Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Dezember/Januar 2019
Mit der Ausstellung Jussuf Abbo trägt das Kunsthaus Dahlem zur aktuellen Aufarbeitung der Kunst- und Museumsgeschichte vor, während und nach der NS-Zeit bei. Die Schau würdigt erstmals seit 1945 wieder in einem musealen Rahmen einen Bildhauer, dessen Schaffen im Vorkriegsdeutschland vielfach beachtet wurde, nach dem Ende der NS-Diktatur aber nahezu gänzlich in Vergessenheit geriet. Mit Ausnahme einer Galeriepräsentation Mitte der 1960er-Jahre, wurde das Werk des Ende des 19. Jahrhunderts im Osmanischen Reich geborenen und seit den 1910er-Jahren in Berlin lebenden Künstlers nach 1945 nicht mehr ausgestellt. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft war Jussuf Abbo 1935 nach England emigriert, wo er jedoch nicht an seine früheren künstlerischen Erfolge anknüpfen konnte. Und auch in Deutschland blieb trotz der intensiven Bemühungen prominenter Fürsprecher die verdiente Anerkennung aus. Abbo verstarb 1953 vollkommen verarmt im Exil.
Aufgrund zahlreicher Zerstörungen während der dramatischen Emigration des jüdischen Künstlers aus Deutschland nach England sind nur wenige seiner frühen Werke erhalten geblieben. Die Konfiszierungen in Museen 1937/38 durch die Nationalsozialisten und das zum Teil freiwillige Einschmelzen der Bronzen durch öffentliche Sammlungen trugen zu einer weiteren Reduzierung der Werke bei. Die Schau im Kunsthaus Dahlem konzentriert sich auf Skulpturen der 1920er- und späten 1940er-Jahre sowie auf eine Auswahl von Papierarbeiten. Die meisten Werke befinden sich heute in Privatbesitz oder im Nachlass des Künstlers. Begleitet von einer umfangreichen Publikation soll die Ausstellung dem bislang unsichtbaren Oeuvre des Künstlers aus der Zeit zwischen 1920 und 1950 eine Öffentlichkeit verschaffen und es seiner kunsthistorischen Bedeutung entsprechend würdigen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Januar 2020 im Kunsthaus Dahlem, Käuzchensteig 12, 14195 Berlin zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag von 11 bis 17 Uhr.
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