Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Februar/März 2021
Seit April 2020 probte die Theatergruppe Schattenlichter einen Agatha-Christie-Krimi, um ihn im Februar 2021 im Gemeindehaus der Paulus-Gemeinde am Teltower Damm 6 aufzuführen. Als sich Ende Oktober 2020 abzeichnete, dass die coronabedingten Vorsichtsmaßnahmen die wichtigen Proben der Wintermonate und schließlich auch die Aufführungen stark beeinträchtigen würden, verschoben die Schattenlichter ihre Krimipremiere notgedrungen auf Februar 2022.
Für Februar 2021 wurde eine völlig neue Art von coronagerechtem Theaterprojekt ersonnen: Die Schattenlichter verfilmten eine von einem Gruppenmitglied erstellte Textsammlung. Zu den meisten Proben war jeweils nur ein einziger Schauspieler vor der Kamera erforderlich, so dass sich die Ansteckungsgefahr in Grenzen hielt. Durch den filmischen Zusammenschnitt von Gruppenmitglied Jean-Pierre Pactat kommen 45 aktuelle und ehemalige Schattenlichter auf der Leinwand nun wieder zusammen.
Dem treuen Schattenlichter-Publikum, das zum Teil die Laienaufführungen schon seit 1985 regelmäßig besucht, kann so zum gewohnten Theatertermin Ende Februar 2021 eine nicht ansteckende Schattenlichter-Produktion präsentiert werden. Da die Corona-Abstandsregeln nur wenige Zuschauer im Theatersaal zulassen, wird der Film statt an den üblichen drei Abenden an sechs Abenden zu sehen sein.
Den Film drehten die Schattenlichter an unterschiedlichen Stellen des Gemeindehauses; Darsteller sind 45 aktuelle und ehemalige Schattenlichter. Das Filmthema ist eine echte Umfrage zur Deutschen Frage, die im Mai und Juni 1989 von einem Mitglied der Paulus-Gemeinde in Zehlendorf-Mitte durchgeführt wurde. Der Titel: „Die Mauer wird noch in 100 Jahren stehen – Filmische Darstellung einer echten Umfrage zur Deutschen Frage, die im Mai/Juni 1989 in Zehlendorf-Mitte durchgeführt wurde“.
Zum Inhalt: Es war gerade drei Monate her, dass DDR-Staatschef Erich Honecker gesagt hatte: „Die Mauer (…) wird auch noch in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe nicht beseitigt sind.“ Eine Wende war damals, im Frühjahr 1989, noch nicht zu erahnen. Da machte eine Zehlendorfer Abiturientin für ihren Grundkurs Geschichte eine private Umfrage. „Wie könnte es zu einer Wiedervereinigung kommen, und für wann ist sie wahrscheinlich?“, das fragte sie 45 Personen. Die Antworten präsentierte sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in einem vierstündigen Referat im Juni 1989.
Das Thema interessierte die Schüler, Lehrer und Eltern; die Unterschiedlichkeit der Antworten verblüffte viele. Aber niemand, wirklich niemand ahnte, dass sich diese Frage nur fünf Monate später beantworten würde. Der Zeitpunkt für das Referat war rein zufällig gewählt worden, weil das Thema im Lehrplan vorgesehen war.
Diese ungewollte Aktualität macht die Textsammlung zu einem spannenden Dokument deutscher Zeitgeschichte. Heute, mehr als 30 Jahre später, erscheint die deutsche Einheit vielen als Normalität. Da ist es – so finden die Schattenlichter – spannend und auch nützlich, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass der deutsche Alltag noch gar nicht allzu lange so aussieht, wie er sich derzeit darstellt. Die Freude darüber wächst, wenn die Situation nicht als normal, sondern als erkämpft begriffen wird – als einen Zustand, von dem im Frühjahr 1989 die Menschen in Ost und West noch träumten oder den sie sich gar nicht vorstellen konnten. Mehr über den Inhalt der Befragung und über das Filmprojekt lesen Sie auf www.schattenlichter.info .
Vorführungstermine: Montag, 22. Februar 2021 bis Freitag, 26. Februar 2021, täglich um 19 Uhr und Samstag, 27. Februar 2021 um 18 Uhr. Eintritt/Karten: 5 Euro (erstmals mit Platzkarten, um Anstehen und Gedränge zu vermeiden) – keine Kartenreservierungen und keine Abendkasse. Im Saal hygienegerechte Abstände und Wegeführung.
Persönlicher Kartenkauf jeden Montag zwischen 18.15 und 18.30 Uhr im Foyer des Gemeindehauses (Teltower Damm 6, 14169 Berlin) und Online-Kartenkauf unter www.schattenlichter.info , die Bezahlung erfolgt über PayPal.
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