Erschienen in Wannsee Journal August/September 2020
Die Hürden für den Ortsteil Schlachtensee sind genommen. Nachdem die Bezeichnung für die Ortslage Schlachtensee an dem gleichnamigen See und Bahnhof vor 100 Jahren – mit der Gründung Groß-Berlins – aus den offiziellen Verzeichnissen verschwand, wird sich das nun wieder ändern. Mit viel Herzblut und langem Atem setzten sich die Initiatoren von „wir-in-schlachtensee“ Dirk Jordan, Stefan Schlede und Joachim Elsholz für einen eigenständigen Ortsteil Schlachtensee ein. Im Mai stimmte die BVV Steglitz-Zehlendorf ihrem Anliegen endlich zu. Von der Änderung erhoffen sich die Initiatoren unter anderem eine Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls – wie Plattformen für den Austausch wie „nebenan.de“ und „Getragen in Gemeinschaft“ (GiG), gemeinsame Feste und nachbarschaftliche Hilfe. Ein weiterer Vorteil ist eine größere Aufmerksamkeit für die Anliegen von Schlachtensee in der Bezirkspolitik. Vertreter des Ortsteils können bei Planungsentscheidungen mitreden und haben gemeinsam mit anderen Ortsteil-Initiativen eine eigene Stimme bei den Sitzungen der BVV. Ein Manko ist, dass ein eigener Treffpunkt für Jugendliche oder Senioren in Schlachtensee noch fehlen.
Grün-gelbe Schilder sollen künftig auf Schlachtensee hinweisen. Die Initiative „wir-in-schlachtensee“ hat angeboten, sich an den Kosten der Aufstellung der neuen Ortsteilschilder zu beteiligen. Aber zunächst hat das Stadtplanungsamt neun Monate Zeit, den BVV-Beschluss umzusetzen. Dann wird Schlachtensee der achte Ortsteil von Steglitz-Zehlendorf und der 97. Ortsteil von Berlin! Weitere Informationen unter www.wir-in-schlachtensee.de .
An dem schön gelegenen See wurde in grauer Vorzeit schon mal gewohnt – das Schicksal des Ortes Slatdorp, der um 1300 existiert hat, ist jedoch im Dunkel der Geschichte verschwunden. Die Gegend um den Schlachtensee war lange kaum besiedelt. Die Fischerhütte am nordwestlichen Ufer des Sees diente Fischern seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts als Wohnort. Als die Wannseebahn ab 1874 auch am Schlachtensee hielt, kamen vermehrt Ausflügler nach Schlachtensee. Sie genossen die schöne Natur und kehrten in die neu eröffneten Gaststätten ein. Eine kurze Episode der Industriegeschichte spielte sich ebenfalls in Schlachtensee ab. Nahe dem Ufer des Sees, an der für sie günstig liegenden Bahnstrecke gründeten Benno Orenstein und Arthur Koppel im Jahr 1876 ein Werk für Loren und Feldbahnbedarf. Parallel dazu eröffnete Benno Orensteins Bruder Max im Jahr 1892 seine „Märkische Lokomotiv-Fabrik“ , in der die Lokomotiven gefertigt wurden, die später den wirtschaftlichen Erfolg von Orenstein & Koppel ausmachten. Doch da das Werk an seiner Kapazitätsgrenze angekommen war, wurde die Produktion in ein neues Werk bei Drewitz verlegt und der Standort Schlachtensee aufgegeben. Längst hatten auch die Terraingesellschaften die Gunst der Stunde und die schöne Lage erkannt – in der Folge begann eine rege Bautätigkeit. Die Nachfrage war groß und bereits 1904 gab es über 2000 Bewohner in Schlachtensee. Die Erfolgsgeschichte hält bis heute an. Schlachtensee besticht durch seine attraktive Lage, schöne Häuser und eine gute Versorgungslage mit seinem Markt und vielen Geschäften rund um die Breisgauer- und Matterhornstraße.
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