Wachsam vor dem Schloss
Bronzeplastik von Käthe Kollwitz steht vor ihrem Museum
Erschienen in Gazette Charlottenburg Oktober 2024
Das 1986 gegründete Käthe-Kollwitz-Museum ist seit September 2022 im Theaterbau am Schloss Charlottenburg zuhause. Bis die über zwei Meter hohe Bronzefigur der Gründerin vor dem Museumsstandort aufgestellt wurde, vergingen zwei weitere Jahre. Zunächst lagerte sie in den Werkstätten der Bildgießerei Noack, Am Spreebord in Charlottenburg. Nachdem die Außenarbeiten am Schloss beendet waren, konnte die Bronzeplastik endlich umziehen – jetzt sitzt Käthe Kollwitz überlebensgroß vor ihrem Museum und hält den Zeichenblock auf dem Schoß.
Schöpfer der Plastik ist Gustav Seitz (1906 – 1969). Er entwarf die Skulptur der Künstlerin, deren Original auf dem Kollwitzplatz steht. Den Auftrag bekam er 1957 vom Kulturfonds der DDR. Die Plastik vor dem Käthe-Kollwitz-Museum ist der Zweitguss, der dem Museum 1986 zur Eröffnung von Luise Seitz, der Witwe des Bildhauers, geschenkt wurde. Weitere Plastiken stehen in Magdeburg und in Trebnitz/Müncheberg.
Kunst für Frieden und Soziales
Käthe Kollwitz (1867 – 1945) verbrachte ihre Kindheit von 1867 bis 1885 in Königsberg. Da Frauen an einer Kunstakademie nicht zugelassen waren, besuchte sie 1886/87 die Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Nach einem Jahr kehrte sie nach Königsberg zurück und wurde von Emil Neide, Absolvent an der Kunstakademie Königsberg, unterrichtet. Anschließend studierte sie bis 1890 in München.
Nach Beendigung des Studiums lebte sie ein Jahr als Künstlerin in Königsberg, ehe sie im Juni 1891 den Arzt Karl Kollwitz heiratete. Gemeinsam zogen sie in den Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg, in die damalige Weißenburger Straße (heute Kollwitzstraße 56A). Aus der Ehe stammen die Söhne Hans und Peter.
Künstler beeindruckt, Kaiser verärgert
1898 zeigt Kollwitz bei ihrer ersten Teilnahme an der Großen Berliner Kunstausstellung ihre Radierfolge „Ein Weberaufstand“. Das Werk beeindruckte Max Liebermann und er schlug die junge Künstlerin noch im selben Jahr zur kleinen goldenen Medaille vor. Kaiser Wilhelm II. lehnte das Ansinnen ab. Er bezeichnete moderne Kunst als Rinnsteinkunst und bevorzugte die großbürgerliche Salonmalerei. Die schonungslose Darstellung einer entkräfteten Frau auf Kollwitz‘ Plakat „Heimarbeit-Ausstellung“ im Jahr 1906 verärgerte die deutsche Kaiserin Augusta.
Pazifistische Plakate
1910 begann Käthe Kollwitz mit der Bildhauerei. 1914 fiel ihr Sohn Peter im Ersten Weltkrieg. Sein Tod brachte sie mit Pazifismus und Sozialisten in Kontakt. Sie schuf 1919 und 1926 im Auftrag verschiedener Organisationen, darunter SPD, KPD, die Internationale Arbeiterhilfe, den Internationalen Gewerkschaftsbund, zahlreiche Plakate und kleinere graphische Arbeiten, die deren humanitäre und pazifistische Überzeugungen widerspiegeln. Zwischen 1914 und 1932 arbeitete sie an der Skulptur Trauerndes Elternpaar. Sie ist dem gefallenen Sohn gewidmet und steht heute auf der Kriegsgräberstätte Vladslo, wohin er 1956 umgebettet wurde.
Während des Nationalsozialismus musste sie aus der Preußischen Akademie der Künste austreten und verlor die Leitung der Meisterklasse für Grafik. Ihre Werke wurden verboten und als „entartete Kunst“ beschlagnahmt. Trotzdem konnte Käthe Kollwitz relativ unbehelligt an ihrem Alterswerk weiterarbeiten. Bis zu ihrem Rückzug aus Altersgründen im Jahr 1940 schuf sie zahlreiche Zeichnungen, Grafiken und bildhauerische Arbeiten.