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Geschichtsträchtiges Gotteshaus

Dorfkirche Lankwitz wurde von Mönchen erbaut

Erschienen in Lankwitz Journal Februar/März 2018
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Feldsteine wurden behauen, Kiefern gefällt – was die Mönche leisteten, die die erste Lankwitzer Kirche erbauten, ist für uns heute kaum vorstellbar. Doch um das 13. Jahrhundert herum, als viele der heutigen Berliner Dorfkirchen errichtet wurden, waren die modernen technischen Hilfsmittel unbekannt. Man geht davon aus, dass die Kirche bereits damals samt Choranbau errichtet wurde. Diesen Rückschluss lässt die homogene Verarbeitung der verwendeten Feldsteine zu.

Der erste Beleg für Umbauarbeiten stammt aus dem Jahr 1757, als der hölzerne Turm hinzugefügt wurde und man die alten, romanischen Fenster gegen damals moderne, barocke austauschte. Die nächste Veränderung kam Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich die Landgräfin von Hessen-Philippsthal im Jahr 1807 – andere Quellen sagen, 1809 – eine private Loge für ihre Kirchenbesuche bauen ließ.

Anschließend war es wieder lange Jahrzehnte ruhig um die Lankwitzer Dorfkirche, bis die Inneneinrichtung im Jahr 1880 um eine Orgel ergänzt wurde. Das Jahr 1936 brachte hingegen wieder viele bauliche Veränderung mit sich. Mit der Ausarbeitung der Veränderungen wurde der Architekt Professor Gustav Wolf beauftragt. Die Öffnung zum Chor wurde durch einen eindrucksvollen Triumphbogen verdeutlicht und der Sakristeiraum zog in den Turmbereich. Hier ist er bis heute. Den Altar verlegte man in die Apsis, die nun zum Kirchenraum offen war. Die räumlichen Veränderungen fielen nur sieben Jahre später der Lankwitzer Bombennacht von 1943 zum Opfer. Von der Kirche blieb nur das Mauerwerk von den Flammen verschont.

Die Ruine stand 12 Jahre, bis 1955 der Wiederaufbau begann. Die Inneneinrichtung entsprach bei der Wiedereinweihung dem zeitgenössischen Geschmack der 1950er-Jahre. 1975 bekam sie ihr historisches Aussehen weitgehend zurück.

Das Altarbild, ein Epitaph, bietet ebenfalls einen Blick in die Vergangenheit. Es stammt aus dem Jahr 1550 und ist eine Dauerleihgabe der Evangelischen Landeskirche. Zu sehen ist der gekreuzigte Jesus. Vor dem Kreuz kniet die Familie des Berliner Oberbürgermeisters Joachim Reiche jr. († 1540), die das Bild als Erinnerung an den verstorbenen Familienvater anfertigen ließ. Die Orgel in der Kirche stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Karl Schuke, die nach wie vor in Zehlendorf ansässig ist.

Im Kirchturm rufen drei Glocken die Gläubigen zur Andacht. Eine davon stammt aus Kladow. Der damalige Lankwitzer Pfarrer Ernst Böhm hatte 1954 verzweifelt nach einer Glocke gesucht. Er wurde in einem Schuppen neben der Kladower Dorfkirche fündig. Die Glocke wurde der dortigen Gemeinde abgekauft und nach Lankwitz gebracht. Sie wird seit 1995 durch zwei Glocken aus dem mittlerweile abgerissenen Rufus-Gemeindezentrum unterstützt.

Lebendige Gemeinde

Die Dorfkirchengemeinde hält für ihre Mitglieder ein vielseitiges Programm bereit, in dem sich jede Generation wiederfindet. Von der Eltern-Kind-Gruppe über Spielen, Basteln, Jugendgruppe, Gesprächskreise, Musikalisches und mehr erstreckt sich das Angebot. Wer sich einfach nur von der geschichtsträchtigen Kirche beeindrucken lassen möchte, kann den Innenraum montags, freitags und sonntags von 15 – 17 Uhr auf sich wirken lassen. Mehr über die Gemeinde und ihre Angebote unter www.lankwitzer-kirchengemeinden.de .

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