Erschienen in Gazette Zehlendorf März 2021
Ein Junge aus Lichterfelde: Julius Posener (1904 – 1996) wuchs im idyllischen Groß-Lichterfelde auf. Einem Ort, den er in seinem Buch „Heimliche Erinnerungen“ so beschreibt: „Ich lebte in Deutschland, dem besten Land, das es gab, in Lichterfelde, dem besten Villenvorort seiner Hauptstadt, im besten Haus mit dem schönsten Garten weit und breit… Wenn ich mir das abends vor dem Schlafengehen vorsagte, war ich zufrieden mit der Welt und dem lieben Gott sehr dankbar.“
Nach dem Besuch der Zehlendorfer Schadow-Schule studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Berlin. Er beendete sein Studium im Jahr 1929 und arbeitete anschließend mal in Berlin und mal in Paris. Als die Nazis die Macht ergriffen, erkannte der aus jüdischem Haus stammende Posener die Zeichen der Zeit schnell und verließ Deutschland bereits 1933 in Richtung Paris. Im Jahr 1935 wanderte er nach Palästina aus. 1941 schloss er sich der British Army an und wurde 1946 britischer Staatsbürger. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lehrte Julius Posener erst an der Brixton School of Building in London und beteiligte sich von 1956 bis 1961 an dem Aufbau einer Architekturschule in Malaysia. Anschließend führte ihn sein Weg zurück nach Berlin. Dort lehrte er bis 1971 als Professor an der Hochschule für Bildende Künste. Auch an seine alte Wirkungsstätte, die Technische Hochschule Berlin – die mittlerweile Technische Universität Berlin hieß, kehrte er zurück. Dort lehrte er noch bis 1978. Von 1969 bis 1976 wohnte der Architekt an der Rehwiese in Nikolassee. Bekanntheit erlangte er auch durch die Rettung der von Hermann Muthesius erbauten Villen in Nikolassee, die vom Abriss bedroht waren. Ein nach Julius Posener benannter Platz mit Erinnerungsstele nahe seinem früheren Wohnort An der Rehwiese wurde 2004 eingeweiht.
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