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Eine Kirche für Grunewald

Nach knapp zwei Jahren Bauzeit stand das Gotteshaus

Die Gemeinde baute die Grunewaldkirche mit großem Engagement wieder auf.
Die Gemeinde baute die Grunewaldkirche mit großem Engagement wieder auf.
Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Juni/Juli 2020
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Im Jahr 1899 ernannte der Kaiser Wilhelm II. auf Anregung seines Reichskanzlers Otto von Bismarck die Kolonie Grunewald zur selbständigen Landgemeinde. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde schnell laut und die Kurfürstendamm-Gesellschaft, die die Grundstücke in der Kolonie verkaufte, stellte ein Grundstück für den Kirchenbau zur Verfügung. So wurde 1901 ein Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem der Entwurf „Ex profundis“ von Regierungsbaumeister Philipp Nitze, Halle an der Saale, als Sieger hervorging. Baubeginn war im Juli 1902. Und bereits am 1. Juni 1904 fand die Einweihung statt – unter Anwesenheit vieler Prominenter. Natürlich hatte die kurze Bauzeit auch mit der Finanzkraft der Gemeindemitglieder zu tun, die sich beim Kirchenbau großzügig gezeigt hatten. Das spiegelte sich auch in der aufwändigen Ausstattung wider.

Zerstörung und erneute Einweihung

Die im spätgotischen Stil errichtete Kirche stand fast 40 Jahre unbeschädigt zur Freude der Gemeindemitglieder an der Bismarckallee. Dazu gehörte auch Dietrich Bonhoeffer, der hier 1921 konfirmiert wurde. Doch wie vieles andere überstand das Gotteshaus den Zweiten Weltkrieg auch nicht unbeschadet. Im Jahr 1943 stürzte das Dach ein, nachdem Luftminen und Brandbomben in der Nähe der Kirche niedergegangen waren. Die Fenster zersplitterten und der Innenraum lag voller Trümmer. Nach deren Beseitigung fanden Gottesdienste und Taufen unter freiem Himmel statt.

Erst 1953 wurde mit der Instandsetzung der Kirche begonnen. 1959 erfolgte die erneute Einweihung der Kirche, deren Inneres sich nun schlichter präsentierte als in den Anfangsjahren. Die Fenster waren damals lediglich notverglast, da die schönen Antikfenster aus früheren Zeiten ebenfalls zerstört waren. Dieses Provisorium hielt länger – 1986 gründete die Gemeinde einen Förderkreis, um neue Fenster zu finanzieren. Auch das gelang mit langem Atem – nach dem erst die Fenster an der Nordseite und an der Chorrosette erneuert wurden, konnten im März 2000 die Fenster an der Südwand eingeweiht werden. Bei den Fenstern entschied sich die Gemeinde für Entwürfe von Professor Johannes Schreiter, der von 1963 bis 1987 an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Frankfurt am Main lehrte. Er hatte als Glasbilder die Fenster in vielen Kirchen gestaltet, unter anderem an der Marienkirche in Prenzlau/Uckermark.

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