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125 Jahre Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee e. V.

Einputten und Genießen

Erschienen in Wannsee Journal Juni/Juli 2020
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Fährt man die Königstraße in Wannsee entlang, lohnt es, über den parallel verlaufenden Golfweg einen Abstecher zum Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee zu machen und einen Blick auf diese exklusive Golfanlage zu werfen, die als ältester und größter offizieller Golfclub Deutschlands gilt. Im Amateurgolf hat der im grünen Berliner Südwesten gelegene Golfclub eine herausragende Stellung.

Dem Betrachter bietet sich ein Mix aus Natur und Luxus mit eigenem Reiz: Die Nobellimousinen auf dem Parkplatz vor der Anlage konkurrieren mit dem alten Baumbestand, der das wohlgepflegte, ungestörtes Golfvergnügen versprechende Grün säumt. Wer hier spielt, ist sich der Exklusivität seines Clubs bewusst und stolz auf das rund 57 Hektar große, weitläufige Gelände, das aktuell rund 1.800 Vereinsmitglieder sowie Gastspieler nutzen können.

Höhen und Tiefen hat dieser Verein erlebt, dessen Geschichte vor 125 Jahren in Berlin-Westend auf einer stillgelegten Pferderennbahn begann, und wo bereits damals illustre Gäste wie der deutsche Kronprinz und der englische König dem Golfspiel frönten.

Von der Pferderennbahn zum Golfplatz

1895 wurde der „Berlin Golf Club“ auf Initiative von amerikanischen und britischen Diplomaten ins Leben gerufen, auf einem ehemaligen Rennbahn-Gelände, das Graf von Eulenstein zur Verfügung gestellt hatte: Am Spandauer Damm/Ecke Bolivarallee in Berlin-Westend gründeten der amerikanische Zahnmediziner Prof. Miller und der Deutsch-Schotte und Verleger Pitcalm-Knowles den ersten Berliner Golfplatz, der später zur Kleingartenanlage umfunktioniert wurde.

Auf dem Neun-Loch-Platz fanden schon bald Turniere statt, ab 1896 jährlich im Spiel um den von einem US-Diplomaten gespendeten Gründer-Silberpokal. Das Spiel um den Gründerpokal ist liebgewordene Tradition im heutigen Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee e. V. geblieben.

Immer mehr Gäste des Königshauses fanden den Weg auf die Golfanlage mit erstem Clubhaus in Westend, darunter der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm III. und der zukünftige englische König Edward VIII.

Mit dem Ersten Weltkrieg erhielt der Club den deutschen Namen Golf-Club Berlin. Wenige Jahre später beendeten Bebauungspläne die Golfkarriere des Platzes.

Von Westend nach Wannsee

Im Februar 1924 zog der nun in Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee umbenannte Club in ein rund 40 Hektar großes Waldstück südlich des Kilometerbergs nach Wannsee. Schon länger bestehende, durch Krieg und Olympische Spiele 1916 verschobene Pläne zu einem Golfplatz konnten dank zahlreicher Spenden nun realisiert werden, sodass bereits 12 von 18 Loch fertiggestellt waren. Eine Augenweide war auch das aufgrund steigender Mitgliederzahlen auf 112 Meter erweiterte Clubhaus. Mit einem festlichen Wettspiel wurde Berlins erste Golf-Anlage am 26. Mai 1926 eingeweiht. Golfgrößen des Clubs spielten u. a. mit dem deutschen Verbandsmeister Bernhard von Limburger und mit Freiherr Bissing aus Frankfurt am Main.

Bald schon fühlten sich fast 1.400 Mitglieder im Club wohl, sodass ein Spielplan den „Verkehr“ auf dem Grün regeln musste. Mehr Raum wurde benötigt. Also erwarb der Club Richtung Stölpchensee weiteres, 90 Morgen Land umfassendes Gelände, auf dem zusätzlich ein Kurs mit neun Loch angelegt wurde. Die Offenen Deutschen Meisterschaften fanden bis 1936 auf dem erweiterten Wannseer Areal sechsmal statt, und während der Olympischen Sommerspiele 1936 diente der Golfplatz als Austragungsort für den Crosslauf im Modernen Fünfkampf.

Von Besatzern zu Freunden

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges geriet das Golfspiel auf dem Platz ins Hintertreffen, unter sowjetischen Truppen wich das gepflegte Grün 1945 Schützengräben, das Clubhaus wurde durch Granaten fast vollständig zerstört. Dennoch wurde der Spielbetrieb 1946 wieder aufgenommen. – Allerdings in Berlin-Kladow auf einem Sechs-Loch-Privatplatz, auf dem der Club nun als Golf- und Land-Club Berlin-Kladow spielte. Wenige Jahre später wurde der alte Vereinsname wieder zugelassen, und junge talentierte Golfer fanden den Weg in den Club. 1951 wurde der Platz in Kladow für die bereits 110 Mitglieder zu klein. Ein Jahr später erhielt der Club das Teilareal am Stölpchensee zurück und feierte am 31. Mai 1953 mit neuem Clubhaus Wiedereröffnung.1955 folgten erste deutsche Titelkämpfe auf dem 9-Loch-Platz Stölpchensee.

Der 18-Loch-Platz in Wannsee wurde indessen von den Amerikanern genutzt und durfte nur ausnahmsweise von deutschen Golfern betreten werden, außer von den fünf deutschen Golflehrern. Über 100 Caddys pflegten den Kontakt zu den Amis, nicht zuletzt wegen deren Zigaretten, Schokolade und der Nebeneinnahmen aus Tauschgeschäften.

Mit Fertigstellung des neuen Clubhauses in Wannsee wurden Jahr für Jahr die Bestimmungen für deutsche Spieler gelockert, und sogar Mitgliedschaften im US-Berlin-Golf-Club begrenzt möglich. Aus Besatzern waren Freunde geworden. Sportkameradschaft, gemeinsame Wettspiele und ein hervorragendes Verhältnis zwischen deutschen und amerikanischen Wannsee-Golfern waren nun ebenso selbstverständlich wie Damengolf.

Mit dem Deutsch-Amerikanischen Freundschaftspokal hält der Golfclub Wannsee die Erinnerung an die langjährige Verbundenheit mit den Amerikanern lebendig.

In den Folgejahren entwickelte sich der Club weiter, war 1970 der Austragungsort eines internationalen Weltstädteturniers und 1975 der 40. Internationalen Amateurmeisterschaften in Berlin. Berühmte Golf-Größen wie Jack Nicklaus, Arnold Palmer oder Bernhard Langer gaben sich auf dem Platz das Eisen in die Hand.

Nach Mauerfall war die Zukunft des amerikanischen Golfplatzes in Wannsee ungewiss. Als die Amerikaner 1994 aus Berlin abzogen, übergaben sie die Golfanlage in Wannsee an die deutschen Mitglieder. Die nutzen bis heute jede Gelegenheit, an die deutsch-amerikanische Freundschaft zu erinnern.

Nobler Treff für Golffreunde aus Diplomatie, Politik, Wissenschaft und Kultur

Vergessen die jahrelange Geruchsbelästigung durch die zu DDR-Zeiten in direkter Nachbarschaft zum Golfplatz angesiedelte Hirschberg-Müllkippe West-Berlins. Und vergessen der Streit der Club-Mitglieder um die Gemeinnützigkeit des Vereins und die Einmalzahlung für das 99-jährige Erbbaupachtrecht des landeseigenen Geländes am Wannsee im Jahr 2008:

Heute prägen sanfte grüne Hügel eingebettet in alten Baumbestand das Bild der großzügigen 27-Loch-Golfanlage in Wannsee. Eine friedliche Atmosphäre.

Golfer aller Stärken und der vom Club besonders geförderte jugendliche Golfnachwuchs finden hier sportliche Herausforderung, aber auch Ruhe und Abwechslung bei Wettspielen und Veranstaltungen vom rauschenden Sommerfest bis zum traditionellen Neujahrsempfang und bei sozialfreundlichen Benefizveranstaltungen. Im 1997 eröffneten Clubhaus mit elegantem Foyer, Sonnenterrasse und gehobener Restaurantküche kommen sie mit hohem oder niedrigen Handicap nach dem Spiel alle zusammen – vom Diplomaten bis Zoodirektor.

Jacqueline Lorenz

Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee e. V.

Golfweg 22
14109 Berlin

www.wannsee.de

Titelbild

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