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Berlin und die Mauerhunde

30 Jahre Einheit: Die etwas andere Geschichte

Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Dezember/Januar 2020
Mit dem Fall der Mauer arbeitslos: Die Mauerhunde wurden an Tierfreunde weitervermittelt. Foto: TVB
Mit dem Fall der Mauer arbeitslos: Die Mauerhunde wurden an Tierfreunde weitervermittelt. Foto: TVB

Zum Jubiläum 30 Jahre Wiedervereinigung hat der Tierschutzverein für Berlin (TVB) eine ganz eigene Geschichte zu erzählen: Nach dem Fall der Mauer war er nämlich an der Rettung vieler „Mauerhunde“ beteiligt – Hunden der ehemaligen DDR-Grenztruppen. Eine Einheitsgeschichte, die nicht jeder kennt – die es aber auf jeden Fall wert ist, erzählt zu werden.

Quasi über Nacht wurden damals rund 6.000 Tiere arbeitslos und somit „überflüssig“. Hunde mit Namen wie „Sandra vom Prenzlauer Berg“, „Rex vom Müggelsee“ oder einfach „Evi“. Wohin also mit den Wachhunden der Grenzer?

Schon in den 1960er-Jahren begannen die DDR-Grenztruppen, zur Bewachung unübersichtlicher Abschnitte Hunde einzusetzen. Entgegen ihrem Ruf waren die Vierbeiner keine wilden Bestien, sondern meist verschmust und folgsam. Sie sollten durch ihre Präsenz eher abschreckend wirken und patroullierten täglich acht Stunden am Grenzzaun. Je nach Dienstplan mussten sie sich oft auf neue Hundeführer einstellen; ein Vorteil, denn so waren sie gut vermittelbar, weil sie Menschen gewöhnt waren. Um ihre Ungefährlichkeit zu beweisen, bot der damalige Bundesgeschäftsführer des Tierschutzbundes und spätere TVB-Präsident Wolfgang Apel (†) sogar an, sich mit den Tieren einschließen zu lassen. Unter den unterzubringenden Tieren waren zum Beispiel auch 62 Schäferhunde, Rottweiler und Riesenschnauzer aus einer Potsdamer Armee-Hundeschule, allesamt superfreundlich.

Am 11. Januar 1990 gab es ein Treffen mit Vertretern der Nationalen Volksarmee (NVA) und des DDR-Außenhandelsministeriums sowie des Beirats für Tierschutz und Tierhygiene der DDR im Ostberliner Tierheim. Dabei wurde das Angebot, den DDR-Behörden bei der Vermittlung der Grenzhunde zu helfen, verhandelt. Gleichzeitig verhinderte man, dass die Hunde von Interessenten aus Korea und Spanien erworben wurden und womöglich in Kochtöpfen oder Pelzjacken endeten. Der „Spiegel“ berichtete seinerzeit auch von „Amis“, die die Hunde meistbietend als Souvenirs verscherbeln wollten; westdeutsche Rassefreunde witterten ein Tier-Schnäppchen und hofften auf gute Geschäfte.

Die Rettung der Mauerhunde wurde zu einer der ersten großen deutsch-deutschen Kooperationen: Der Deutsche Tierschutzbund, der Tierschutzverein für Berlin und das Ostberliner Tierheim arbeiteten damals eng mit Vertretern der NVA zusammen. Zuvor hatte diese sogar selbst versucht, die Hunde unterzubringen – mit einem Lautsprecherwagen war sie durch die Republik gefahren, deren Tage gezählt waren, und konnte so immerhin fast 900 Tiere vermitteln.

Die Medien berichteten seinerzeit über die Vermittlung der „Mauerhunde“, Fernsehstar Carolin Reiber kam sogar zu einem Fototermin am Brandenburger Tor und warb in einer Illustrierten für die Vermittlung. Alle Beteiligten haben damals leidenschaftlich für die großartigen „Mauerhunde“ gekämpft und viel geleistet.

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