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Spätberufener Schriftsteller

Kurt Kluge war Erzgießer und Autor

Erschienen in Gazette Zehlendorf April 2020
Kurt Kluge. Archiv HVZ
Kurt Kluge. Archiv HVZ

Der Kunst gehörte seine Begeisterung. Obwohl Kurt Kluge (1886 — 1940) nach dem Abitur zunächst als Hilfslehrer arbeitete, studierte er nebenbei an der Leipziger Akademie und später in Dresden Malen und Zeichnen. 1914 begann der Erste Weltkrieg, in den Kluge als Soldat eingezogen wurde. Bereits im November 1914 erlitt er eine so schwere Verwundung dass er nicht mehr kriegstauglich war. Er wurde nach Hause zurück geschickt. Zunächst veröffentlichte Kluge die Radierungen „Krieg“ und „Pacem“ in denen er seine Eindrücke verarbeitet. Nach seiner Hochzeit im Jahr 1915 musste er mit seiner Kunst eine Familie ernähren und gründete seine eigene Erzgießerei in Leipzig. Doch schon 1921 zog es ihn nach Berlin, wo er eine Professur an der Akademie für bildende Künste erhielt. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte der Ausbau einer Werkstatt für Erzgießerei. Die Stelle eines Professors mit dem Spezialgebiet Erzplastik war gerade erst neu geschaffen worden, so dass Kurt Kluge einige Pionierarbeit bevorstand.

Kein Verlag für das erste Buch

Doch seine Tätigkeit füllte ihn offenbar nicht aus, obwohl er auf vielen Reisen tiefe Einblicke in die Kunsthistorie des Erzgusses bekam und sogar eine antike Werkstatt im griechischen Olympia entdeckte. Er widmete sich vermehrt dem Schreiben und sein Erstlingswerk „Grevasalvas“, das erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, ist fast eine Autobiographie. Es handelt sich um einen Bildhauer aus Thüringen. Er wird Teil der Berliner Künstlerszene und geht schließlich in die Schweiz und nach Griechenland, um dort seiner wahren Bestimmung, der Schriftstellerei, nachzugehen. Für dieses Buch fand sich kein Verleger. Davon ließ der Autor sich nicht entmutigen. 1934 konnte er einen Roman veröffentlichen. Mit „Der Glockengießer Christoph Mahr“ widmete er sich erneut dem Thema Handwerk. Weitere folgten. Am erfolgreichsten wurde „Der Herr Kortüm“, ein verschrobener Lebenskünstler in kleinstädtischem Ambiente. Der Roman wurde so erfolgreich, dass Kluge selbst mit Kortüm gleichgesetzt wurde. Für das Buch „Die Zaubergeige“ erhielt Kluge im Jahr 1940 den Literaturpreis der Stadt Berlin. Einen weiteren Preis — den Wilhelm-Raabe-Preis — bekam er 1942 posthum verliehen. Zu den Romanen gesellten sich Novellen, Dramen, aber auch Hörspiele für den Rundfunk sowie ein Drehbuch. Kluges Roman Kortüm war bis 1981 im Programm des Ullstein-Verlags erhältlich und bis 1986 in der Deutschen Verlagsanstalt (DVA).

Früher Tod

Kurt Kluge lebte von 1935 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1940 in seinem selbst entworfenen Haus in der Krottnaurer Straße in Nikolassee. Er starb plötzlich während einer Autorenfahrt bei der Begehung eines Schlachtfeldes in Belgien, in dem Land, in dem er im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wurde. Sein Grab befindet sich auf dem Evangelischen Kirchhof in Nikolassee.

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