Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Februar/März 2019
Unweit des S-Bahnhof Grunewald liegt ein waldpädagogischer grüner Lernort, der im Kampf gegen die Naturentfremdung Groß und Klein anschaulich die Gesetze und Geheimnisse des Waldes näherbringt. Unter Trägerschaft des Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e. V. hat hier inmitten des Grunewald das Berliner Waldmuseum mit der von den Berliner Forsten geförderten Waldschule Grunewald seinen Sitz gefunden.
Auf dem Gelände einer ehemaligen Baumschule ist das in der im Jahr 1914 erbauten, einstigen Gärtnervilla untergebrachte Waldmuseum mit seinem an die Waldschule angrenzenden Waldgarten idealer außerschulischer Lernort, um Schul- und Kitakindern aus der Stadt die Zusammenhänge und hohe Wertigkeit der „grünen Lunge“ spielerisch zu vermitteln. – Doch auch die Älteren schauen gerne vorbei und lernen hier noch manch Neues über den Wald.
Jetzt, mitten im Winter, mutet die alte Villa im winterlichen Sonnenschein fast ein wenig verwunschen an, trotz des kontinuierlich hallenden Avus-Verkehrslärms, der dann doch Realitätsnähe zu vermitteln weiß.
Vor der Eingangstür begrüßen zwei Holz-Spechte die Besucher, ihre lebenden Artgenossen lassen sich heute nicht hören. Über Dielen geht es in die Räume, die Waldmuseum und Waldschule beherbergen, ein Kachelofen in der Ecke verbreitet Gemütlichkeit. Durch die Fenster wirft die tief stehende Sonne ihr Licht auf die Ausstellungsfläche „Tiere im Wald“. Darauf präsentiert sich eine präparierte Fuchsfähe im ihrem Welpen, Herr Dachs macht seine Aufwartung, und in den Wipfeln darüber sitzt so lebensecht eine Elster, dass man ihr Kreischen zu vernehmen glaubt.
Waldpädagogin Susanne Schulz, die von zwei Mitarbeiterinnen im Team unterstützt wird sowie zusätzlich von zwei Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres, erklärt: „Waldtage mit kleinen Gästen aus Schule oder Kita beginnen zur Vorbereitung meist in diesem Raum. Denn die kleinen Gäste sind erfahrungsgemäß besonders neugierig auf die Tiere des Waldes; viele von ihnen haben in der Natur ja beispielsweise noch nie einen Dachs gesehen und suchen danach, sobald wir draußen sind.“ Um die Konzentration später im Wald dann auch auf Pflanzen und andere spannende Waldthemen lenken zu können, wird das Thema Tier auf diese Weise, im Kreis auf dem Boden sitzend, entspannend vorgezogen. Dabei können auch spezielle Themen-Waldtage vereinbart werden.
Für alle Sinne kindergerecht und interaktiv zu vermitteln, was die Welt und den Lebensraum des Waldes ausmacht und bereithält, ist der pädagogische Anspruch der Waldschule. Dabei leistet das Waldmuseum wertvolle Unterstützung. In unserer Mediengesellschaft verschüttgegangenes Umweltbewusstsein wird hier ausgebuddelt, nicht nur beim gemeinsamen Erforschen der nahegelegen Sandgrube im Naturschutzgebiet des Jagen 86. Im Museum sorgen Tastspiele und Puzzle mit Quizcharakter dafür, das – im wahrsten Sinne des Wortes – zu „begreifen“, was in der Villa an Schauwänden und in Regalen ausgestellt ist, und zu vertiefen, was im Schulunterricht bereits im Ansatz gelehrt wurde.
Wie fassen sich Baumpilze an, warum piekst ein Tannenzapfen? Wie groß können Zapfen von Nadelbäumen werden? Wie riecht Maiglöckchen und wie eigentlich Walderdbeere? Beim Pilzpuzzle ist zwar klar, wo der Hut des Pilzes sitzt – aber wo hat er eigentlich sein Myzel versteckt?
Beruhigend dreht sich indessen das Blatt-Mobile über dem Tisch. Die Sitzbänke daneben sind mit dicken, und ganz schön borstigen Wildschwein-Fellen belegt. Wie viel weicher ist doch da ein Fuchsfell!
Beim Baumscheibensalat schließlich geht es um Früchte und Blätter verschiedener Baumarten, zum Verzehr nicht geeignet. Und dann gibt es ja auch noch die Stockwerke des Waldes zu erforschen, mit Boden- und Wurzelschicht, Krautschicht, Strauchschicht und Baumschicht bis in den Himmel.
Dann geht es, begleitet und angeleitet von den Waldpädagogen, natürlich raus in den Wald! Viel gibt es da zu entdecken und zu erfahren, nicht nur tief drinnen im Wald: Auch im Waldgarten gleich hinter der Waldvilla lädt ein spannender Parcours zum Mitmachen.
Wenn man da beim Klangspiel mit einem Klöppel auf hängende Stammstücke unterschiedlicher Bäume schlägt, hört sich das ganz unterschiedlich an: Die Robinie klingt dumpf, der Ahorn viel höher. Daneben wächst sogar ein junger Baum aus einem alten Stamm.
Willst du noch mit den Tieren springen? – Dann denk´ dran: Wenn du nicht weiter als 50 Zentimeter springst, bis du eine Waldmaus. Du schaffst 1,50 Meter? – Dann bist du ein Marder. Doch es geht noch viel weiter: Ein Eichhörnchen schafft immerhin 5 Meter, ein Reh sogar 6 Meter und ein Wildschwein immerhin 4 Meter. – Da musst du noch fleißig trainieren!
Gleich gegenüber sind die Flügelspannweiten von Raubvögeln des Waldes angeschlagen, und nebenan im Insektenhotel herrscht Winterruhe, auch der Barfußpfad ist für wärmere Tage zu empfehlen.
1973 wurde das nachhaltige Waldmuseum, zu dem die Waldschule gehört, in einem Nebengebäude des Jagdschloß Grunewald eröffnet und über die Jahre kontinuierlich erweitert. Aus Platz- und logistischen Gründen zog das Waldmuseum 2003 schließlich an ihren jetzigen Standort im Jagen 57.
Schüler und Kita-Kinder ab 3 Jahren, die im Waldmuseum alles Spannende ausprobieren und abwechslungsreiche Waldtage erleben möchten, sollten vorab angemeldet werden, denn die Nachfrage ist groß. Gleiches mit genügend Vorlauf gilt für Geburtstagsfeiern vor Ort sowie für die monatlich stattfindenden, auch bei Erwachsenen so beliebten Nachtwanderungen und für Gruppenführungen. Erwachsene, die das Waldmuseum besuchen möchten, sollten dies am Nachmittag oder am Sonntag tun. Bis 13 Uhr herrscht meist verstärkter Andrang von Schülern und Kitakindern.
Königsweg 4/Jagen 57
14193 Berlin-Grunewald
Tel. 030/813 34 42
Öffnungszeiten: Di – Fr. 10 – 15 Uhr (auch in den Ferien), Sonntag 13 – 16 Uhr. Letzter Einlass eine Stunde vor Schließung!
Eintritt: Kosten: Schulkind 2,50 € / Kitakind 2 € / Andere nach Vereinbarung
Fahrverbindung: S7 bis S-Bahnhof Grunewald oder Bus M19, 186, 349. Ca. 8 Minuten Fußweg bis zur alten Grunewaldvilla, in der sich das Waldmuseum und die Waldschule befinden.
Jacqueline Lorenz
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