Erschienen in Gazette Zehlendorf September 2020
Es lohnt sich, mehr als einmal hinzusehen. Manches, was vom Besucher wenig beachtet wird, hat eine reiche Geschichte. Als „Exponat des Monats“ stellen wir Besonderheiten aus der Dauerausstellung vor.
Das Heimatmuseum Zehlendorf im historischen Winkel an der Clayallee 355 hat zu folgenden Zeiten geöffnet: Sonntags und mittwochs von 11 bis 15 Uhr. Zur Zeit dürfen maximal 18 Personen gleichzeitig im Museum sein. Eine Mund-Nasen-Bedeckung ist obligatorisch. www.heimatmuseum-zehlendorf.de
Seit dem Mittelalter gibt es für die Inhaber öffentlicher Funktionen besondere Herrschaftszeichen: Dazu gehören das Zepter, der Richterstock und die Amtskette. Sie sollen den Stand, den Dienst oder das Amt des Trägers nach außen sichtbar machen. Zu diesen Zeichen gehört auch der Schulzenstab. Das Heimatmuseum Zehlendorf zeigt den Stab, der einst dem Zehlendorfer Dorfschulzen gehörte.
„Dorfschulze“ war der Vorsteher einer dörflichen Gemeinde. Der Grundherr setzte den Schulzen ein, in Zehlendorf die Zisterziensermönche aus dem Kloster in Lehnin, südwestlich von Potsdam. Der Dorfschulze war Bauer wie die übrigen Dorfbewohner auch, hatte allerdings zusätzliche Aufgaben zu erledigen: Er überwachte die gemeinschaftlichen Arbeiten, sammelte die von den Bauern zu leistenden Abgaben ein und meldete Verstöße an die Obrigkeit. Damit der Dorfschulze bei seinen öffentlichen Auftritten als „Vorsteher“ deutlich zu erkennen war, führte er ein sichtbares Zeichen, den Schulzenstab, mit.
Wie er sein Amt in Zehlendorf auszuführen hatte, legt die „Gemeine Dorf-Ordnungk vom Jahre 1665“ fest. Dort heißt es: „Diese vorgesetzte beschriebene löbliche Dorfs-Ordnungk hat der Schultze Martin Juvert wohl in Acht zu nehmen und darüber zu halten, die Verbrechen zu jederzeit aufzuschreiben und die Strafe jährlich auf Dingetags anzugeben und zu berechnen...“ Ab 1832 gab es eine offizielle „Geschäftsanweisung für die Schulzen der Dorfgemeinden im Preußischen Staat“.
Der Zehlendorfer Schulzenstock besteht aus fünf ineinander gesteckten Abschnitten aus Rotbuchenholz und ist gut einen Meter lang. Am oberen Ende trägt er einen kleinen Knauf, an der unteren Spitze eine Eisenumhüllung zum Schutz. Die meisten Grundschüler, die das Heimatmuseum besuchen, bewundern den Schulzenstab besonders ehrfürchtig.
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