Erschienen in Lankwitz Journal August/September 2020
Ruhige Zeiten hat das Schutzengel-Haus an der Steglitzer Bismarckstraße erleben müssen. – Kein Kinderlachen und Toben in seinen Räumen, CQVID-19 hatte am 23. März den Riegel vorgeschoben.
Doch ihre kleinen Schützlinge gerade in Krisenzeiten im Stich zu lassen, wäre keinem der sieben Teammitglieder aus der SchutzengelWerk gGmbH in den Sinn gekommen. So fanden sie neue und digitale Wege, um auch in diesen Tagen immer ein offenes Ohr für die Schwächsten unserer Gesellschaft zu zeigen und dringende Bedarfe erfüllen zu können, unterstützt von selbstlosen Helfern.
Die Arbeit der Berliner Kinderhilfe Schutzengel begann 2013 in Berlin-Wedding, gegründet nach dem Motto „Soziale Verantwortung – Aktive Hilfe“ und zurückgehend auf private Initiative eines Unternehmers, der nicht genannt werden möchte.
Ziel dieser Jugend- und Kinderhilfe ist es, Ausbildungs-, aber auch Freizeit- und Sportangebote, Hausausgaben-Begleitung und die Förderung gemeinnütziger Einrichtungen gleicher Zwecke zu bieten.
2014 – nach erfolgloser Suche nach geeigneten Räumen in Wedding – konnte in der Steglitzer Bismarckstraße als geeignete Immobilie eine ehemalige Schlecker-Filiale gemietet und das erste Schutzengel-Haus Steglitz eröffnet werden. In dem Jugendzentrum finden bedürftige Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren nun auf 400 Quadratmetern geschützten und sicheren Raum, in dem sie nach der Schule kostenloses und leckeres Mittagessen, Schularbeiten-Begleitung sowie täglich wechselnde Spiel-, Sport- und Musikangebote vorfinden, von Kick-Boxen bis Tanzen und von Gitarrenspiel bis DVD-Nachmittag. Die professionell ausgebildeten Mitarbeiter aus dem Gebiet der Sozialpädagogik verfolgen mit der Jugendhilfe-Einrichtung das wesentliche Ziel, diese jungen Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsenen ohne bürokratischen Aufwand zwanglos an gesunde Ernährung, Bildung, Sport und Kultur heranzuführen.
Von Anfang an dabei ist Geschäftsführerin Bianca Sommerfeld, die aus dem Partnerverein Zuckerbaum e. V. und der Öffentlichkeitsarbeit kommt, dort den Gründer des SchutzengelWerks kennengelernt hatte. Voller Begeisterung erzählt sie von den Erfolgen des Schutzengel-Hauses, das aus Spenden finanziert wird: „Die Kinder erfahren hier Motivation, Anerkennung und bekommen dadurch mehr Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Der eigentliche Schlüssel dazu ist Bildung.“ Die zuhause häufig vermisste Aufmerksamkeit der Eltern steht im Schutzengel-Haus reichlich zur Verfügung. Unterstützung erfährt das SchutzengelWerk dazu von Organisationen, Firmen und Privatspendern. Mit dem bezirklichen Jugendamt gelingt reibungslos der regelmäßige Austausch über gefährdete Kinder. „Wir fühlen uns im Bezirk Steglitz-Zehlendorf eingebettet und sind gut vernetzt“, erklärt Bianca Sommerfeld. Rund 175 „Stammkinder“ besuchen das Haus regelmäßig, etwa 35 Kinder pro Tag, sogar aus Staaken kommen sie in das Steglitzer Haus.
– Anders während der Corona-Krise, die zur vorübergehenden Schließung des Hauses führte. Der Krise ist die Geschäftsführerin gewissermaßen sogar dankbar, sie habe interessante Ideen geweckt und Synergien geschaffen, aber auch Schwierigkeiten deutlich gemacht, denen sonst kaum jemand Gehör schenkte.
Man habe als Team umgedacht, sich neu sortiert und innovative Ansätze gefunden.
Denn mit Homeschooling kamen auch die Probleme: Nur wenige der Brennpunkt-Familien, bei denen es bereits an jahreszeitlich passender Kleidung fehlt, besitzen einen funktionierenden Laptop, und Drucker sind noch seltener, die Kosten für Druckerpatronen in den sozial schwachen Familien oft nicht zu leisten. Dazu kommen enger Wohnraum und die Tatsache, dass viele Eltern mit der ganztägigen Betreuung ihrer Kinder schnell am Ende ihrer Kräfte und überfordert waren.
„Wir haben uns große Sorgen um unsere Schützlinge gemacht, täglich angerufen, damit sie sich nicht vergessen fühlen und ihre Sorgen mitteilen können“, erzählt die Geschäftsführerin. Das sei gut gelaufen. Zusätzlich wurde gegen aufkommende Langeweile ein täglich wechselndes Facebook-Programm vom Schutzengel-Team gestartet nach dem Motto „Bleib drinnen!“: Rätsel, Basteltipps mit alltäglichem Haushaltszubehör und Rezepte für Kids sowie Informationen – nicht nur zu Corona – kamen dann auch gut an, bei Kindern wie Eltern. Spender und Unterstützer packten „Entertainment-Pakete“ mit Tagebuch, Malbuch und Stiften, DVD und Lesebuch, und eine große Modekette legte Spiel-Figuren dazu. Das SchutzengelWerk-Team brachte mit Mundschutz die Pakete bei ihren Stammkindern persönlich vorbei – und sah dabei gleich, wie es ihnen und ihren Familien geht. Und sogar Drucker wurden von Unterstützern gespendet. Im SchutzengelHaus selbst fanden nur vereinzelt und „Notfall-bedingt“ vertretbare Treffen statt: Dann aber nur von einem Kind und einem Mitarbeiter – und mit Maske.
Zusammenfassend sagt Bianca Sommerfeld: „Es ist herzerwärmend, wie viele Menschen in diesen Tagen selbstlos Hilfe geleistet, sich eingebracht und damit unseren Schützlingen Perspektiven eröffnet haben.“
Ein wichtiges Ziel, welches das SchutzengelWerk in naher Zukunft erreichen will, geriet durch die Krise zwar etwas in Verzögerung, soll aber möglichst bald weiterverfolgt werden:
Das SchutzengelWerk unterstützt die Respektierung aller Lebewesen und damit auch die Betreibung und Förderung von Tierschutzprojekten. Dabei soll Kindern und Jugendlichen durch den Kontakt zu Tieren eine bessere Wahrnehmung der Umwelt ermöglicht werden. – Sei es über die Begleitung von Hund und Schaf bei der Ausbildung zum Therapie-Tier oder über die Pflege von alten, kranken und verwaisten Tieren.
Vor diesem Hintergrund will das SchutzengelWerk in Kooperation mit „Stevies Hundeseniorenhospiz e. V.“ und dem Ehepaar Helge und Steffi Schumann von „Helges Hunderunde“ einen Hof mit vielen Tieren eröffnen. Sie sollen dort ihren behüteten Lebensabend verbringen dürfen. Gleichzeitig werden Kinder auf dem Hof die Möglichkeit bekommen, sich spielerisch und praktisch mit Natur und Umwelt auseinanderzusetzen. Dabei denken die Initiatoren an Gehege mit Kleinfedervieh Kaninchen – und vielleicht sogar einem Pony. Und wie lecker würde der Honig aus eigenen Bienenstöcken schmecken!
Das SchutzengelWerk will sich mit Kindern und Jugendlichen an der Pflege dieser Tiere beteiligen und ihnen darüber Natur-Zusammenhänge und Nachhaltigkeit anschaulich vermitteln. – Doch dazu bedarf es eines geeigneten Hofes, den das SchutzengelWerk dringend sucht: Er sollte nicht direkt an einer stark befahrenen Bundesstraße und nicht allzu weit entfernt von Berlin liegen, dürfte auch renovierungsbedürftig sein. Er sollte ein oder zwei kleine Wohnungen zur Mitarbeiter-Unterbringung besitzen und Außengebäude für Ställe, Schuppen, Lager- und Quarantäne-Räume sowie Wiesen und Weidemöglichkeit.
Hinweise dazu bitte an b.sommerfeld@schutzengelwerk.de
Weitere Informationen zum SchutzengelWerk und –Haus unter www.schutzengelwerk.de.
Jacqueline Lorenz
Förderkonto: SchutzengelWerk
Bank für Sozialwesen
IBAN: DE81 1002 0500 0001 3987 00
BIC: BFSWDE33BER
Stichwort: Ich bin ein Schutzengel
© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022