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Yippie, auf zur Dackelranch!

Wo vierbeinige Cowboys Bellrecht haben

Die Ranch-Dackeljaner freuen sich auf neue Mitglieder.
Die Ranch-Dackeljaner freuen sich auf neue Mitglieder.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Mai 2025

Wuff-Hallo, liebe Vierbeiner mit Herrchen und Frauchen!

Endlich komme ich, Einstein, Steglitzer Dackel und gerade im besten Pubertätsalter von elf Monaten hier mal zu Wort: Wusstet Ihr, dass es für uns Vierbeiner in der Stadt super Orte gibt, an denen man so richtig Hund sein darf, ohne dass gleich ein „Pfui“ oder „Komm her“ ertönt und man an die Leine genommen wird, wenn es irgendwo gerade am schönsten riecht? Mein Frauchen fährt mit mir jetzt jede Woche auf die Dackelranch nach Lichtenrade. Super-Dackel-Kumpel*innen in Rauh-, Glatt- und Kurzhaar, als Standard-, Zwerg- und Kaninchengröße laufen da auf mehr oder weniger krummen und kurzen Beinen rum. Rund 5.000 Hektar groß ist das von der BIM gepachtete und „ausbruchsicher“ eingezäunte Gelände, das unsere Dackelpfoten und -nasen ungehindert erkunden dürfen. Einsteinmäßig gerechnet macht das 166,6 Quadratmeter Nutzfläche pro Dackel, von denen derzeit etwa 30 Mitglied im Verein sind.

Dackel
Foto: Dackelranch

Nach ein paar Schnupperbesuchen ist Frauchen mit mir auch Mitglied in diesem Verein „Freunde der Dackelranch Lichtenrade e. V.“ geworden, den es schon rund 40 Jahre gibt, und hat sogar einen Schlüssel bekommen, damit wir immer Zugang zu dem Gelände haben. – Falls ich ja mal abends Lust bekommen, dort auf der Ranch nachzuschauen, ob der Fuchs unterwegs ist. Zwischen 14 und 17 Euro liegt der monatliche Mitgliedsbeitrag, sodass auch noch genügend für Leckerli übrig bleibt. Schließlich finanziert der Verein sich selbst, und es gibt auf dem gepflegten Gelände viel in Stand zu halten, damit uns keine morschen Äste auf unseren dicken Dackelkopf fallen oder wir im Matsch versinken. Natur- und gartenliebende Herrchen und Frauchen kommen hier so richtig auf ihre Kosten, denn es gibt immer etwas an Gartenarbeit zu tun. Ich wollte mich schon mal fürs Buddeln und Graben vormerken lassen, aber davon war niemand so recht begeistert.- Komisch.

Balljunge Einstein
Balljunge Einstein. Foto: Dackelranch

Soweit die Dackelbeine tragen

Einstein – mein Name ist Gesetz: Ich bin ein schlauer Dackel und will es mal zum Sheriff bringen. Derzeit arbeite ich daran, mir als Neuzugang Respekt bei den anderen Vierbeinern zu verschaffen, indem ich versuche, mir die ein oder andere Dackeline unterzuklemmen bzw. untertan zu machen. Besonders hat es mir das süße Dackelmädchen „Madl“ vom 2. Vereinsvorsitzenden Rolf Lobedan angetan. Aber es gibt meist Widerspruch von ihr oder ihrem Herrchen. Auch auf der Ranch gelten eben Regeln, denen ich mich wohl oder übel beugen muss, manchmal echt zum Winseln!

Dann klaue ich den anderen eben die Bälle und jage mit ihnen übers Gelände, soweit meine Dackelbeine tragen. Aber da ich, wie man sagt, nicht nur schlau, sondern auch gutmütig bin, rücke ich die Beute, wenn Frauchen mich sehr lieb darum bittet, auch wieder raus. – Man will sich‘s ja mit niemandem verderben. Schließlich sollen mich die Dackelkumpel ja im Sommer dann auch mit in ihren Pool lassen, den unsere Menschen für die heißen Tage aufbauen, und mich nicht untertauchen. Bestimmt mache ich im Geländebereich mit den Sportgeräten eine gute Figur, aber die kann sich ja schon jetzt sehen lassen. Alpha-Mensch im Verein – hier nennt man es wohl 1. Vereinsvorsitzende – ist übrigens Renate Döhmer, die das richtige Händchen für uns Vier- und für unsere Zweibeiner hat. Ihr Ranch-Gesetz lautet: „Jeder Mensch ist für seinen Dackel verantwortlich.“ Müsste von mir aus nicht sein – ich achte lieber selbst auf mich! Damit unsere Menschen uns Familiendackel-gerecht führen, gibt es hier auf dem Gelände auch regelmäßig Hundeschule. „Sozialverhalten lernen“ steht auf dem aktuellen Programm.

Nur Fliegen ist schöner. Foto: Dackelranch
Nur Fliegen ist schöner. Foto: Dackelranch

Eigentlich könnte ich als geborener Einstein den Unterricht ja selbst abhalten, aber klug wie ich bin, werde ich wohl mit Frauchen mitgehen und ihr so eine Freude machen. Mal sehen, ob mein Dackelkopf dann doch noch Lust bekommt, etwa zu lernen. Mausl hat mir schon zugeflüstert, dass es da doll spannend sein soll. – Als zukünftiger Sheriff darf ich mich eben nicht davor drücken. Sitz-Platz-Aus-Bleib-Komm, mal sehen, ob Frauchen das schnell lernt, sonst übe ich zuhause mit ihr für ein stattliches Leckerli-Honorar weiter. Eine schon etwas ältere Dackelfreundin hat mir beim Balljagen erzählt, dass es hier die interessante Kooperation mit der „Teckelgruppe Raben“ gibt. Die hat auf unserem Ranchgelände schon Zuchtschauen veranstaltet und lädt zu regelmäßigen Dackelspaziergängen im Grünen. – Muss ich Frauchen mal vorschlagen, schon wegen der Kontakte… Es sollen super Teckelmädchen dabei sein.

Verein für Hund, Herrchen und Frauchen

Aber nicht nur wir Vierbeiner haben hier in Lichtenrade unseren Spaß. Herrchen und Frauchen jeden Alters haben auch ihre Freude und sind oft schon ganz viele Menschen- und noch mehr Hundejahre dabei. Von manchen ist der Dackel schon längst im Hundehimmel, aber sie sind immer noch fester Bestandteil des Vereins. Neulich habe ich gehört, wie ein Frauchen mit Rufnamen Simone, die immer aus Friedenau mit ihrem Dackelhund hierher kommt, erzählt hat. „Die Dackelranch stellt auch für die Menschen gleicher Gesinnung eine wichtige soziale Komponente dar. Hier finden sie private Unterstützung, Austausch und Hilfe. Und wenn der eigene Hund dann irgendwann nicht mehr lebt, schützt das Vereinsleben die einstigen, vielleicht schon älteren Hundehalter vor der Vereinsamung. Und die jüngeren Mitglieder profitieren – nicht nur bei der Hundeerziehung – von der Erfahrung der Älteren. Drinnen und draußen, bei Garten- und Hundearbeit herrscht hier ein harmonisches Miteinander von Alt und Jung, das herzlich und manchmal sogar rührend ist.“ – Besser hätte ich es auch nicht bellen können.

Freunde. Foto: Dackelranch
Freunde. Foto: Dackelranch

Dackeljaner willkommen

Es ist hier im Vereinshaus, das mit ehemaligen DDR-Baucontainern erweitert worden ist, so richtig gemütlich. Hin und wieder bei passender Gelegenheit gibt es für die zweibeinigen Mitglieder sogar Kaffee und Kuchen, man macht es sich hier nett für Leib und Seele. Ich muss dranbleiben, damit ich so einen Kuchentag bloß nicht verpasse, da fällt dann bestimmt auch mal was runter. An diesem Tag leiste ich dann freiwillig Innendienst. Weiterkommen muss ich übrigens auch noch mit den Nachbarn: Die ASB-Rettungshundestaffel Berlin ist unser direkter Nachbar: Schicke langbeinige Damen und echte Hunde-Sheriffs, die sogar noch mehr können als ich. Heute habe ich sie schon mal kräftig über den Gartenzaun verbellt, damit sie gleich wissen, mit wem sie es zu tun haben. Leider taten sie ziemlich hochnäsig und haben mich keines Blickes gewürdigt, nur auf ihre Zweibeiner gestarrt und genau getan, was die befohlen haben. Echt langweilig – das würde ich als richtiger Dackel nie tun! Aber die haben auch ganz schön viel Wichtiges zu tun: Sie müssen Menschen suchen, die nicht mehr nach Hause finden, sie manchmal sogar ausbuddeln und durch die Luft zu ihnen fliegen.

Nach der Dackelranch ein Schläfchen im Auto. Foto: privat
Nach der Dackelranch ein Schläfchen im Auto. Foto: privat

Nichts für mich, mir reicht schon Autofahren.

Was ich hier allerdings vermisse, ist ein cooles Dackelrennen, bei dem ich mal so richtig zeigen könnte, was in mir steckt: Nach der Wende hatte das fünfunddreißigmal hier auf der Ranch stattgefunden, mit fast 1.000 Besuchern und viel Presse. Damals gab es noch mehr Mitglieder für Organisation und Betreuung. Mit weniger Mitgliedern ist das jetzt aber vom Verein nicht mehr zu stemmen. Also, liebe Dackelfreunde: Wenn Ihr mich mal richtig in Aktion erleben wollt und Ihr Dackel seid, kommt am Sonntag mal vorbei und überzeugt Euch selbst von dem, was ich erzählt habe. Vorher bitte anrufen und anmelden. Eure Menschen dürft Ihr mitbringen, wenn sie gut erzogen sind. – Vielleicht sind wir ja dann bald so viele, dass das beliebte Rennen neu starten kann. Ich und meine Vereinskumpel freuen sich schon auf Euch!

Macht‘s gut, Ihr dürft dann auch mal meinen Ball klauen – aber wiedergeben!

Wuff, Euer Einstein

Jacqueline Lorenz

Dackelranch Lichtenrade e. V.

Miethepfad 11
12307 Berlin

Weitere Infos und Anmeldung unter dackelranch.jimdosite.com/ oder Telefon 0163 64 230 20

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