Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal August/September 2017
Am 15. September 1967 wurde das Brücke Museum am Bussardsteig 9 in Dahlem eröffnet. Die hier gezeigten Werke gehören zur Künstlergruppe Brücke, deren Vertreter Karl Schmidt-Rottluff (1884 – 1976), mit einer großzügigen Schenkung von 75 Werken den Grundstock des Museums schuf.
Die Künstlergruppe Brücke fand Anfang des 20. Jahrhunderts in Dresden zusammen. Der Name geht auf Karl Schmidt-Rottluff zurück. Ob er sich an den zahlreichen Brücken Dresdens orientierte oder daran, dass die Kunstrichtung eine Brücke zu neuen Ufern schlagen sollte, ist nicht bekannt. Gründer waren vier Architekturstudenten: Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Karl Schmidt – der sich nach seinem Wohnort Schmidt-Rottluff nannte – und Erich Heckel. Sie hatten alle ein großes Interesse an der Kunst, verfügten aber über keine akademische Malausbildung. Ihre Werke heben sich über die kontrastreiche Farbgebung hervor, in denen sich malerische Formen und Bildkompositionen mit seelisch-psychischen Momenten verbinden. Auch Lithografie, Holzschnitt und Aquarell gehörten zu den Techniken der Brücke-Künstler, denen sich noch Max Pechstein, Cuno Amient und Otto Müller anschlossen. Mit ihren Werken wollten sie Tabus brechen, die Menschen aufrütteln und beunruhigen. Einen großen Eindruck auf die Gruppe machten die Gemälde des niederländischen Künstlers Vincent van Gogh. Die Gruppe vergrößerte sich mit Kees van Dongen und Emil Nolde, außerdem hatte sie noch 68 passive Mitglieder aus intellektuellen Kreisen, die die Künstler unter anderem als Mäzene, aber auch mit Vorträgen und Werkverzeichnissen unterstützten. 1908 zog Max Pechstein nach Berlin, die anderen Mitglieder der Brücke folgten ihm im Laufe der Jahre. 1913 beschlossen die Mitglieder nach vielen Streitigkeiten die Auflösung der Gruppe. Im Nationalsozialismus galten ihre Werke als „Entartete Kunst“.
Der Beschluss für den Bau eines Museums eigens für die Werke der Brücke fiel am 1. Dezember 1964 – dem 80. Geburtstag von Karl Schmidt-Rottluff. Anlässlich seines Geburtstages wurde sein Lebenswerk in Berlin ausgestellt. Da das Ehepaar Karl und Emy Schmidt-Rottluff keine Erben hatte und nicht wollte, dass der künstlerische Nachlass auseinandergerissen wird, schrieb Schmidt-Rottluff an Werner Stein, damals Senator für Wissenschaft und Kunst in Berlin. Er teilte in dem Brief mit, dass das Ehepaar beschlossen hatte, der Stadt Berlin seine Werke zu schenken. Das war der Anstoß für den Bau des Brücke Museums. Aufgrund der Verbindung der Brücke-Kunst zwischen Mensch und Natur schwebte dem Künstler ein Museum nahe der Havel vor. Der Senat wählte jedoch den heutigen Standort, der den naturnahen Anspruch mit guter Erreichbarkeit verbindet.
In der Jubiläumsausstellung wird bis 3. September eine wechselnde Auswahl bedeutender Gemälde und Papierarbeiten der „Brücke“-Künstler und ihrer engen Kollegen gezeigt. Die Werke stammen aus der umfangreichen Sammlung des Museums. Außerdem werden Workshops für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren angeboten: „Brücke und die Druckgraphik“ am 17. September und „Brücke und die expressionistische Literatur“ am 24. September. Weitere Informationen unter www.bruecke-museum.de .
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