Erschienen in Gazette Steglitz Mai 2021
Seit über einem Jahr fällt in den Schulen coronabedingt der Schwimmunterricht aus. Und auch zu „normalen Zeiten“ wird es dank maroder und fehlender Schwimmbäder immer schwieriger für Kinder im Grundschulalter, das klassische Schwimmen zu erlernen. Zusätzlich fällt in den Grundschulen durch das Fehlen qualifizierter Lehrkräfte immer häufiger das überlebenswichtige Schwimmtraining aus. Das traurige Ergebnis: Immer weniger Kinder können schwimmen, und die Statistik bestätigt immer häufiger kindliche Badeunfälle mit Todesfolge. – Ein Glück für das Kind, dessen Eltern es da bereits vor Schuleintritt ans Schwimmen herangeführt und ihm damit das nötige Rüstzeug für das nasse, nicht ganz ungefährliche Element mitgegeben haben.
Eine ebenso spannende wie lehrreiche Geschichte zu diesem ernsten Thema erzählt das Buch „Elli kann nicht schwimmen“. Grundschullehrerin und Autorin Regina Lück hat die Geschichte liebevoll und kindgerecht aufgeschrieben, detailliert illustriert wurde das Bilderbuch von ihrer Schulfreundin Elisabeth Naumann, die sie auf einem Klassentreffen wiedergesehen hatte. So erreicht Entenkind Elli nun anschaulich Menschen-Kinder und -Eltern, die daraus lernen, wie wichtig es ist, möglichst früh schwimmen zu lernen und dabei Mut und Durchhaltevermögen zu beweisen.
Entenkind Elli hat Angst vorm tiefen Wasser und kann deshalb nicht schwimmen. Doch zum Glück hat sie Freunde wie den Fisch Finn und den erfahrenen Biber. Sie zeigen viel Verständnis und überzeugen Elli darin, dass auch sie schwimmen lernen kann. Dank ihrer Unterstützung und Ellis eigenem Mut und Durchhaltevermögen dreht die kleine Ente schließlich stolz erste fröhliche Schwimmrunden auf dem See:
Für Regina Lück ist wichtig: „Kinder sollen unbekümmert aufwachsen.“ – Ein kleines, aber feines Mosaiksteinchen dazu ist es, schwimmen zu können. Die erfahrene Lehrerin, die seit über 30 Jahren im Schuldienst ist, weiß, wovon sie schreibt: Selbst hat sie bei Schulausflügen Elfjährige erlebt, die nicht schwimmen konnten und so von lustigen Wasserspielen am Badesee ausgeschlossen waren. Während ihrer Zeit in Niedersachsen war sie Schwimmbegleiterin von Schülern, und auch ihrer Tochter hatte sie bereits als Kleinkind das Schwimmen beigebracht. – Eine oft lebensrettende Verantwortung, die möglichst viele Eltern mutmachend und beizeiten übernehmen sollten. – Sei es beim Badeurlaub am Meer oder an den vielen kleinen Badeseen, die es in vielen Regionen gibt. Dabei sollten aber immer bewachte Badeabschnitte gewählt und das Kind nicht aus den Augen gelassen werden. Darüber hinaus bieten Schwimmverbände wie der DLRG fundierten Schwimmunterricht, so dass kein Kind als bleierne Ente in den Schulalltag starten muss, sondern vielmehr wie Elli mit ersten sicheren Schwimmrunden Lehrer und Schulkameraden überraschen kann.
Regina Lück kam vor Jahren aus Niedersachsen nach Berlin. Sie lebt heute in Berlin-Wilmersdorf und arbeitet an der Löcknitz-Grundschule im Bayerischen Viertel von Berlin-Schöneberg. Auf dem Schulgelände stand bis zum Krieg eine Synagoge. Seit dem Jahr 1994 erinnert die Schule mit dem Projekt „Denk-mal“ an Mitbürger jüdischen Glaubens des Bezirks Schöneberg, die in Konzentrationslagern gewaltsam zu Tode gekommen sind. „Dieses Projekt hat mich so sehr beeindruckt, dass ich unbedingt an dieser Schule arbeiten wollte“, erklärt die gebürtige Hessin, die Deutsch und Geschichte studiert hat. In der Schöneberger Grundschule unterrichtet sie derzeit 5. und 6. Klassen. Sie erzählt: „Für die Fächer NaWi und Verkehrserziehung fehlen mir manchmal passende Unterrichtstexte.“ Also schreibt sie ideenreich diese selber und erfindet kleine Geschichten, die beispielsweise die Wichtigkeit der Null in der Mathematik oder falsches Verhalten im Straßenverkehr thematisieren.
Weil ihr das Schreiben so viel Freude macht, hat sie neben ihrem eigentlichen Beruf ein Fernstudium als Kinder- und Jugendbuchautorin absolviert. Manch Höhen und Tiefen hat sie im Schuldienst bewältigt, die ihr nun auch in Corona-Zeiten die nötige Sicherheit geben und ihr ihren Optimismus erhalten. Als „Entertainerin“ bezeichnet sie sich mit kleinem Schmunzeln und betont, dass das zeitig gemeinsam ausgearbeitete Krisenkonzept an der Löcknitz-Grundschule eine solide Beschulung auch in diesen Tagen sichert. Da gab es Videounterricht mit Präsenzpflicht, jetzt werden die Klassen geteilt unterrichtet, so dass jeder Schüler von den Lehrern gut erreicht wird. Auch dem Sportunterricht wird dabei viel Raum gegeben. Größere Lerndefizite fürchtet die erfahrene Pädagogin auf Grund dieses präzise ausgearbeiteten Lehrplanes kaum. – Wohltuende Aussagen angesichts negativer Prognosen über nachhaltige Corona-Folgen.
Mit Konflikten richtig umzugehen, lernen bei Regina Lück an der Schule bereits die Jüngsten: Regelmäßig werden begleitend zur Konfliktlösung für die Schüler erfahrene „Seniorpartner“ aus Friedenau hinzugezogen. Dabei lernen die Kinder auch Geduld und Durchhaltevermögen, Tugenden die immer seltener werden. „Heute muss alles schnell und sofort gehen, die Geduld sucht man oft vergebens“, beobachtet Regina Lück. – Auch da hilft Elli und zeigt, was man mit Geduld alles erreichen kann.
Dass ihre Buchidee umgesetzt werden konnte, verdankt die Autorin ihrer langjährigen Freundin: Künstlerin Elisabeth Naumann, die ihre Bilder in Deutschland und bis nach Amerika ausstellt und jährlich Grußkarten und Kalender herausgibt, lebt im Schwarzwald. Als Regina sie fragte, ob sie die Illustration für „Elli“ übernehmen wolle, war die professionell arbeitende Künstlerin sofort dabei und schob das Buchprojekt kräftig an. Bereits nach wenigen Wochen lagen die Bilder – Aquarelle, von denen jedes Bild für sich steht – vor. Die hessische Heimat der beiden Freundinnen stand Pate. Erfahren von ihren Kalenderprojekten her, war Elisabeth Naumann dann auch bei Umsetzung und Druck des Bilderbuches eine große Stütze. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird von Regina Lücks jüngstem Enkel trocken mit „alles perfekt“ kommentiert.
Ob noch mehr Büchlein folgen? – Ideen zu Themen, die ihr aus dem Umgang mit Kindern alltäglich begegnen, hat Regina Lück reichlich. Als Ostsee-Fan kann sie sich auch gut vorstellen, Kindern in einem weiteren Büchlein etwas über das Meer, den Strand und die Inselwelt zu erzählen: „Aber dazu fehlt mit augenblicklich noch die Zeit“, erklärt die engagierte Lehrerin.
Das 12-seitige Bilderbuch zum Vorlesen oder Selbstlesen „Elli kann nicht schwimmen“ ist zum Buchpreis von 12,90 € zu bestellen über www.liz-art.de oder E-Mail service@liz-art.de
Jacqueline Lorenz
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