswerten Auswahl an alle großen und kleinen Menschen, die sich aktiv oder passiv mit Musik beschäftigen möchten. Bibliothekare und Fachangestellte für Medienwesen sind dabei qualifizierte Ansprechpartner für Fragen und Wünsche. Etwa 75.000 Medien können von Kunden mit einem Bibliotheksausweis des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins ausgeliehen werden, darunter CDs, DVDs und Blu-rays, Noten, Bücher, Musik-Nachschlagewerke und -Zeitungen sowie 132 Musikinstrumente. Kostenfrei nutzbarer Übungsraum und viele Lese- und Arbeitsplätze laden in der Bücherei zum Lesen, Hören und zum Ausprobieren und Spielen der Instrumente ein. Und wer seine Lieblings-Langspielplatte oder die Single seines Lieblingssängers aus den 70ern auf USB-Stick digitalisieren und so „unsterblich“ werden lassen will, kann dies an der bibliothekseigenen Vinyl-Bar nach Voranmeldung vor Ort kostenlos tun (zwei Platten pro Besucher und Tag): Schallplatte und USB-Stick mitbringen, digitalisieren – fertig!
In jedem Satz merkt man der Musik-Bibliothekarin Cortina Wuthe die tiefe Begeisterung für ihre Arbeit an und für alles, was sich um Musik dreht. Stets hat sie dabei ein Auge auf eine nutzerfreundliche Medien-Katalogisierung und Systematik, damit der Besucher das gewünschte Musikbuch, die CD oder Partitur möglichst unkompliziert finden kann. 28.000 Noten für beinahe alle Instrumente und Besetzungen, Studienpartituren und Klavierauszüge warten im Musikbereich darauf, von Berufs- und Hobbymusikern entdeckt zu werden, wobei der Schwerpunkt auf klassischer Kammer- und Klaviermusik liegt, es jedoch auch ein umfangreiches Angebot an Musical-, Rock- und Pop-Songbooks in der Bibliothek gibt. Hoch angesehen ist der Musikbereich der Bibliothek weit über den Bezirk hinaus nicht zuletzt wegen seiner immer wieder frischen strategischen Ausrichtung auf gefragte Angebote. Die sind es, welche die Menschen in die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek kommen lassen; allein im Jahr 2019 machte das rund 590.000 Besucher aus, die beiden Folgejahre sind aufgrund der Pandemie damit nicht vergleichbar.
Cortina Wuthe erzählt: „Nicht nur Chöre leihen hier regelmäßig aus. Unser differenzierter Notenbestand versorgt Musikinteressierte und aktive Musiker mit Notenmaterial für alle gängigen Instrumente und in allen Schwierigkeitsgraden.“ Immer wieder wird von den Musikern jedoch in die entliehenen Noten hineingeschrieben. Deren einwandfreien Zustand dann wiederherzustellen, eine für die Bücherei-Mitarbeiter wohl nie endende Aufgabe. Unterstützt werden sie darin von ihrer Buchbinde-Meisterin, die nicht nur die Bibliotheks-Bücher, sondern auch die Noten aufbindet und repariert.
Ungestörtes Musikhörerlebnis versprechen vier Hörplätze mit CD-Playern, Leih-Kopfhörer und die zwei gelben Sonic-Chairs, in denen es sich zur Wunschmusik vom integrierten Tablet wunderbar Chillen lässt. – Sich davon überzeugt hat Max, Auszubildender zum Fachangestellten für Medien und Informationsdienste im dritten Lehrjahr, der seine berufliche Zukunft im Erwachsenenbereich oder in der Werbung sieht. Auch die Schulpraktikanten faszinieren diese Musik-Chairs meist besonders.
Stehen sie doch für die hohe Aufenthaltsqualität dieser zeitgemäßen Bibliothek mit ihren vielfältigen Möglichkeiten für sozialen Austausch, Entspannung, Bildung und Freizeitgestaltung in angenehmer Atmosphäre, aber auch der Möglichkeit zum Mitmachen und Ausprobieren.
Im Musikübungsraum der Bibliothek kann kostenlos nach Voranmeldung maximal zwei Stunden täglich das zur Verfügung gestellte e-Piano sowie ein Schlagzeug (Instrument des Jahres) zum Üben genutzt werden. Gleich nebenan in Regalen warten 60 Instrumentenarten auf Musikinteressierte, vom Akkordeon und der Ukulele über Cello und Gitarre bis hin zum handlichen Roll-up-Piano, zum Keyboard und zu verschiedenen Cajón-Typen. Mandolinen – das Instrument des kommenden Jahres – und Violinen sind ebenfalls vorhanden. Insgesamt 132 Instrumente stehen im verlängerbaren 28-Tage-Verleih, können daheim, in der Kita oder Musikschule oder vor Ort ausprobiert werden. Veranstaltungen rund um die Musik und kleine Konzerte, die Corona-bedingt in den letzten beiden Jahren etwas warten mussten, werden in der Steglitzer Bibliothek nun wieder häufiger stattfinden. Dabei sind u. a. Konzerte mit der bezirklichen Leo-Borchard-Musikschule geplant.
Wertvolle Kooperationen pflegt die Musikbibliothek auch zum Musikalienhandel, zum Kulturamt des Bezirks, zur Schwartzschen Villa und Volkshochschule, zum Julius-Stern-Institut und zur Hanns-Eisler-Schule. Der Freundeskreis der Stadtteilbibliothek Steglitz-Zehlendorf ist wichtiger Unterstützer, besonders wenn es um die Anschaffung neuer Instrumente geht. Spannend auch das musikpädagogische Format, Musiker unterschiedlichen Levels in Sachen Können und Alter an den Instrumenten in der Musikbibliothek zum Ausprobieren zusammenkommen zu lassen. Cortina Wuthe sieht es als besonders spannende Herausforderung, ganz verschiedene musikinteressierte Menschen miteinander in Kontakt zu bringen über die Frage „Welches Instrument passt eigentlich zu mir?“
Ursula Czerlinski, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, erklärt: „Wir haben auch eine Silikontrommel für die Kleinsten im Angebot.“ Schon im Alter von einem Jahr würden Kleinkinder daran ein deutliches Rhythmusgefühl zeigen. Besonders beliebt bei den jüngeren Generationen sind im Verleih Xylophone, Klangschalen und Boomwhackers. In der Bibliothek punktet bei Kindern besonders der Dato Duo, ein einfach zu bedienender monophoner Desktop-Synthesizer, der als „einfaches“ Mischpult speziell für junge Klangkünstler entwickelt wurde. Mit ihm können Kinder eigene Musik produzieren und aufnehmen nach dem Motto „Komponieren leicht gemacht“.
Der musikalischen Früherziehung misst die Ingeborg-Drewitz-Bibliothek überhaupt eine hohe Bedeutung zu und will diese auch über ein durchdachtes musikpädagogisches Angebot fördern. Dazu zählt neben den Instrumenten das Format der haptisch-optisch-akustisch wahrnehmbaren „Musikmedienkisten“, das Kinder über bekannte Märchen spielerisch an die Musik heranführen will.
Die für 28 Tage (verlängerbar) ausleihbaren Kisten unterstützen die musikalische Arbeit an Schulen und Kitas sowie die von Tagesmüttern und –vätern. Voraussetzung ist ein Bibliotheksausweis für Institutionen, der kostenfrei in jeder Bibliothek des Verbundes Öffentlicher Bibliotheken Berlins ausgestellt wird.
Die themenbezogenen Kisten enthalten Bücher, CDs, DVDs, ein Kamishibai-Theaterkartenset und musikpädagogische Materialien. Sehr beliebt sind die Kisten mit der Thematik „Karneval der Tiere“, „Orff-Instrumente“, „Die Zauberflöte“ und „Peter und der Wolf“. Neu dazugekommen ist nun die Medienkiste „Bremer Stadtmusikanten“. Auch sie enthält u. a. niedliche handgefertigte Handpuppen, die beim anschaulichen Erzählen des Märchens gerne behilflich sind und nicht nur den Kleinen Spaß machen.
Jacqueline Lorenz
Ingeborg-Drewitz-Bibliothek
Grunewaldstraße 3
12165 BerlinWeitere Informationen, Verleih-Katalog und aktuelle Öffnungszeiten unter www.berlin.de/stadtbibliothek-steglitz-zehlendorf/
Anmeldung, Musikinformation: Tel. (030) 90299 2408 während der Öffnungszeiten
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