Erschienen in Gazette Charlottenburg Oktober 2020
Sommer auf dem Breitscheidplatz. Touristen ziehen ihre Handys samt Selfie-Stangen hervor, um sich vor dem großen Brunnen zu fotografieren. Kinder toben und halten immer wieder die Hände ins Wasser. Ein Krokodil lümmelt sich faul am Brunnenrand in der Sonne. Wenn es nicht aus Bronze wäre, würden die Passanten sicher nicht so entspannt vorüberschlendern. Das Tier liegt am Weltkugelbrunnen, der mit seinen roten Granitblöcken den Eingang zum Europa-Center auf dem Breitscheidplatz ziert. Längst ist er ein Wahrzeichen der City West geworden.
Am 12. August 1983 wurde er eröffnet. Er bekam von den Berlinern ziemlich schnell den Namen „Wasserklops“ verpasst. Der Brunnen wurde zu einem beliebten Treffpunkt. In dem Wasserbecken mit einem Durchmesser von 16 Metern befindet sich eine Halbkugel. Sie ist umgeben von Skulpturen und mit den Schriften verschiedener Kulturen verziert. Die Halbkugel mit ihren Öffnungen bildet die Basis des Brunnens. Oben von der Weltkugel, über die Treppe und Stufen neben dem zentralen Motiv, plätschert das kühle Nass. Motive und Figuren, wie die „Alm“, die „Mülldeponie“, Harry, der Dreher, die Badende mit dem Bauarbeiterhelm und viele andere lassen sich auf dem Brunnen entdecken.
2013 gab es eine Diskussion über die Zukunft des Brunnens. Im Zuge des Umbaus des Zugangsbereichs vom Europacenter dachte man sogar über einen Abriss des Wasserklopses nach. Aber schließlich entschied man sich, den Brunnen zu erhalten. Vermutlich hätte ein Abriss des beliebten Brunnens einen Proteststurm erzeugt.
Der Weltkugelbrunnen ist allerdings in die Jahre gekommen, wie nicht nur die Kalkablagerungen auf dem roten Granit zeigen. Im Juli hieß es zwar „Wasser marsch“ für das beliebte Fotomotiv der Berlin-Touristen. Doch schon in diesem Monat wird der Brunnen wieder ausgeschaltet – und bleibt es laut Planung für die nächsten eineinhalb Jahre. Dann soll fleißig saniert werden, denn auch die Technik des mittlerweile 37 Jahre alten Wahrzeichens ist längst nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Die Voraussetzung für die Sanierung ist allerdings, dass der Senat Geld dazu gibt. Denn da der Wasserklops nicht der einzige Brunnen-Sanierungsfall im Bezirk ist, kann Charlottenburg-Wilmersdorf alleine die Kosten – die sich um 500 000 Euro bewegen – nicht aufbringen.
„Vater“ des Weltkugelbrunnens ist der Berliner Bildhauer Joachim Schmettau. Er wurde 1937 in Bad Doberan geboren und kam 1945 nach Berlin. Von 1956 bis 1960 studierte er an der Hochschule der Künste (seit 2001 Universität der Künste). Er schloss das Studium als Meisterschüler von Professsor Ludwig G. Schreiber ab. Seine Werke finden sich heute in vielen Sammlungen wieder. Joachim Schmettau schuf zudem zahlreiche öffentliche Werke. Der Weltkugelbrunnen mit seiner charakteristischen glatten Oberfläche und den für den Künstler typischen Bronzefiguren ist wohl das bekannteste und meistfotografierte Kunstwerk.
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