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Friedrich der Große in Charlottenburg

Dauerausstellung im Neuen Flügel des Schlosses

Zweite Friedrich-Wohnung im Neuen Flügel: Raumansicht der Gris-de-Lin-Kammer mit neuer Gemäldehängung. Foto: Franca Wohlt / SPSG
Zweite Friedrich-Wohnung im Neuen Flügel: Raumansicht der Gris-de-Lin-Kammer mit neuer Gemäldehängung. Foto: Franca Wohlt / SPSG
Erschienen in Gazette Charlottenburg November 2020
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Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) eröffnete im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg eine Dauerausstellung. Sie stellt Friedrich den Großen (1712-1786) als Bauherrn des Neuen Flügels in den Mittelpunkt und präsentiert den bedeutenden Monarchen der preußisch-deutschen und europäischen Geschichte jenseits der gängigen Klischees. In jedem der 16 Räume des Obergeschosses wird eine andere Facette des Königs dargestellt. So wird die Funktion Charlottenburgs als Ort höfischer Feste verdeutlicht, die teils problematischen Beziehungen des Monarchen zu seinen Hofkünstlerinnen und Hofkünstlern werden diskutiert und es wird erklärt, wie und von wem das Bild vom sparsamen und aufopferungsvollen Monarchen eigentlich in die Welt gesetzt worden ist. Zudem kann der Frage nachgegangen werden, wie der König seine Kunstankäufe eigentlich tätigte.

Das erste Schloss Friedrichs des Großen

Bereits einen Monat nach dem Regierungsantritt Friedrichs des Großen im Juni 1740 begannen die Arbeiten am Neuen Flügel, den der junge König als ersten Schlossbau seiner Regierungszeit direkt an das barocke Schloss Charlottenburg anbauen ließ. Bewohnt hat Friedrich den Neuen Flügel nur selten, dennoch beherbergte dieser zahlreiche zentrale Werke der königlichen Kunstsammlung, von denen sich viele bis heute in Charlottenburg befinden. Außerdem nutzte Friedrich den Neuen Flügel mit seinen beiden prächtigen Festsälen, die barocke Orangerie und den an der Spree gelegenen Garten regelmäßig für höfische Feierlichkeiten, die mit Opern, Schauspiel, Feuerwerken und Maskenbällen begangen wurden. So richtete der König beispielsweise die Hochzeitsfeiern seiner Geschwister und die seines Nachfolgers in Charlottenburg aus.

Am Eingang zur Dauerausstellung befindet sich ein lebensgroßes Porträt des Bau- und Feldherrn Friedrich, das in dem Jahr entstand, in dem die Bauarbeiten am Neuen Flügel abgeschlossen wurden – es erinnert aber auch daran, dass die Regierungszeit des Monarchen nicht nur mit einem neuen Schlossbau, sondern auch mit dem Überfall auf Schlesien begann, dem insgesamt drei verheerende Kriege folgen sollten. Das Porträt ist umringt von den Bildnissen der Familienmitglieder, die in Charlottenburg geheiratet, gewohnt und gefeiert haben. Wo genau diese sich in der weitläufigen Schlossanlage aufhielten, zeigt ein Modell des Schlosses in der Mitte des Raums.

Schloss ohne Möbel – Möbel ohne Schloss

Schon Friedrichs Nachfolger, Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), ließ den größten Teil der friderizianischen Ausstattung des Neuen Flügels entfernen. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau wurde das friderizianische Rokoko in zahlreichen Räumen zwar eindrucksvoll rekonstruiert, das verschwundene Mobiliar ließ sich durch einzelne Neuerwerbungen hingegen nur unzureichend ersetzen.

Fast komplett erhalten haben sich die Möbel aus der Wohnung Friedrichs des Großen im beschädigten, abgetragenen und inzwischen als Landtag wiedererrichteten Potsdamer Stadtschloss. Sie entstanden – wie die einst für den Neuen Flügel entworfenen Möbel – zwischen 1745 und 1748 für eine Raumfolge, die mit der im Neuen Flügel übereinstimmte. Sie sind im Neuen Flügel zu sehen und vermitteln dort eine Vorstellung von der Wohnkultur und der Nutzung der friderizianischen Appartements.

Ein völlig neuer Eindruck stellt sich in den Räumen ein, die wieder genauso flächendeckend mit Gemälden ausgestattet wurden, wie sie es zur Zeit Friedrichs gewesen sind. Im Zuge der Rekonstruktion der damaligen Hängung kehrten alle erhaltenen Werke wieder an ihre ursprünglichen Orte zurück.

Ein schwieriger Auftraggeber

Während des Rundgangs durch den Neuen Flügel lernt man einen Friedrich jenseits aller Preußenklischees kennen. Kann man sich in der Bibliothek, in der Schreibkammer und im Konzertzimmer beispielsweise über das Leseverhalten, die kunsttheoretischen Standpunkte oder der Arbeit des Königs am eigenen Mythos informieren, widmen sich mehrere Themenräume – zum Teil mit erstmals gezeigten Exponaten – der Bautätigkeit Friedrichs in der Residenzstadt Berlin, seinem nicht immer unproblematischen Verhältnis zu den Künstlerinnen und Künstlern seines Hofes und seiner Passion für Antoine Watteaus (1684-1721) Fêtes galantes. Letzteren ist ein eigener Raum gewidmet, in dem es neben der berühmten „Einschiffung nach Cythera“ weitere Höhepunkte aus dem Schaffen Watteaus zu entdecken gibt, dessen Werke einst nur in Frankreich zahlreicher vertreten waren als am Hof Friedrichs.

Thematisiert wird auch die jüngere Geschichte des Schlosses, wie die hitzige Nachkriegsdebatte über Rekonstruktion oder Neuschöpfung im Krieg zerstörter Werke und die Fotodokumentation sämtlicher Charlottenburger Deckengemälde drei Wochen vor deren Zerstörung im November 1943.

Der Eintritt zum Neuen Flügel kostet 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Besichtigung mit Audioguide. Die Tickets sind ausschließlich vor Ort an der Kasse erhältlich.

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