Erschienen in Gazette Steglitz April 2020
1953 begann die Geschichte des Verbraucherschutzes mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e. V. (AgV) in Bonn. Im selben Jahr wurde auch die erste Verbraucherzentrale in Berlin gegründet, die lange Jahre in Charlottenburg am Wittenbergplatz beheimatet war, bis sie – zuerst nur als Interimslösung gedacht – dann für 12 Jahre ins ebenfalls verkehrsgünstig gelegene Huthmacher-Haus am Bahnhof Zoo auf knapp 1.000 Quadratmeter zog.
Als der Investor alle Mieter nun aus dem Baudenkmal am Hardenbergplatz entmietete, begann die Suche nach passendem Standort, der nach einem Jahr schließlich in Tempelhof mit gut 1.000 Quadratmetern gefunden wurde, nicht weit von Tempelhofer Hafen und Ullsteinhaus entfernt.
Bereits nach nur wenigen Wochen Beratungsarbeit in den neuen Räumen an der Tempelhofer Ordensmeisterstraße 15-16 – weit sichtbar durch die vorm Haus direkt an der Bushaltestelle platzierte Leuchttafel – steht fest, dass eine gute Wahl getroffen wurde: Die Verbraucher buchen wie bisher auf Monate voraus Termine und haben den Standortwechsel problemlos angenommen, wie Pressesprecherin Dr. Grit Kittelmann erklärt. Bereits am zweiten Tag am neuen Standort seien die Stühle im Wartebereich knapp geworden.
Am 12. März 2020 wurde nun auch offiziell ein weiteres Kapitel der Erfolgs-Geschichte „Verbraucherzentrale Berlin e. V.“ aufgeschlagen, das ebenso spannend wie die vorigen werden dürfte.
Unter den Gästen, die in der 5. Etage bei fantastischem Blick über Berlin der Verbraucherschutz-Einrichtung mit „Brot und Salz“ zum gelungenen Umzug gratulierten, waren Vertreter aus Bezirks- und Stadtpolitik wie die Staatssekretärin für Verbraucherschutz Margit Gottstein, Besucher aus Senat und Wirtschaft sowie Vereinsmitglieder und -unterstützer. Und auch für ihre Zielgruppe, die Verbraucher, hatte die Zentrale an diesem Tag ihre Türen weit geöffnet, damit diese sich ein Bild vom neuen Standort machen und Fragen dazu an die Mitarbeiter richten konnten.
In einer hochkarätigen Gesprächsrunde, die Moderator Ulli Zelle gewohnt lässig begleitete, kamen zu Wort die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg Angelika Schöttler, der Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Dr. Dirk Behrendt sowie Dörte Elß vom Vorstand der Verbraucherzentrale Berlin und Reiner Wild, Geschäftsführer vom Berliner Mieterverein e. V. und Vorsitzender des Verwaltungsrates der Verbraucherzentrale Berlin.
Bezirksbürgermeisterin Schöttler freute sich, von ihrem Podiumsplatz aus das Rathaus Tempelhof sehen zu können und hieß die Verbraucherzentrale in ihrem Bezirk mit den Worten willkommen: „Die Nähe zu den umfangreichen Beratungsangeboten ist ein großer Gewinn für die Bürgerinnen und Bürger hier und stärkt die Bedeutung des Verbraucherschutzes im Bezirk. Wenn man als Verbraucher alleine steht, weiß man die Hilfe der Verbraucherzentrale im täglichen Leben zu schätzen. Ich freue mich darauf, die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen, die wir bereits mit der Beteiligung am Energiesparprojekt „ZuHaus in Berlin“ begonnen haben.“
Mit diesem vom Senat finanzierten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt bietet die Verbraucherzentrale Berlin kostenfreie Energieberatung im Eigenheim vor Ort in 12 Pilot-Quartieren hin zur Klimaneutralität. Projekt-Unterstützer sind die Bezirksämter Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf; deren Pilot-Quartiere u. a. in der Gartenstadt Neu-Tempelhof und in Lichtenrade, in Ruhleben und Schmargendorf sowie in der Zehlendorfer Papageiensiedlung, dem Mühlenau Viertel und im Lilienthal Viertel liegen. Dazu kommt das Projekt „Verbraucher stärker im Quartier“, mit dem sich die Verbraucherzentrale derzeit in Moabit-Ost einbringt.
Senator Behrendt lobte die Verbraucherzentrale als unverzichtbaren Bestandteil, der die Berliner Verbraucher stärkt und der konkrete Hilfe anbietet – beispielsweise mit ihrer Energieschuldenberatung, die Menschen nicht im Dunkeln stehen lässt.
Wohn- und Mietexperte Reiner Wild zeigte sich optimistisch über die Geschäftsentwicklung und freut sich als Verwaltungsrat-Vorsitzender auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Berliner Verbraucherzentrale. Gleichzeitig sprach er die Problematik steigender Gewerbemieten und die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen auf die Verbraucher an. Er betont: „Glücklicherweise hat die Verbraucherzentrale mit den neuen Büroräumen einen Standort beziehen können, der großes Potential hat.“ Damit spielt Wild auf die guten Wachstums-Möglichkeiten der Gebiete rund um den Tempelhofer Hafen, aber auch auf zusätzliches Raumpotential im neu bezogenen Haus an, in dem zuvor ein IT-Unternehmen seinen Sitz hatte.
Durchatmen nach anstrengenden Umzugswochen können nun endlich Vorstandsmitglied Dörte Elß und die rund 40 Mitarbeiter des Verbraucherzentrale-Teams, das mit Neuzugängen wie einer zusätzlichen Referentin für die digitale Welt aufgestockt wurde. Vergessen auch der kaputte Aufzug an den Umzugstagen, für die das gemietete Umzugsunternehmen dann doch vier statt zwei Tage brauchte.
Dörte Elß erklärt mit Blick auf neue Chancen, die dieser Standortwechsel der Verbraucherzentrale Berlin eröffnet: „Wir haben ein Jahr des Hoffens und Bangens hinter uns. Dieser Umzug war einer der emotionalsten. Erstmals haben wir den Innenbereich des S-Bahnringes verlassen müssen. Die Entscheidung für den neuen Standort in Tempelhof-Schöneberg ermöglicht es uns aber, ein spannendes Stadtgebiet zu erschließen, neue Verbrauchergruppen kennenzulernen und weitere wichtige Kooperationspartner zu gewinnen. Unser Ziel ist es mit unseren Beratungsthemen, Projekten und stets offenem Ohr für alle Verbraucher da zu sein, vom Jugendlichen bis zum älteren Menschen.“
Beim anschließenden Rundgang konnten sich Verbraucher wie Gäste dann einen Eindruck von den neuen Räumen und dem umfassenden Beratungsangebot der Verbraucherzentrale Berlin machen und am Wissensparcours ihre Kenntnisse zu ökologischem Fußabdruck, artgerechter Hühnerhaltung und Regionalen Erzeugerprodukten prüfen.
In der freundlichen Atmosphäre von sechs Beratungsräumen wird weiterhin unabhängige Beratung und Information angeboten, die sich unterschiedlichster Kernthemen annimmt: So gibt es kostenpflichtige persönliche Beratungen zu Bereichen wie Altersvorsorge, Baufinanzierung, Patientenrecht, Reiserecht und Versicherung. Kostenlos dagegen sind persönliche Beratungen zu Energieschulden und Energiesparen sowie zu Rundfunkgebühren.
Eine allgemeine, bis zu 20-minütige Verbraucherrechtsberatung zu Themen wie Kaufvertrag, Reklamation, Abo, Handyvertrag, Handwerkerrechnung u. a. kostet 15 Euro.
Vorab sollte man unbedingt einen Termin vereinbaren, um längere Wartezeit zu vermeiden. Den tollen Ausblick auf Berlin gibt´s übrigens immer gratis dazu.
Telefonische Beratung gibt es zu Themen wie Versicherung, Energie, Finanzierung und Ernährung.
Zukünftig wird es weitere spannende Projekte geben. So wird der Bereich Pflegerechts-Beratung ausgebaut werden, der an Bedeutung demographisch bedingt immer wichtiger wird, verrät Dörte Elß. Vor 30 Jahren hatte die Juristin die Patientenberatung aufgebaut und ist daher besonders sensibilisiert für das Thema Pflege.
Es gibt zur Verbraucherzentrale Berlin auch einen barrierefreien Zugang, und an einer Kontaktsäule kann Hilfe erbeten werden, damit ein Mitarbeiter den Besucher mit Handicap am Eingang abholen kann. Zwei Fahrstühle sind vorhanden.
Jacqueline Lorenz
Verbraucherzentrale Berlin e. V.
Ordensmeisterstraße 15-16
12099 Berlin-TempelhofTelefon: 030 214 850
Infos zu Terminvergabe,
Öffnungszeiten und Anfahrt unter www.verbraucherzentrale-berlin.de
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