Gazette Verbrauchermagazin

Baumpflege im Sommer

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf diskutiert

Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf August 2020

Seit Jahren ist eine Häufung von heißen und trockenen Sommern festzustellen, die auch und gerade dem umfangreichen Bestand von Straßenbäumen im Bezirk schwer zu schaffen macht, da das Bezirksamt kaum mit der Bewässerung hinterher kommen kann. Deshalb gibt es immer wieder die Bitte auch von offiziellen Stellen an die Bürgerschaft, sich durch privat organisierte Bewässerung (z. B. vor der Haustür) am Erhalt der Straßenbäume zu beteiligen. Im Folgenden nehmen die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf zu diesem Thema Stellung.

CDU-Fraktion

In den Zeiten zunehmender Wetterextreme mit trockenen Sommern wird die Bewässerung der Straßenbäume und des Straßengrüns immer wichtiger. Die CDU-Fraktion ist daher privaten Initiativen für ihren Einsatz dankbar und wird diese auch zukünftig unterstützen. Um auf die vom Bezirksamt erstellte Broschüre und die Möglichkeiten für Private zur Unterstützung stärker hinzuweisen, hat die CDU-Fraktion den Antrag, das Gießen von Straßenbäumen zu bewerben, unterstützt und dafür gesorgt, dass der Antrag noch in der Juni-BVV beschlossen wurde. Gerade bei der Bewässerung von Straßenbäumen kann jeder Einzelne mit einem überschaubaren zeitlichen und finanziellen Einsatz viel für die Gemeinschaft und zukünftige Generationen erreichen; auch wenn nur ein Baum vor der eigenen Haustür gegossen wird. Bereits im Herbst des letzten Jahres haben wir mit dem Antrag Ds 618/V- Neue Bäume für Steglitz-Zehlendorf, das Bezirksamt aufgefordert, u. a. Standorte für Neupflanzungen von Straßenbäumen zu ermitteln und bei den Neupflanzungen auf eine angemessene Artenvielfalt zu achten, die den künftigen Witterungsbedingungen gerecht wird.

Jens Kronhagel

SPD-Fraktion

Steglitz-Zehlendorf ist ein grüner Bezirk mit viel altem Baumbestand. Die zurückliegenden trockenen Jahre und die heftigen Stürme haben unseren Bäumen stark geschadet. Das Grünflächenamt ist immer noch mit der Beseitigung von abgestorbenen Bäumen beschäftigt, Zeit, die für andere Aufgaben nun leider fehlt. Der Senat hat die finanziellen Mittel für die Grünpflege deutlich angehoben, Geld, das auch für zusätzliche Bewässerung genutzt werden soll. Aufrufe, den Straßenbaum vor der Haustür mitzugießen sind hilfreich, reichen jedoch nicht aus! Wir möchten, dass das Geld auch wirklich für die Bewässerung genutzt wird, gerade die Jungbäume, wo die vertragliche Anwuchspflege ausgelaufen ist, sind besonders von der Trockenheit bedroht. Leider hat unser Antrag für ein besseres Bewässerungsmanagement keine Mehrheit in der BVV gefunden. Wir sind der Meinung, dass es nicht dem Zufall überlassen werden darf, wo bewässert wird und wo nicht! Wir brauchen bei Neupflanzungen künftig trockenresistentere Bäume und in den Grünanlagen Bewässerungssysteme (z. B. im Boden verlegte Leitungen), um unser Grün dem Klimawandel anzupassen und es zu sichern.

Rainer Ziffels

B‘90/Grünen-Fraktion

Baumpflege in trockenen Sommern wie dem letzten heißt vor allem, die etwa 60.000 Straßenbäume unseres Bezirks mit ausreichend Wasser zu versorgen. So schätzte das Grünflächenamt ca. 6.000 davon aufgrund des Wassermangels als schwer beschädigt ein.

Bäume übernehmen im Straßenland aber wichtige Aufgaben: sie verbessern deutlich messbar das Stadtklima mit ihrem Schatten, erzeugen Sauerstoff, halten mit ihren Wurzeln Erde vor Erosion fest, dämmen Lärm, sind Nist- und Lebensraum für Tiere und nicht zuletzt auch eine psychologische Wohltat für uns Menschen. Auch wenn der diesjährige Sommer bis zum Entstehen dieser Zeilen eher regenreich ist, ist nicht auszuschließen, dass dieses sich wieder ändert. Daher sollten wir je nach Bedarf der Bäume bereit sein, diesen gegen Trockenheit zu helfen. Aus diesem Grund haben wir auch unseren Antrag „Gießen von Straßenbäumen stärker bewerben“ (Drs. 1919/V) in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht. Wir rufen daher auch hier alle Einwohnerinnen und Einwohner des Bezirks auf, sich bei Wiederkehren von größerer Trockenheit am Gießen der Straßenbäume (www.giessdenkiez.de) zu beteiligen.

Carsten Berger

AfD-Fraktion

Ist das nicht wohltuend? Schaut man auf die Wetterkarte, sind die Aussichten durchwachsen: niedrige Sommertemperaturen und Schauer. Natur und Menschen freuen sich darüber nach den Hitzerekorden der letzten Jahre. Gönnt uns der Klimawandel eine Verschnaufpause? Aufgrund der Kurzfristigkeit genauer Prognosen lässt sich das seriös nicht vorhersagen, auch wenn manche Medien uns mit irreleitendem Framing das Gegenteil glauben weismachen zu können.

Schon immer haben wir Steglitz-Zehlendorfer uns für unseren Bezirk engagiert, Bäume gegossen und Patenschaften übernommen. Mit „Giessdenkiez.de“ kommt nun eine begrüßenswerte Initiative, die die Bewässerung der Straßenbäume durch bürgerliches Engagement steuern will. Jeder Straßenbaum ist hier kartographiert. Jeder kann Baumpate werden. Bei dem starken Engagement von Fridays for Future überrascht es allerdings, dass bis Freitag, 10. Juli kein Aufruf zur Beteiligung an diesem Projekt oder Eigeninitiativen auf deren Homepage zu finden sind. Wenn die FFF-Botschafter ernst genommen werden wollen, dann müssen sie auch zupacken können. Der August kann noch heiß werden, Vorbereitung ist alles.

Peer Lars Döhnert

FDP-Fraktion

Nahezu in jedem Jahr gibt es Abschnitte, in denen die Straßenbäume zu wenig Regen abbekommen, um den Sommer bei anhaltend hohen Temperaturen zu überstehen. So leiden bei Temperaturen von 40 Grad nicht nur Menschen und Tiere unter der Hitze, sondern auch Bäume und Pflanzen. In unserem Bezirk gibt es rund 61.000 Straßenbäume, 185.000 Parkbäume und 25.000 Bäume auf landeseigenen Friedhöfen. Nur in den ersten fünf Jahren erfolgt bei den neu gepflanzten Straßenbäumen ein regelmäßiges Wässern. Danach werden die Jungbäume nur noch im Einzelfall gewässert. Bei der Pflege der Straßenbäume kann sich jede Bürgerin und jeder Bürger durch privates Engagement einbringen, indem sie oder er ein oder zwei Bäume in seiner Nachbarschaft wässert. Dabei gilt die Devise: Nicht kleckern sondern klotzen. 100 Liter Wasser einmal wöchentlich lautet eine Empfehlung des NABU. Hierfür können auch die öffentlichen blauen Pumpen genutzt werden, so sie funktionieren. Die FDP begrüßt bürgerschaftliches Engagement. Ohne größeren Aufwand besteht hier die Möglichkeit der Gemeinschaft etwas zurückzugeben und nicht nur Forderungen an den Staat zu stellen.

Rolf Breidenbach

Linksfraktion

Zwei Dürre-Sommer in Folge haben Spuren hinterlassen speziell bei Bäumen. Ob dies nun 10 Prozent der 60.000 Straßenbäume in S-Z – wie von den Grünen beziffert – oder mehr sind, wissen wir nicht. Deshalb gibt es Initiativen, die dazu aufrufen, dass Anwohnende „ihre Bäume“ regelmäßig selbst gießen. Dagegen ist nichts zu sagen: Wir unterstützen dieses Engagement. Nur: Woher das Wasser nehmen? Von 225 Brunnen, Wasserspendern und -pumpen in S-Z sind 90 defekt. Die grüne Stadträtin sagt dazu, die Instandsetzung der Brunnen sei nur im Rahmen der zur Verfügung stehenden Unterhaltsmittel möglich. Der Finanzierungsvorbehalt steht ebenso bei Personalmitteln im Grünflächenamt oder bezogen auf intelligente Bewässerungssysteme sowie Neupflanzungen im Raum. Der Doppelhaushalt 2020/21 wurde mehrheitlich durch Schwarz-Grün beschlossen. Die gerade aufgeworfenen Themen jedoch haben in den noch nicht lange zurückliegenden Haushaltsverhandlungen keine große Rolle gespielt. Obwohl bereits da die Probleme bekannt waren. Schade, dass ausgerechnet hier die „grüne“ Handschrift fehlt. Bleibt der etwas dürr-ftige Ruf nach bürgerschaftlichem Engagement...

Gerald Bader

TitelbildTitelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022