Erschienen in Gazette Charlottenburg Mai 2021
Die drei Türme des Heizkraftwerks Wilmersdorf zeichnen sich markant neben der Stadtautobahn ab. Die respektlosen Berliner bezeichnen die Türme auch als die „drei warmen Brüder“. Doch wirklich genutzt wurden die in den 1970er-Jahren erbauten Türme schon länger nicht mehr. Denn das Heizkraftwerk Wilmersdorf wurde in den letzten Jahren nur noch in Spitzenlastzeiten betrieben oder wenn andere Kraftwerke beispielsweise wegen Revisionen nicht am Netz waren. Im Juni dieses Jahres beginnt der Rückbau des Kraftwerks. Ab der zweiten Junihälfte wird ein „Kran-Riese“ die je 102 Meter hohen Schornsteine und Kesselhäuser abtragen. Damit geht eine bekannte Wilmersdorfer Landmarke verloren. Doch gleichzeitig wird ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität der Stadt gemacht.
Bereits 1911 gab es an dem Standort ein Kraftwerk, es wurde von der Elektricitätswerk Südwest AG erbaut. Die von dem Architekten Hans Liepe entworfenen historischen Gebäude bleiben erhalten, sie sind als Baudenkmal geschützt. 1938 verschmolz die Elektricitätswerk Südwest AG mit der Bewag. Nach dem Zweiten Weltkrieg demontierten die sowjetische Armee Teile der Anlagen, bevor die britische Besatzungsmacht eingreifen konnte. Nach dem Wiederaufbau lieferte das alte Kraftwerk bis 1964 Strom im Berliner Südwesten. Dann wurde es vom Netz genommen und in den 70er-Jahren neu gebaut. Es versorgte die Haushalte jetzt nicht nur mit Strom, sondern lieferte auch Fernwärme.
Der Energiestandort in Wilmersdorf ist durch den Abbau der drei Türme jedoch nicht am Ende. 2018 wurden drei erdgasbasierte Heißwassererzeuger in Betrieb genommen. Sie verfügen über eine thermische Leistung von insgesamt rund 120 Megawatt und können benötigte Wärme schnell zur Verfügung stellen. Im Verbund mit den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen anderer Standorte dienen sie als Spitzenlastanlagen und sichern auch an besonders kalten Tagen eine zuverlässige Wärmeversorgung. Im Zuge der Berliner Wärmewende wird darüber hinaus an Plänen für die zukünftige Nutzung des Standortes gearbeitet. Dabei werden auch neue Anlagen für die nachhaltige Erzeugung von Stadtwärme betrachtet. Welche Technologie künftig zum Einsatz kommen wird, ist aber noch offen.
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