Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Oktober/November 2020
Der jüngste und größte aller öffentlichen Friedhöfe im Bezirk: der Waldfriedhof Zehlendorf wurde zwischen 1946 und 1947 in einem Kiefernwald angelegt. Auf dem 375 000 Quadratmeter großen Areal sind rund 40 000 Menschen bestattet. Darunter sind 47 Ehrengräber, deren Pflege vom Land Berlin finanziert wird. Unter den vielen Kiefern trägt der Waldfriedhof seinem Namen Rechnung – hier hat man eher das Gefühl, in einem Wald zu sein als auf einem Friedhof. So kommen nicht nur Angehörige Verstorbener hierher oder Neugierige, die sich die Gräber von Prominenten ansehen. Der Waldfriedhof wird auch gern von Spaziergängern genutzt, die Ruhe und Abgeschiedenheit schätzen. Der Lärm der nahen Potsdamer Chaussee verebbt schon bald, je weiter man in das Areal hineingeht.
Bekannte Persönlichkeiten aus vielen Bereichen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der frühere Regierende Bürgermeister und Bundeskanzler Willi Brandt, nach dessen Tod zehntausende Berliner kondolierten, Hildegard Knef, auf deren Grabstein immer wieder rote Rosen liegen und Boleslaw Barlog, der einst Herr des Schlosspark Theaters war und viele andere sind hier beerdigt.
Mitten im Wald liegen große Lichtungen. Auf einer befinden sich viele weiße Kissensteine: Es ist der 1953 angelegte italienische Ehrenfriedhof. Hierhin überführte man die in ganz Berlin und in Teilen Ostdeutschlands beerdigten italienischen Kriegsopfer. Darunter Soldaten, aber auch Zwangsarbeiter und Zivilisten. Auf dem italienischen Ehrenfriedhof und in weiteren Gräberfeldern wurden die sterblichen Überreste von Opfern des Zweiten Weltkriegs beigesetzt. Ein besonders abstoßendes Verbrechen ereignete sich am 23. April 1945 bei Treuenbrietzen. Dort befand sich das Kriegsgefangenenlager Sebaldushof. Noch kurz vor Kriegsende wurden dort 127 Italiener, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, von Angehörigen der Wehrmacht erschossen.
Fast zehn Jahre nach der Eröffnung des Friedhofs kamen die Feierhallen dazu. Die kleine und die größere Feierhalle befinden sich auf einer kleinen Anhöhe. Vor dem Eingang stehen Mauern mit Travertinverkleidung. Die Rückseite der Hallen besteht aus Glasfronten, die den Blick in den Waldfriedhof erlauben.
Eine relativ neue Bestattungsform ist der Memoriam-Garten, der im vergangenen Jahr auf dem Waldfriedhof Zehlendorf eröffnet wurde. Hierbei befinden sich die Gräber in einer gartenähnlichen Atmosphäre. Die Angehörigen können individuelle Grabsteine aufstellen lassen, müssen sich aber nicht um die Grabpflege kümmern. Memoriam-Gärten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, der erste in Zehlendorf wurde auf dem Friedhof Onkel-Tom-Straße eröffnet. Der Waldfriedhof Zehlendorf bietet darüber hinaus Erdwahlgrabstätten, Erdreihengrabstätten, Urnengrabstätten, Ruhegemeinschaften, Familiengräber und weitere Bestattungsformen an.
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