Erschienen in Gazette Steglitz Oktober 2020
Die Max-von-Laue-Schule wird 60! Am 14. Oktober 1960 wurde die Schule in Lichterfelde auf den Namen des Physikers Max von Laue getauft, der erst im April des gleichen Jahres an den Folgen eines Autounfalls auf der Avus verstorben war.
Doch das Schulgebäude an der Dürerstraße 27 ist weitaus älter. 1895 wurde das Haus fertiggestellt, Bauherrin war die Schulleiterin Maria Tancke (1858 – 1935). Die gebürtige Perlebergerin hatte seit 1892 in einem Privathaus in der Sophienstraße eine kleine Mädchenschule gegründet. Durch die wachsende Einwohnerzahl im westlichen Teil von Groß-Lichterfelde wuchs auch die Zahl der Schülerinnen und die Räume in der Sophienstraße waren schnell zu klein. 1895 wurde die Schule in der Dürerstraße 27 fertiggestellt. 1911 war ihre Schule ein anerkanntes Lyzeum, das sie 1920 an die Stadt Berlin übergab.
1951 zog die 3. Oberschule des Technischen Zweigs in das Haus, nachdem die starken Kriegsschäden an dem Gebäude beseitigt waren. Diese Schule führte ab 1960 den Namen Max-von-Laue-Schule. Heute ist sie eine Integrierte Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe. Eine Besonderheit ist der Kurs „Weinbau“. Die Schule baut auf einer ca. 400 Quadratmeter großen Fläche Wein an und vermittelt den Schülern praxisnah ökologische und biochemische, aber auch mathematische und humanbiologische Zusammenhänge.
Ob der Physiker Max von Laue sich für Wein begeistern konnte, ist nicht überliefert. Der 1879 als Sohn eines hohen Beamten in der Kaiserlichen Zivilverwaltung geborene Max genoss eine umfassende Bildung. Da sein Vater häufig versetzt wurde, besuchte er Gymnasien in Posen, Berlin und Straßburg. Schon während seiner Militärzeit besuchte er Vorlesungen über Physik und Mathematik. Für diese Fächer entschied er sich auch beim Studium. Seine Dissertation schrieb er bei Max Planck, bei dem er auch zwei Jahre später eine Assistentenstelle annahm. 1906 lernte er Albert Einstein kennen. Zwischen den beiden Wissenschaftlern entwickelte sich eine lebenslange, enge Freundschaft. Max von Laue hatte maßgeblichen Anteil daran, der Relativitätstheorie zur Anerkennung in der Wissenschaft zu verhelfen. 1912 befasste er sich mit der Beugung von Röntgenstrahlen durch Kristalle, wobei ihm der Nachweis der Wellenstruktur der Röntgenstrahlen und der Raumgitterstruktur der Kristalle gelang. Für dieses Forschungsergebnis wurde ihm 1914 der Nobelpreis für Physik verliehen. Ab 1919 lehrte und forschte er am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik. Dort wurde er 1922 stellvertretender Direktor. Sein direkter Vorgesetzter war sein Freund Albert Einstein. Während des Nationalsozialismus setzte er sich für Albert Einstein ein. 1943 versetzte man ihn in den vorzeitigen Ruhestand. Nach Kriegsende war er unter anderem an der Neugründung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig beteiligt. Er setzte sich auch für den Frieden ein und gehörte zu den Unterzeichnern der Göttinger Erklärung gegen die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr.
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