Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Dezember/Januar 2020
Im Zuge der Berlin-Blockade erkannte man die Notwendigkeit, unabhängig von Kabelverbindungen durch das Gebiet der DDR zu werden. Deshalb begann man 1948 mit der ersten Richtfunkverbindung zwischen dem Westen Berlins und der Bundesrepublik Deutschland. 1951 wurde in Nikolassee eine Richtfunkstelle errichtet. Sie befand sich östlich des Strandbads Wannsee und bestand bis 1973. Da ihre Kapazitäten schon bald nach der Erbauung nicht mehr ausreichten, kam zu ihrer Entlastung die Richtfunkstelle auf dem Schäferberg dazu. Dabei handelte es sich um einen 45 Meter hohen Stahlfachwerkturm mit zwei großen Parabolspiegeln. Dieser wurde im Januar 1959 fertiggestellt. Gegenstelle war die 190 Kilometer entfernte Richtfunkstation Torfhaus im Oberharz.
Ein Problem war der große Abstand der Stationen. Normalerweise braucht man für Richtfunk alle 50 Kilometer eine Station. Da dies zu der damaligen Zeit auf dem Gebiet der DDR nicht möglich war, entschied man sich für eine Scatter-Verbindung. Diese Art der Funkverbindung hat eine sehr hohe Reichweite, bei der die Unterseite der Ionosphäre als Reflektor genutzt wird. 1961 wurde der Fernmeldeturm auf dem Schäferberg gebaut, der 1964 in Betrieb ging. Die Richtfunkstelle in Nikolassee wurde ab 1969 nur noch für Fernsehübertragungen genutzt. Sie verlor an Bedeutung und 1973 erfolgte der Abbau. Das Gelände wurde 1975 der Landesforstverwaltung zurückgegeben. In den 70er-Jahren setzte eine politische Entspannung ein, so dass auch auf dem Territorium der DDR ein Netz an Richtfunkstationen aufgebaut werden konnte. Gegen Ende der 80er-Jahre konnten dann ca. 20.000 Fernverbindungen gleichzeitig genutzt werden. Mit dem Fortschritt der Digitalisierung wurden Richtfunkverbindungen überflüssig. So wurden die Parabolspiegel vor 25 Jahren, im Jahr 1995, abgebaut. Heute wird die frühere Richtfunkstelle für den Rundfunk und das Mobilfunknetz genutzt. Vom Turm auf dem Schäferberg – übrigens der dritthöchste Turm in Berlin – wird digitales Fernsehen gesendet.
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