Erschienen in Lichterfelde Ost Journal Dezember/Januar 2020
Den Zuschauer nicht außen vor lassen, sondern ihn mit einbeziehen. – Unter dieser Prämisse hatte vor 10 Jahren Schauspieler, Sänger und Regisseur Günter Rüdiger den ehemaligen „Märchenbrunnen“ in der Bornstraße 17 als „ZimmerTheater Steglitz“ neu eröffnet. – Im Gepäck hatte er die Erfahrung aus jahrelanger Arbeit auf der Bühne, aus der Leitung des Theater Varianta und des Theater Phönix Brieselang sowie eine gehörige Portion schauspielerisches Können, Kulturnähe und Publikumsliebe.
„Wir mussten uns erst einmal einen soliden Stamm an Zuschauern aufbauen und deren Vertrauen erlangen. Dass wir das so erfolgreich geschafft haben und nun auf ein so treues Stammpublikum setzen können, macht stolz und froh. Wir wissen das zu schätzen“, betont Günter Rüdiger heute, dem dabei auch Namen wie Beppo Pohlmann und Tilmann Lucke einfallen, Künstler, die mit am Erfolg der Kleinkunstbühne feilten.
Seit 2010 hat der Theaterdirektor gemeinsam mit einem brillanten Team an Künstlern das mit seinen 30 Sitzplätzen zu den kleinsten Theatern Berlins zählende Haus zu einer der aussagekräftigsten Kleinkunstbühnen ausbauen können, das nun Theaterfreunde aus der Nachbarschaft, aus ganz Berlin, dem Umland und sogar Touristen anzieht.
Mit einer bunten Mischung von Kabarett, Satire, Chanson, Literarischem Theater sowie Theater für Kinder spricht Günter Rüdiger Jung und Alt und damit Zuschauer jeglichen Theatergeschmacks und Alters an, so dass inzwischen ein beachtliches Stammpublikum die Angebote des kurzweiligen, mit viel Fingerspitzengefühl zusammengestellten Spielplanes regelmäßig nutzt.
Unkompliziert familiär geht es in den zusammenhängenden Theaterräumen zu, da der Abstand zwischen Bühne und Publikum für Groß und Klein weitaus mehr symbolische Nähe als in herkömmlichen Theatersälen zulässt.
Übrigens: Das ZimmerTheater Steglitz dürfte eines der wenigen Theater sein, das durch die im Theaterraum zu öffnenden Fenster und guten gesamten Durchlüftungsmöglichkeiten bestens gegen Corona gerüstet ist.
– Das ist in diesen Tagen dann nicht ganz so wörtlich zu nehmen, auch wenn manch eifriger ZimmerTheater-Besucher nur zu gern Hausherrn und Bühnenallrounder Günter Rüdiger und die von Anfang an in der Leitung an seiner Seite stehende Schauspielerin und Kabarettistin Tanja Arenberg anlässlich des zehnjährigen Bestehens dankbar ans Herz drücken möchte. Dies jedoch muss bis zur späteren Jubiläumsfeier nach Corona warten. „Mit Abstand hautnah“ lautet vielmehr das Motto heute. Und so steht nach der Vorstellung vor dem Theater nun in gebührendem Abstand der ein oder andere Künstler dem Theaterbesucher Frage und Antwort. Und durch die überschaubare Raumgröße ist Augenkontakt zwischen Künstler und dem bis zu 15 Personen erlaubten Publikum auch im Theater garantiert.
„Durch unsere mobile Bestuhlung können wir Familien enger zusammenrücken, die Abstände dennoch einhalten und durch Miteinbeziehung des Vorraumes bei guter Durchlüftung das Platzangebot so weit wie bei allen Einschränkungen derzeit möglich, nutzen. Rechtzeitige Reservierung ist daher zu empfehlen“, erklärt Theaterleiter Rüdiger. Für sein Privattheater sind die Zeiten ohne staatliche Förderung nicht leicht.
Günter Rüdiger weiß es besonders zu schätzen: Kollegiale Unterstützung hat das Haus aus dem Bezirk vom Schlosspark Theater Berlin angeboten bekommen, der Rotary Club Spandau half finanziell, und auch der Vermieter der ZimmerTheater-Räumlichkeiten zeigte Entgegenkommen. Dennoch hofft das Privattheater weiter, in den immer noch schwierigen Tagen mit eingeschränkter Platzanzahl durchzuhalten und weiterhin die Fixkosten für das Theater aufbringen zu können. Das Team ist daher für jede finanzielle Zuwendung dankbar, die sich in einem Theaterbesuch, im Kauf von Ticket-Gutscheinen oder in einer finanzieller Spende zeigen kann. – Gut angelegtes Geld, beschäftigt man sich genauer mit dem reizvollen Spielplan- und Künstler-Angebot für die kommenden Wochen.
Künstlerischen Glanz in den aktuellen bunt gemixten Spielplan des ZimmerTheater Steglitz bringen neben den Vollblutschauspielern Günter Rüdiger und Tanja Arenberg u. a. auch Pianistin Alexandra Gotthardt, Musiker Helus Hercygier und Schauspieler/Kabarettist Markus Weiß:
Beispielsweise entführen da Günter Rüdiger und Tanja Arenberg spielerisch das junge Publikum mit der Puppenspiel-Zaubershow „Das verzauberte Hexlein“ ins Reich der Hexen und Zauberer, und auch die „Schneekönigin“ wird ihren Auftritt haben.
Mit „Das Nachtgespenst“ bummelt Günter Rüdiger gemeinsam mit erwachsenen Zuschauern musikalisch und literarisch durch die Altberliner Geschichte von Kabarett zu Cabaret und Comedy, und mit den „Geistreichen Geistern“ lässt das Erfolgsteam Rüdiger/Arenberg Spukgeschichten von Goethe bis Poe gespenstisch-schaurig-schön lebendig werden. Bei der Premiere von „Beethoven Superstar?“ am 19. Dezember anlässlich Beethovens 250. Geburtstag verbinden Günter Rüdiger und Roland Hamann Biografisches des Komponisten mit seiner Musik.
Ein weiterer künstlerischer Leckerbissen ist der Musiker Helus Hercygier. Mit ganzer jiddischer Seele präsentiert er „Damit ich nicht vergess´ zu erzählen“ auf unverwechselbare Art und Weise. Und mit jiddischen Liedern und Anekdoten lässt er bei seinem Abend „Heinrich Heine und die jiddische Seele“ unterstützt von Günter Rüdiger jüdische Autoren zu Wort und Ton kommen. Am 5. Dezember trägt Hercygier mit „Wölfe mitten im Mai“ anlässlich des 15. Todestages von Hans Dieter Hüsch dessen Texte sowie Lieder von Franz Josef Degenhardt vor. Begleitet wird er dabei von Alexandra Gotthardt, die etliche der ZimmerTheater-Vorträge musikalisch am Piano begleitet und von Hercygier als „Beste aller Pianistinnen“ bezeichnet wird.
Ein Künstler-Highlight auf der Zimmer-Bühne in der Bornstraße ist auch Autor Markus Weiß, der mit seinem Theater-Solo „Einheit und eine Seele“ einen geheimnisvollen Abend mit überraschendem Ende verspricht. Mit dem Publikum entwickelt Weiß seine Stücke weiter, so auch in „Der Autor“, in dem sich die Handlung in andere Richtung entwickelt als erwartet, frei nach dem Warten-auf-Godot-Prinzip.
Doch auch das Weihnachtliche wird in diesem Jahr nicht außer Acht gelassen:
Bei „Ey Du Fröhlicher“ geht´s mit Markus Weiß weihnachtlich-skurril zu, bei „Weihnachtsmann trifft Weihnachtsengel“ naschen wir uns in Wort und Ton mit Sonja Walter und Günter Rüdiger besinnlich-heiter vom Glühwein bis zum Spekulatius.
Kulturen verbinden. Also feiert das ZimmerTheater in diesem Jahr am 3. Advent, der mit dem 18. Dezember auf den letzten Tag Chanukka fällt, das gemeinsame Fest „Weihnukka“ als literarisch-musikalische Begegnung zweier Kulturen, in denen Helus Hercygier, Günter Rüdiger und Alexandra Gotthardt nicht fehlen dürfen.
Am zweiten Weihnachtstag dann laden Günter Rüdiger & Co zum ZimmerTheater-Weihnachts-Mix mit Liedern, Satire und Geschenke-Verlosung.
Eines sei verraten: Für das nächste Jahr plant das ZimmerTheater den Ausbau seiner Verbindungen zu Künstlern aus der Künstlerkolonie Wilmersdorf am Breitenbachplatz. Durch die Künstlerkolonie Wilmersdorf bietet Tanja Arenberg Führungen auf Voranmeldung unter Tel. 030 25 05 80 78 an. Unter gleicher Nummer gibt es Informationen und Anmeldung zu Einzelunterricht in Sprechtechnik, Schauspiel und Stimmbildung etc. mit Günter Rüdiger sowie Ticket-Reservierungen.
Jacqueline Lorenz
Zimmertheater Steglitz
Bornstraße 17
12163 BerlinTel.: 030 / 25 05 80 78
Spenden willkommen an:
Zimmertheater Steglitz – Theater der Kleinkunst e. V.
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IBAN: DE68 1001 0010 0095 4641 09
BIC (Swift): PBNKDEFFWeiter Termine und Informationen zum Spielplan und zu den Spielzeiten unter www.zimmertheater-steglitz.de.
Alle Termine coronabedingt unter Vorbehalt.
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