Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau März 2020
Die Großstadt lässt sich nicht verleugnen und auch die Geschichte Schönebergs ist nicht weit entfernt. Gründerzeithäuser – darunter das monumentale Verwaltungsgebäude der Post, die frühere Nervenheilanstalt „Maison Santé“- Hauptstraße 14 bis 16 – oder das sogenannte „Damenheim“ in der Hauptstraße 18 gehören u. a. zu den geschichtsträchtigen Gebäuden am Kaiser-Wilhelm-Platz.
Der Platz liegt auf der Grenze zwischen dem alten und neuen Schöneberg. Das „alte“ Schöneberg mit seinem Dorfkern lag südwestlich, bis heute sind die Villen der sogenannten Millionenbauern und die alte Dorfkirche auf der Mittelinsel erhalten geblieben. „Neu- Schöneberg“ ist allerdings auch bei weitem nicht so neu, wie es klingt. Um 1750 wurden unter dem preußischen König Friedrich II. böhmische Weberfamilien dort angesiedelt.
Später wurde der Kaiser-Wilhelm-Platz zum politischen Zentrum von Schöneberg, das am 1. April 1898 Stadtrechte erhalten hatte. Bis 1914 wurde die junge Stadt vom hier erbauten Rathaus aus regiert. Es erwies sich jedoch für die Anforderungen bald als zu klein. Die Verwaltung zog um in das neu erbaute Rathaus am Rudolph-Wilde-Platz, der 1963 den Namen „John-F.-Kennedy-Platz“ bekam. Das historische Rathaus existiert schon lange nicht mehr, es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Einkaufen hat in diesem Bereich der Hauptstraße Tradition: Einst befand sich Bilka am Kaiser-Wilhelm-Platz, bis 2009 war Hertie vor Ort. Auf dem Grundstück des ehemaligen Rathauses steht seit 1990 die Kaiser-Wilhelm-Passage, in der sich Anbieter verschiedener Branchen befinden. Im Jahr 2006 wurde der Kaiser-Wilhelm-Platz komplett umgestaltet. Kleine Brunnen und Bänke sorgen seitdem für Aufenthaltsqualität an diesem Abschnitt der Hauptstraße. So wurde den Menschen ein Stück Stadt zurückgegeben, das zuvor dem Straßenverkehr vorbehalten war. Nach der Wiedereröffnung des nahen S-Bahnhofs Julius-Leber-Brücke im Jahr 2008 ist der Kaiser-Wilhelm-Platz noch besser an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden.
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