Erschienen in Gazette Steglitz März 2020
Was an Bügelbrett und Backofen auf Schwanenwerder begann, hat inzwischen weite Kreise gezogen: Mit ihren beeskin-Bienenwachstüchern zum Frischhalten von Lebensmitteln ist der Grafikdesignerin Christina Sauer der klimabewusste Sprung auf den europäischen Markt gelungen. Gerade hat das 2018 gegründete Unternehmen in der Potsdamer Chaussee 80 in Steglitz-Zehlendorf neue Produktionsräume bezogen, um nun auf rund 400 Quadratmetern weiter an seiner umweltschonenden Erfolgsstory zu arbeiten. An ihrer Seite weiß Tina Sauer dabei ihren Mann Christian, der mit seinem technischen und wirtschaftlichen Wissen sowie seiner Begeisterung am Tüfteln manch passende Lösung findet. Ein internationales Team engagierter Mitarbeiter in Produktion und Vertrieb – von der Konfektioniererin bis zum Country-Manager – setzt sich nicht weniger begeistert dafür ein, dass mithilfe von beeskin unsere Welt etwas hoffnungsfroher in eine plastikmüllärmere Zukunft blicken kann.
Baumwollstoff, Harz, Bienenwachs und kaltgepresstes Jojobaöl, eine gehörige Portion Tüftlergeist und das nötige Produktions-Know-how – und fertig ist das atmungsaktive Bienenwachstuch als nachhaltige, natürliche und wiederverwendbare Alternative zur umweltgefährdenden Plastik- und Alufolie. Mit nur drei Bienenwachstüchern lassen sich rund 100 Meter Plastikfolie einsparen.
Tina Sauer verlor drei Großelternteile durch Krebs. Nicht nur deshalb ist es für sie als Mutter selbstverständlich, ihren zwei Kindern (neun und zehn Jahre) eine möglichst gesunde Lebensgrundlage mitzugeben. „Ich versuche, ihnen eine gewisse Balance für ihr weiteres Leben zu vermitteln.- „Außer Balance“ ist dabei Plastik“, erklärt die Firmengründerin, die in den USA studierte und den Bachelor in Fine Arts hat.
Sie suchte für ihren Haushalt nach einer gesunden Alternative zu Plastik, fand im Handel aber nur Bienenwachstücher aus den USA, die viele Transportkilometer hinter sich hatten und damit fern aller Nachhaltigkeit und positiver CO2-Bilanz lagen. „Eine nachhaltige Herstellung mit deutlich besserer CO2-Bilanz müsste doch auch bei uns möglich sein“, sagte sich die umtriebige Selfmadefrau und fabrizierte sozusagen am Küchentisch ihre ersten Bienenwachstücher. Wachs wurde dazu im Kochtopf geschmolzen, auf Baumwollstoff aufgebügelt und im Backofen getrocknet. Unterstützt wurde Tina Sauer dabei von der Polin Marta, die heute als Leiterin für Qualitätssicherung und Konfektionieren nicht mehr aus dem Firmenalltag wegzudenken ist. Da anfangs in „häuslicher Heimarbeit“ nur wenige Tücher produziert werden konnten, die Nachfrage aber schnell stieg, machte sich Ehemann Christian ans Werk: Beruflich an der Spitze eines Digital-Tech Unternehmens gut aufgestellt, tüftelte der Betriebswirt und Unternehmer für seine Frau an einer Maschine, die helfen sollte, größere Mengen der Tücher in einer „Produktionsstraße“ zu fabrizieren. Dank seiner Entwicklung, die nun hilft, die geschmolzene Wachsmasse effektiv auf Baumwolltuchrollen aufzutragen und zu trocknen, können Bienenwachstücher aus Steglitz-Zehlendorf inzwischen in die Niederlande, nach Belgien, Schweden, Italien, Österreich und in die Schweiz exportiert werden, und auch in regionalen Drogerie- und Verbrauchermarktketten wie Rossmann, Edeka, Bio Company oder Kaufland sowie im firmeneigenen Online-Shop sind die natürlichen Frischhaltetücher erhältlich: In den Größen S, M, L und XL, mit oder ohne Muster sowie als Kids-Variante fürs Pausenbrot mit freundlichen Bienchen bedruckt und in minimalistischer Verpackung.
Die antibakterielle Bienenwachs-Beschichtung trägt zur längeren Haltbarkeit von darin Eingewickeltem oder Abgedecktem wie Gemüse, Brot, Kuchen, Käse und Aufschnitt bei und bewahrt es vorm Austrocknen. Stark öl- oder alkoholhaltige Lebensmittel sowie Ananas, Fisch und rohes Fleisch sollten aufgrund ihrer Inhaltsstoffe nicht in beeskin-Bienenwachstücher eingewickelt werden. Waschen sollte man die Tücher nur mit kaltem Wasser und ggf. Bio-Reiniger, um die Wachsbeschichtung nicht zu beschädigen.
Ein Jahr Gebrauchs-Garantie gibt das Unternehmen auf seine Produkte. „Doch wir haben kaum Garantie-Anfragen“, erklärt Tina Sauer, die penibel darauf achtet, dass die Gebrauchsanweisung auf den Packungen in der jeweiligen Sprache des Landes verfasst ist, wohin das Produkt exportiert wird.
Über 90 Prozent positive Kundenrückmeldungen und eine hohe Wiederbestellquote sprechen für sich.
„Wir wollen auf dem regionalen europäischen Markt unterwegs sein“, betont Christian Sauer, der inzwischen im Start-up seiner Frau mit in erster Reihe steht und akribisch an Verbesserungen der beeskin-Maschine feilt.
Der amerikanische oder asiatische Markt, der bereits Interesse zeigte, ist für die beiden Unternehmer wenig interessant, widerspricht er doch in vielen Bereichen ihrer Unternehmensphilosophie und persönlichen Überzeugung, die CO2-Neutralität und Rohstofftransparenz anstrebt. – Außerdem kommen für die Berliner Firmeninhaber weite Transportwege per Flugzeug oder Schiff nicht in Frage. In den von der beeskin („Bienenhaut“) GmbH belieferten Ländern hält vielmehr ein gut organisiertes Managernetz Kontakt zum Berliner Stammsitz, Telefon- und Videokonferenzen ersetzen kilometer- und energiefressende Dienstreisen, überschaubar gesundes Wachstum sichert gleichbleibend hohe Qualität der Produkte. Auch bei den zur Herstellung notwendigen Grundmaterialien und Rohstoffe verlieren Tina und Christian Sauer nie Ökobilanz und Nachhaltigkeit aus den Augen: Sie beziehen Baumharz aus Österreich, auf Pestizide getestetes Bienenwachs aus Deutschland und Bio-Baumwolle aus der Türkei – alles streng überwacht zertifiziert und aus Europa. Die Verpackungskartons kommen aus Schweden und stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Nur das kaltgepresste Bio-Jojobaöl, das aus den vom Jojobastrauch geernteten Beeren gewonnen wird, stammt aus Israel. „Aber ebenfalls streng überwacht und ohne Kinderarbeit“, garantieren die Firmeninhaber. Diese Überwachung gilt genauso streng für ihre gesamte Berliner Fertigung und die Endprodukte – sei es bei verwendeten Reinigungsmitteln, Verpackungen oder schwermetallfreien Farben, mit denen bestimmte Tuchmodelle bedruckt sind.
Zukünftig möchte das naturbewusste Unternehmerpaar noch intensiver mit regionalen Imkern zusammenarbeiten und überlegt, im heimischen Garten selbst Bienenstöcke aufzustellen. „Denn den Bienen haben wir schließlich die Grundlage unseres Produktes, das Wachs, zu verdanken“, betont Tina Sauer, die im steigenden Bedarf an dem Naturprodukt für ihre Produktion auch eine Chance und einen Anreiz für die Imker sieht, vermehrt in Bienenhaltung zu investieren.
Dabei stellen sich die Wachstuch-Unternehmer verantwortungsbewusst vereinzelten Kritikern und liefern ihnen fachlich fundierte Antworten. So können sie nachvollziehbar die Vorteile nennen, weshalb beeskin zum Geschmeidighalten des Wachses gerade Jojobaöl verwendet, anstelle anderer gebräuchlicher Speiseöle: Jojobaöl wird nicht ranzig, außerdem können die langlebigen Sträucher in Saisonfolge abgeerntet werden, so dass kein umweltschädigender Plantagen-Anbau notwendig wird. In den Bienenwachstüchern ist dieses Öl übrigens in weitaus geringerer Konzentration enthalten als in gebräuchlichen Lippenpflegestiften, Zahnpasta oder in Appetitzügler-Präparaten.
Ebenso verantwortungsbewusst wie bei den Produkten wird mit den Mitarbeitern umgegangen, sei es bei der Bezahlung oder im Arbeitsalltag: Sieben Sprachen klingen da durch den appetitlich nach Bienenwachs duftenden Raum, in dem die Wachstücher nach Durchlaufen der Produktionsstraße in Handarbeit geschnitten, gefaltet, kontrolliert und verpackt werden. An großem Tisch im freundlichen Küchenbereich wird gemeinsam Pause gemacht, Getränke sowie gesunde Obst- und Gemüsesnacks werden vom Unternehmen gestellt. So werden Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität auch außerhalb der Produktion von Tina und Christan Sauer stets im Auge behalten.
Während im Erdgeschoss im Supermarkt Lebensmittel verkauft werden, entwickeln Tina Sauer & Co eine Etage tiefer ihre beeskin-Bienenwachstücher weiter als natürliche Alternative zur Lebensmittel-Frischhaltefolie.
– Sie machen damit nicht nur der Umwelt Mut, sondern geben auch dem Gütesiegel „Made in Germany“ in Sachen Qualität und Präzision einmal mehr Bestätigung.
Weitere Informationen unter www.beeskin.de
Jacqueline Lorenz
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