Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Februar/März 2017
Auf das richtige Timing kommt es an – das gilt für die Hauptperson der neuen Theateraufführungsreihe der Schattenlichter, aber auch für das Theaterstück selbst. In der Komödie „Boeing Boeing“ vom Marc Camoletti unterhält Lebemann Max gleich drei Beziehungen zu Stewardessen. Dass sich jede der drei Frauen für die einzige Geliebte hält, kann nur gutgehen, wenn zwei gerade in der Luft sind, während sich die dritte bei ihrem Liebsten im trauten Heim befindet. So wie Max auf das richtige Timing seiner Damenbesuche achten muss, müssen auch die Schattenlichter besonders aufpassen, dass alle Bühnenaufgänge sekundengenau stimmen – nur dann gelingen die sich ständig steigernde Hektik und der feine Witz der Komödie.
Mit ihrer 35. Produktionsreihe haben sich die Schattenlichter wieder einmal auf unbekanntes Terrain begeben. „Das ist die besondere Herausforderung“, sagt Max-Darsteller Justin Becker. „Sich jedes Jahr mit einem anderen Stück und anderen Rollen auseinanderzusetzen, macht unser Hobby so reizvoll.“ So haben die Schattenlichter schon viele bekannte Autoren wie Frisch, Dürrenmatt, Shaw, Wilde, Ionesco und Fo gespielt, aber auch leichtere Kost wie Agatha-Christie-Krimis und eine Fassbinder-Filmadaption. 2016 inszenierten die Schattenlichter „Frau Müller muss weg“, ein Stück des Gegenwartsautors Lutz Hübner. Auch ein eigener Stücktext war schon dabei: 2012 adaptierten die Schattenlichter Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“ für die Bühne.
Derzeit bestehen die Schattenlichter aus rund 20 Berlinern zwischen elf und 67 Jahren, inklusive Souffleuse, Maskenbildnerin, Beleuchter, Webmaster und einem regelmäßigen Helfer- und Beraterteam. Nur einen Regisseur gibt es nicht: Die Schattenlichter erarbeiten sich ihre Inszenierungen grundsätzlich in Gruppenregie, damit jeder mitdenken kann und viele Ideen in die Aufführung einfließen. Gegründet wurde die Gruppe 1985 – damals als Konfirmandengruppe der Zehlendorfer Paulus-Gemeinde, mit dem Ziel, im Weihnachtsgottesdienst ein Schattenspiel aufzuführen.
Was die Besucher über die Schattenlichter-Aufführungen wissen sollten: Jede Aufführungsreihe wird nur dreimal gezeigt. Eine frühzeitige Kartenreservierung empfiehlt sich, da die Schattenlichter häufig ausgebucht sind. Restkarten an der Abendkasse sind aber so gut wie immer zu bekommen. Der Eintrittspreis beträgt unverändert nur fünf Euro, und die Schattenlichter sammeln am Ausgang für die Deckung der Heizkosten des elf Meter hohen Theatersaals. Die Aufführungen sind am 23. und 24. Februar, um 19.30 Uhr und am 25. Februar um 18 Uhr. Einlass in den Theatersaal ist 30 Minuten vor Aufführungsbeginn. Kartenvorbestellungen sind bevorzugt über ein Internetformular auf www.schattenlichter.info möglich; wenn es nicht anders geht, aber auch per E-Mail (schattenlichter@gmx.de) und Telefon (030 84 72 49 74). Veranstaltungsort ist traditionell das Paulus-Gemeindehaus, Teltower Damm 6, 14169 Berlin.
Elke Brumm
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