Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Februar 2019
Nachdem die erste Variante eines Radfahrstreifens im Dahlemer Weg als zu gefährlich bewertet wurde, planten die zuständigen Behörden um und realisierten nunmehr einen Radfahrstreifen, der durch zahlreiche Kunststoffpfosten von der verbliebenen PKW-Spur getrennt geführt wird. Auch diese Variante trifft nicht nur auf Zustimmung, sondern wird in der Öffentlichkeit und den Medien strittig diskutiert. Im Folgenden nehmen die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf zu diesem aktuellen Thema Stellung.
Die CDU-Fraktion lehnt den Vollpfosten-Radweg auf dem Dahlemer Weg ab. Die Radwegplanung des Berliner Senats und das Berliner Mobilitätsgesetz sind das Ergebnis einer sich laut artikulierenden Lobby der „Berufsradler“, die mit dem normalen Radfahrer, der aus Freude das Rad benutzt, nichts gemein hat. Rot-Rot-Grün muss erkennen, dass Radspuren auf den Straßen unter Beseitigung von Parkplätzen unter hohem Steuergeldeinsatz nicht überall dem Sicherheitsbedürfnis aller Radfahrer Rechnung tragen. Dies wird besonders am Dahlemer Weg deutlich, Radfahrer würden lieber den vorhandenen Radweg benutzen. Wo jedoch Dogmatik herrscht, fehlt es an einem selbstkritischen Hinterfragen des eigenen Handelns, dies schadet Berlin. Die derzeitige Situation ist für alle Verkehrsteilnehmer gefährlich, Unfälle nehmen zu, da Fahrzeuge wegen der Poller in den Gegenverkehr ausweichen. Zudem müssen endlich Anwohner beteiligt und ihrer Kritik Rechnung getragen werden. Wir sind nicht gegen Radspuren. Aber wir wollen keine, die gegen den Willen der Berliner errichtet werden. Die Drangsalierung der PKW-Fahrer durch Rot-Rot-Grün lehnen wir ab.
Jens Kronhagel
Genial – „Test-Radweg für 160.000 Euro“ – „Im Rahmen eines Modellversuches wird der Radweg in einen geschützten Radweg umgewandelt“, erläuterte M. Schellenberg (B‘90/Grüne), Stadträtin für Umwelt und Tiefbau.
Was war geschehen? Nach dem bundesweit niederschmetternd, bekannten „Test-Zick-Zack Radweg“ an der Leo Beck Straße musste ein Erfolg her. Grüne Stadträtin und Senatorin bauen einen von der Berliner Straße bis zur Mörchinger Straße und ab etwa Curtiusstraße funktionierenden Radweg – dazwischen – in einem mit 160 Pollern „geschützten Radweg“ um. Vorher und hinter konnte jeder gefahrlos Radfahren – keinen Bedarf erkennbar!
Jeder, der sich die „Teststrecke“ genau ansieht fragt sich – was soll das? Hätten da nicht die Hälfte der Poller für den Schutz gereicht? Wieso gibt es die alten Radwege auch noch und warum sollen die Radfahrer nun nur die Teststrecke befahren. Und – was ganz toll ist – die lästigen, parkenden Fahrzeuge sind auch weg und stehen in den schon überlasteten angrenzenden Straßen! Testen lässt sich auch ohne Bedarf und jetzt lassen sich auch noch monatlich Ersatzpoller für rd. 7,00 Euro/St. Kaufpreis verbauen! – Wir freuen uns auf die nächsten Possen von Stadträtin und Senatorin.
Volker Semler
Die Herausforderungen der wachsenden Stadt Berlin werden besonders auch im Verkehrsbereich deutlich: 11 getötete Radfahrende im Jahr 2018 und die Art ihrer Unfälle (nachlesbar beim ADFC) sind ein deutliches Zeichen, die Sichtbarkeit von Radwegen zu erhöhen, da mangelnde Sichtbarkeit mit Abstand die häufigste Todesursache war. Der durch gut sichtbare, signalfarbene, biegsame Poller geschützte Radstreifen – wie jetzt am Dahlemer Weg berlinweit etwa das dritte Mal umgesetzt – ist dabei ein gutes Mittel, das mit dem neuen Mobilitätsgesetz eingeführt wurde. Wichtig war es uns, im Rahmen der ohnehin anstehenden Sanierung der alten, schmalen und verfallenen Radwege eine sicherere Lösung zu schaffen, indem hier keine parkenden PKW oder in vielen Fällen LKW und deren Anhänger mehr die Sicht versperren. Leider kam es im Rahmen der Baustelleneinrichtung zu Fehlern, so dass sich durch Engstellen und auf die Radspuren ausweichende Autos die Gefahr nochmals erhöhte, dies wurde aber schnellstmöglich behoben und die Arbeiten insgesamt schnell durchgeführt. Unter https://gruenlink.de/1kal beantworten wir Einzelfragen zum Thema und bleiben auch weiter dran.
Bernd Steinhoff
Jeder Verkehrstote ist einer zu viel – eine Selbstverständlichkeit! Doch was folgt daraus? Die geballte „Sicherheits“-Kompetenz bekennender grüner Autohasser trifft den Bezirk in voller Härte: Der Zick-Zack-Radweg – darüber lacht die Welt im August! Im September wurden im Dahlemer Weg Radfahrstreifen auf der Fahrbahn markiert. Doch irgendwie passte das nicht zusammen: Bei der Ausführungsplanung hätten die zu schmalen Fahrstreifen auffallen müssen. Ergebnis: Lebensgefahr! Schnell wurden die Markierungen übermalt. Und nun rote Poller im Dezember. Die Grünen finden das „toll!“. Kritische Fragen nach Parkflächen für ansässige Gewerbe, wie sich eine Rettungsgasse bilden soll oder zur Verletzungsgefahr bei Stürzen in die Pollerreihe, sind nicht gewünscht! Liebe Bürger: So sieht also das neue Berlin aus. Und folgt man den Aussagen von Linksgrün, ist das nur der Anfang. Das Umerziehungsprogramm läuft gerade erst richtig an – mit dem Feindbild Autofahrer! Ein Miteinander, geprägt von Vorsicht, Toleranz und gegenseitiger Rücksichtnahme, kann die AfD hier nicht erkennen. Auch wenn CDU und FDP hier laut bellen, sie knicken vor Linksgrün ein.
Peer Lars Döhnert
Vorweg: Das von den Grünen ideologisch geprägte Mobilitätsgesetz sieht das, was wir nun am Dahlemer Weg als „Pilotprojekt“ bestaunen können, als Regellösung vor. Im Klartext: So soll jeder Radfahrstreifen, der zukünftig angelegt wird, aussehen. Das grüne Gesetz sieht an jeder Hauptverkehrsstraße einen solchen Radfahrstreifen vor. Wir reden also nicht über einen missglückten Einzelfall, sondern über einen ersten Eindruck, was uns unter grüner Führung nicht nur in Steglitz-Zehlendorf erwartet. Die Freien Demokraten (FDP) wollen sichere Mobilität für alle Verkehrsteilnehmer und ja, dieser Radfahrstreifen scheint für Radfahrer sicher (genau weiß man das auch erst, wenn umgefahrene Poller tatsächlich keine Gefahr darstellen), aber sicher war der alte Radweg auch. Die knapp 400 m Poller-Radweg haben nach ersten Angaben um die 200.000 Euro gekostet. Das sind 500 Euro pro Meter! Die Hauptverkehrsstraßen alleine in Steglitz-Zehlendorf messen ca. 220 Kilometer. Das wird also nicht nur extrem teuer, sondern es wird vor allem ein Mobilität-Desaster erster Güte, einzig damit ein paar Radler sich bei schönem Wetter gefahrlos überholen können.
Andreas Thimm
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