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Noah Adler macht mit „CoronaPort“ Mut

16-jähriger Zehlendorfer gründet berlinweites Unterstützungs-Portal

Erschienen in Gazette Charlottenburg Mai 2020
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Noah Adler, mit CoronaPort gegen Anonymität und Vergessenwerden. Foto: privat
Noah Adler, mit CoronaPort gegen Anonymität und Vergessenwerden. Foto: privat

Noah Adler ist gerade 16 geworden – mitten in der Coronakrise.

Doch was der Schüler des Schadow-Gymnasiums in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat, macht Jung und Alt Mut und zeigt, wie man sich gerade in Krisenzeiten auf unsere Jugend verlassen kann:

Statt in der unterrichtsfreien Zwangspause auf der heimischen Couch auszuspannen oder im Park abzuhängen, wurde der computerinteressierte und technisch versierte 11-Klässler programmiererisch aktiv und entwickelte das „CoronaPort“ – eine spezielle Webseite, auf der Menschen berlinweit unter www.coronaport.net ihre Hilfsangebote für Kranke, Ältere und Hilfsbedürftige einstellen können.

Hilfe verbindet – trotz Kontaktverbot

Da ist ebenso die Lehramt-Studentin, die auf die Kinder aufpassen will, vertreten wie der junge Philosoph: Neben der Einkaufshilfe bietet er einsamen Menschen auch noch den Vortrag seiner Texte am Telefon an. Der Hundefreund bietet seine Gassi-Dienste für Dackel und Schäferhund quarantänehaltenden Herrchen und Frauchen an und die für ihr soziales Engagement stadtbekannte Reinigungsfirma ihren selbstlosen Einsatz nun auch über Noah´s Hilfsportal.

So stehen bei Gazette-Redaktionsschluss bereits rund 3.200 öffentlich bzw. 3.000 nicht öffentlich eingestellte Hilfsangebote von Adlershof bis Zehlendorf auf der Unterstützungsliste. Das Feedback, das den jungen Initiator erreicht, ist überaus positiv.

Potentielle Helfer tragen sich mit Kontaktdaten, jeweiligem Hilfsangebot und bevorzugten Einsatzbezirk(en) auf der Liste ein und warten dann auf Rückmeldung zu Unterstützender. – Dabei ist etwas Geduld gefragt, denn erst allmählich kommt das Hilfsangebot („Hilfe anbieten“) gezielt da an, wo es benötigt wird („Hilfe suchen“).

Und noch ist das Angebot an Helfenden deutlich höher als das der Hilfesuchenden, die erst einmal die nicht gerade niedrige Hemmschwelle, Hilfe zu suchen, überwinden müssen. Außerdem seien viele ältere Menschen im Internet nicht so häufig unterwegs, betont Noah und gibt der festen Etablierung seines Portals Zeit, welches inzwischen von zahlreichen mentalen Unterstützern in aller Munde gebracht wird.

„Doch „CoronaPort“ soll auch nach der Krise als Unterstützer-Portal bestehen bleiben und weiter ausgebaut werden. Wir arbeiten daran, den technischen Stand der Plattform weiter zu verbessern“, versichert Noah, der inzwischen zur Perfektionierung seiner Idee etliche IT-versierte Mitkämpfer an seiner Seite weiß, ohne die es wohl kaum zur raschen Realisierung von CoronaPort gekommen wäre.

Soziales Engagement liegt dem Gymnasiasten aus dem Berliner Südwesten im Blut. Er kommt aus einer Familie mit medizinischem Hintergrund, will nach dem Abitur selbst Medizin studieren. Der sportliche junge Mann engagiert sich ehrenamtlich schon länger in der DLRG als Rettungsschwimmer.

Am Anfang war die Idee

Am Anfang des Portals für erweiterte Nachbarschaftshilfe stand der Gedanke, Menschen trotz körperlichen Distanzgebotes zu verbinden. „Ich will über CoronaPort möglichst viele Leute einbeziehen und Menschen besser erreichen“, erklärt der Gymnasiast, der zwar die unterschiedlichen bestehenden Hilfsebenen im Blick hatte, aber auch sah, dass ein berlinweit koordiniertes Angebot fehlte. Dabei ist sich der Arztsohn sehr wohl der bedrohlichen Gesundheitslage bewusst. Gerade in Krisenzeiten füreinander da zu sein – nicht nur innerhalb der Familie – ist da selbstverständlich für Noah, der bei der derzeitigen Viruslage möglichst viele Bevölkerungsteile angesprochen und einbezogen sehen will.

In seiner Vorbildfunktion als sozial engagierter und aktiver Jugendlicher hat Noah in seiner Altersklasse inzwischen viele Anhänger, nicht nur an seiner Schule, die das, was er macht, einfach „cool“ finden.

Als Junger und Gesunder solidarisch mit den Älteren und Kranken

– Das ist Noah Adler mit seinem Projekt CoaronaPort gelungen.

Mitmachen dabei wollen verantwortungsbewusste Menschen wie Hannu Jacoby, der in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf persönliche Betreuung und Hilfeleistung anbietet. Oder Carlotta Wiandt, die als Einkaufshilfe, Kinder- und allgemeine Betreuung, aber auch Hundesitting und allgemeine körperliche Arbeit übernehmen möchte.

Die Reinigungsfirma Christall ist ein „alter Hase“, wenn es darum geht, sich sozial berlinweit zu engagieren. In der Obdachlosenhilfe und bei zahlreichen sozialen Projekten ist das Unternehmen regelmäßiger Unterstützer.

Nun hat Chefin Tatjana mit zehn Mitarbeitern, die trotz aller Arbeit „auch sozial mitziehen“, in allen Berliner Bezirken, in denen das Unternehmen Kunden hat, Zettel aufgehängt, die auf CoronaPort und die von der Reinigungsfirma angebotene Hilfe hinweisen.

„Wir warten gespannt auf erste Rückmeldungen und Anfragen“, erklärt Tatjana und betont: „Durch unsere Transporter sind wir mobil in fast allen Bezirken einsetzbar für Hilfsleistungen.“

Alle Hilfeanbietenden, Hilfesuchenden und Initiator Noah Adler mit seinem Team verbindet neben den gemeinsamen CoronaPort-Hilfsbestrebungen ein Wunsch besonders: „Möge die Krise so mild wie möglich ohne allzu schwerwiegende Folgen ablaufen.“

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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