Gazette Verbrauchermagazin

Gelingt die zeitgemäße Kommunikation des Bezirksamts über Social Media Kanäle?

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf diskutiert

Twitter-Profil vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf: https://twitter.com/bacw_berlin
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Erschienen in Gazette Charlottenburg und Wilmersdorf Februar 2021
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SPD Charlottenburg-WilmersdorfATALA GmbH & Co.

Zeitgemäße Kommunikation über moderne Medien. Wie erreicht das Bezirksamt seine Bürger und Bürgerinnen am besten? In den folgenden Beiträgen nehmen die Fraktionen der BVV zu dem Thema Stellung.

SPD-Fraktion

Das Bezirksamt verfügt seit Ende 2020 über einen Account auf Facebook und Instagram. Auf Twitter ist die Verwaltung seit 2015. Es ist gut, dass das Bezirksamt jetzt online mit einer Stimme spricht. Die Pressestelle hat dazu ein erstes Konzept erarbeitet und setzt es nun Schritt für Schritt um. Da noch keine Erfahrungen vorliegen, ist die Debatte hier etwas verfrüht. Die Arbeit sollte jährlich ausgewertet und weiterentwickelt werden. Auch eine personelle Verstärkung sollte geprüft werden. Ungeachtet dessen wollen wir die vielen Chancen, die die Kommunikation über Social-Media-Kanäle bietet, hervorheben: Es können tagesaktuelle Informationen verbreitet werden, was sich z. B. in der jetzigen Corona-Pandemie als sehr nützlich erwiesen hat, es können Gründe für Entscheidungen erklärt werden und die Verwaltung kann auf Fragen, Beschwerden und Wünsche reagieren. Auch digitale Veranstaltungen gehören zu dieser Arbeit, so wurde z. B. der Integrationspreis 2020 ausschließlich online auf YouTube verliehen. Jetzt geht es darum mit der Zielgruppe, den Bürgerinnen und Bürgern, ins Gespräch zu kommen. Es ist eine Chance für mehr Transparenz und Bürgernähe in Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Bezirksamt ist jetzt auf einem guten Weg!

Alexander Sempf

CDU-Fraktion

Die sozialen Netzwerke sind kein Neuland. Vielmehr gelten einige Plattformen bereits als veraltet und „uncool“, wie z. B. Facebook. Doch bis vor kurzem hat das Bezirksamt es nicht einmal geschafft, dort einheitlich präsent zu sein. Nun soll hierfür endlich eine Leitung benannt werden und ein zentralgeleitetes Konzept vorgestellt werden. Das ist eine erfreuliche Nachricht – wenngleich das an die BVV verschickte Konzept eher einem Erstentwurf gleicht. Doch so erfreulich das auch ist, zeigt es, dass der Berliner Verwaltungsapparat immer nur (schleppend) reagiert anstatt agiert. Öffentlichkeitsarbeit ist erklärtermaßen „Chef-Sache“. Doch ließ der Bezirksbürgermeister sein Pressebüro mit Drucken und Faxen links liegen. Das Potential wurde nicht genutzt. Es wird wahrlich Zeit für einen neuen und frischen Wind. Weg von den Schreibmaschinen-Pressemitteilungen hin zu den digitalen Medien – und bitte weiter als Facebook mit Reichweiten unter 1000 Personen. Die letzte Verleihung des Bezirksamtes über Youtube hat ja schon mal geklappt. Allerdings wage ich die Prognose, dass von dieser Seite aus Hashtags erst in zwei Jahren genutzt werden. Und über Clubhouse wollen wir erst gar nicht sprechen!

Simon Hertel

B‘90/Grünen-Fraktion

Bei Unternehmen und Verbänden sind seit einer Dekade digitale Medien in ihren Kommunikationsstrategien selbstverständlich. Bisher fungierte der Twitteraccount des Bezirksamtes als Weitergabe der Pressemitteilungen des selbigen. So ist es durchaus zu begrüßen, dass das Bezirksamt seinen Social-Media-Auftritt erweitern will. Die neu aufgebauten Accounts in Facebook und Instagram sind noch mit mehr Leben zu füllen. Mit einer klugen Social-Media-Strategie besteht die Chance auf eine zeitnahe und vor allem interaktive Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. Ein Austausch über Soziale Medien erhöht auch die Wahrnehmung des Bezirksamtes. Vor allem ist der von den digitalen Medien vorgegebene Netzwerkgedanke oberstes Gebot, weil zentral gesteuerte Accounts weniger angenommen werden.

Das Bezirksamt sollte die Gelegenheit nutzen, die Vielfalt der Behörde darzustellen. Einzelnen Abteilungen oder Bereichen wie den Bibliotheken soll es weiterhin möglich sein, eigene Accounts betreiben zu können. Geht ein Post viral oder löst er heftige Reaktionen aus, so könnten die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem erforderlichen Fachwissen rascher angemessen reagieren.

Alexander Koch

FDP-Fraktion

Das Handeln von Politik und Verwaltung sollte so transparent wie möglich sein. Nur wenn die Gründe des Handelns erklärt werden, kann dieses auch verstanden werden. Dabei genügt es nicht, wenn das Bezirksamt Pressemitteilungen auf seiner Website veröffentlicht, Papiere am Rathaus aushängt oder gelegentlich Magazine herausgibt. Vielmehr muss dort kommuniziert werden, wo sich die Bürgerinnen und Bürger aufhalten – in den sozialen Netzwerken. Wenn auf Twitter, Facebook oder Instagram tagesaktuell über Veränderungen und Neuigkeiten berichtet wird, gewinnen dadurch alle etwas. Den Bürgerinnen und Bürgern werden neue Chancen auf Partizipation und Teilhabe eröffnet, indem sie fundierte Informationen kriegen und die Möglichkeit bekommen, unkompliziert Fragen zu stellen sowie Antworten zu erhalten. Das Bezirksamt profitiert von schnellen Informationswegen, die viele erreichen. Viel zu lange hat die Verwaltung die Chancen der modernen Kommunikation verschlafen. Als FDP-Fraktion haben wir uns in den letzten Jahren stets dafür eingesetzt, dass ein Aufwachen stattfindet. Die Beantwortung einer Anfrage von uns zeigt, dass seit dem Jahresbeginn mehr Aktivität geplant ist. Das ist überfällig. Nun werden wir darauf achten, dass Worten Taten folgen und das Bezirksamt künftig in den sozialen Medien aktiv und ansprechbar ist.

Pascal Tschörtner

AfD-Fraktion

Es stellt sich hier zunächst die Frage nach einem Maßstab für „zeitgemäß“ und „gelingen“. Das Bezirksamt selbst nennt folgende Ziele (vgl. DS 0564/5 sowie ein Konzeptpapier vom 25.11.2020): einen direkten und effizienten Kontakt, das Wahren von „selbstbestimmter“ Kommunikation und erleichterte Personalakquise. Daher betreibt es eine Facebook-Seite (zentral mit allen Abteilungen) sowie auch einen Instagram-, Twitter- und Youtube-Account.

Aus Sicht der AfD hat das BA eine sinnvolle Mixtur zusammengestellt, die sowohl verschiedene digitale Formate bespielt als auch demokratietheoretische Aspekte achtet; lobenswert ist der Blick auf den Datenschutz und das Aufrechterhalten gleichwertiger „analoger“ Kanäle. Jedoch erachtet die AfD es auch als wichtig bei aller Modernität – und der Autor ist wahrlich selbst ein Kind digitaler Medien – nicht den Blick für das Essentielle zu verlieren. Unabhängig vom Zeitgeist und seinen Kanälen ist die Verwaltungsarbeit der Hauptteil. Ein digitaler Kanal – in Eigenregie auf staatlichen Servern – würde hier bereits reichen. Außerdem hilft auch eine zukünftig bunt bebilderte Kommunikation wenig, wenn die eigentliche Politik dahinter mies ist. Tue Gutes im Licht, Schlechtes im Dunkeln. Soweit ist man sich einig. Aber was ist gut?

Jan von Ertzdorff-Kupffer

Linksfraktion

Während andere Bezirke Social Media für einen regen Austausch nutzen und aufkommende Beschwerden direkt an betroffene Abteilungen weiterleiten, bestehen die Inhalte des Bezirksamts auf ihrem Twitter-Account aus Links zu langen Pressemitteilungen auf der verstaubten Internetseite. Doch gerade jetzt, wenn Einwohner:innenversammlungen nicht durchführbar sind, wäre eine bessere Nutzung von Social Media wichtig. Auch, um Kenntnis und Akzeptanz für Maßnahmen zum Infektionsschutz zu erhöhen. Die Abteilung Stadtentwicklung hat seit Kurzem eine eigene Facebook-Seite. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, denn die allermeisten Abteilungen haben so etwas gar nicht. Doch auch hier werden die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Mit Social Media könnte ein echter Austausch entstehen, Hinweise aufgenommen und Verwaltungshandeln damit verbessert werden. Verwaltung muss sich erklären und Feedback von den Bewohner:innen einholen.

Es braucht dafür eine größere Offenheit und endlich eine Kultur der Beteiligung und Transparenz im Bezirksamt. Auch personell müssen die Abteilungen dafür gestärkt werden, damit Information und Einbeziehung der Öffentlichkeit auf der Höhe der Zeit wahrgenommen und Teilhabe ermöglicht wird.

Niklas Schenker

Titelbild

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