Erschienen in Wannsee Journal August/September 2020
Auch wenn man schon oft da war: Im Sonnenhaus gibt es stets Neues zu entdecken: Da hat der Gartenrotschwanz sein Nest direkt über der Werkbank gebaut, und im Schuppen sind die Wespen fleißig dabei, ihre Kinderstube über dem Eingang zu platzieren.
Das Sonnenhaus am Teltower Damm 310 hat immer etwas zu bieten. In der Einrichtung der Offenen Kinder-und Jugendarbeit finden auf 3.500 Quadratmeter großem Naturgelände kleine Gäste ab 6 Jahren vielfache Möglichkeiten zum Klettern und Toben, aber auch Tierkontakte und handwerkliche Angebote wie Töpfern, Werken und Backen. Und wer gräbt mit bloßen Händen nicht gern in der feuchten Erde nach Regenwürmern oder erntet leckere Beeren vom Strauch, um sie dann in süße Marmelade zu verwandeln?
Im Sonnenhaus mit Obst- Gemüse-Kräutergarten, Tierhaltung, Werkstätten für Groß und Klein und Seminarräumen können kleine Naturfreunde unter naturpädagogischer Anleitung lernen, wie spannend und zugleich lustig Gärtnern und Landwirtschaft sein kann und welche besonderen Überraschungen die Natur doch bereithält.
Leiterin des Projektes Sonnenhaus ist die studierte Ökoagrarmanagerin Vivian Ryll (M.Sc.), die von einem fachkundigen siebenköpfigen Team aus dem Pädagogischen Bereich unterstützt wird. Dazu kommen ehrenamtliche Helfer, Praktikanten und – in Kooperation mit der Stiftung Naturschutz Berlin und dem Verein junger Freiwilliger – junge Menschen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr dem Sonnenhaus widmen. So wie Lucio, der seit sieben Monaten dabei ist. Er erzählt: „Es ist ein Kindheitstraum von mir, als Selbstversorger zu leben.“ Hier kann er nun allerlei landwirtschaftliche Grundlagen dazu kennenlernen, von der Versorgung der Tiere über Gartenarbeit und Kompostierung bis hin zu handwerklichen Tätigkeiten, Reparieren und Verarbeitung der Naturprodukte – und den Umgang mit Kindern, die überwiegend aus dem Kiez, manchmal auch aus Teltow in die Begegnungsstätte Sonnenhaus kommen. Wie viel Freude Vivian und Lucio die abwechslungsreiche Arbeit mit dem Projekt macht, ist nicht zu übersehen.
Für die Kinder aus dem Zehlendorfer Kiez ist das Sonnenhaus ein ganz besonderes, nachmittags von Montag bis Donnerstag geöffnetes (aktuell Corona-bedingte Öffnungszeiten berücksichtigen) Naturparadies am Rande der Stadt, in dem nur wenige Meter entfernt vom Stadtverkehr sich pralle Engerlinge im Kompost ihrem Käferdasein entgegenfressen, fünf – solange der Fuchs sich nicht zeigt – glückliche Hühner für Eiernachschub sorgen und die beiden Mini-Pigs Willi und Lotta ihrem vollen Futtertrog entgegengrunzen.
Seit fast einem Jahr zählen außerdem drei Ziegen zu den Lieblingen der Kinder: Efeu, Enja und Esi kommen vom Jugendhof Godewin in Hitzacker (Elbe) und haben es faustdick hinter den Ziegenohren. Doch die Spaziergänge entlang des Teltowkanals klappen an Geschirr und Leine immer besser. Dass alle Vierbeiner an Leib und Seele gut versorgt sind, darum kümmern sich am Wochenende ehrenamtliche Helfer. Für das kulinarische Wohl setzt sich der Bio-Supermarkt von gegenüber ein, der regelmäßig leckere Gemüsekisten für die tierische Belegschaft zusammenstellt.
Zwei Bienenvölker, möglichst naturnah in Einraumbeuten gehalten, sorgen im Sonnenhaus für leckeren Honig – und liefern gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse. „Wir haben die eine Beute isoliert und wollen beobachten, wie sich die geringeren Energieverluste auswirken“, erklärt Vivian.
Spielerisch lernen so die Sonnenhaus-Kinder – jedes Kind nach seinen Fähigkeiten – den richtigen Umgang mit der vom Klimawandel bedrohten Natur und mit Tieren, deren notwendige Pflege, aber auch Respekt und Rücksichtnahme sowie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. – Doch Toben und Freizeit kommen dabei nicht zu kurz. Hier gibt es noch Kletterbäume und Baumhäuser, die erklommen werden wollen, Stockbrot am Lagerfeuer, das geröstet werden will, nestwarme Eier, die im Kuchenteig verquirlt werden wollen und eine Kinderwerkstatt, in der gehobelt wird, dass nur so die Späne fallen, und in der jeder genau weiß, wo der Hammer hängt. Und natürlich gehören auch Abhängen oder Verstecken im Piratenboot zu einem gelungenen Kindernachmittag dazu – oder das Stöbern im kostet-nix-Pavillon nach Sachen, die andere nicht mehr brauchen, man selbst aber noch gut gebrauchen kann.
Ein breites Sonnenhaus-Kursangebot vermittelt kindergerechten Wissens-Hintergrund zu den Sonnenhaus-Themen. Und ab Herbst wird es dazu auch richtig kuschelig warm im Seminarhaus: Die neue Heizung kann aus Spendengeldern endlich eingebaut werden. Zuwendungen sind stets willkommen, denn auf der Anlage des Sonnenhauses, das 1982 auf das Bezirksgrundstück in Zehlendorf zog, ist wie im richtigen Leben immer etwas zu tun, um Haus und Garten in gutem Zustand zu erhalten. Gerade wurde das Dach am Vorderhaus neu gedeckt, und das Baumhaus ist auch vor nicht allzu langer Zeit überholt worden – mit fachgerechter Unterstützung durch Auszubildende vom Marienfelder Lehrbauernhof, mit dem eine zuverlässige Kooperation besteht.
Das Projekt Sonnenhaus wird von der deutschen Schreberjugend Landesverband Berlin e. V. unterhalten, welche die freie Trägerschaft über diese Kinder- und Jugendeinrichtung hat.
Jacqueline Lorenz
Zehlendorfer Sonnenhaus
Teltower Damm 310
14167 BerlinTelefon: 030 / 26 56 70 33
Weitere Informationen unter
www.sonnenhaus.berlin und
www.schreberjugend.berlinSpendenkonto:
Berliner Volksbank
IBAN: DE23 1009 0000 2218 6610 28
BIC: BEVODEBBXXX
Stichwort: SPENDE SONNENHAUS
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