Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Juni 2021
Schon als Mitte der 1970er-Jahre die U-Bahnline 9 bis zum Rathaus Steglitz fertiggestellt worden war, gab es Planungen für eine mögliche Verlängerung der U9 bis nach Lankwitz. Allerdings wurden diese Pläne in den folgenden 30 Jahren nicht weiter verfolgt. Mittlerweile aber ist insgesamt Bewegung in die Diskussion über künftige Streckenverlängerungen der U-Bahnlinien in Berlin und speziell auch in Steglitz-Zehlendorf gekommen. Im Folgenden nehmen die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf zur Verlängerung der U9 Stellung.
Die Verlängerung der U9 nach Lankwitz macht das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs attraktiver und stellt sodann zum Individualverkehr eine tatsächliche Alternative dar. Um in die Innenstadt zu gelangen würde der eigene Pkw durch die Zeit- und Kostenersparnis keine sinnvolle Lösung mehr darstellen.
Den Antrag der Berliner CDU-Fraktion zur Verlängerung der U9 nach Lankwitz (Ds 18/2623), hat die Koalition aus SPD, Linken und Grünen am 6. Mai 2021 im Abgeordnetenhaus jedoch abgelehnt. An einer Verkehrswende und der Einsparung von CO₂ besteht kein Interesse. Anderslautende politische Parolen sind nur ein linkes Lippenbekenntnis ohne Wert. Stattdessen soll aus ideologischen Gründen der Bau einer Straßenbahn auf den ohnehin schon zu engen Straßen geprüft werden, obwohl die Tunnelröhre zwischen Rathaus Steglitz und dem geplanten Bahnhof Albrechtstraße bereits existiert.
Wir als Union rufen alle Willigen auf, die den Berliner Öffentlichen Nahverkehr ausbauen wollen, dieses längst überfällige Mobilitätsangebot in Steglitz-Zehlendorf zu unterstützen.
Jens Kronhagel
In der wachsenden Stadt brauchen Außenbezirke schnelle Schienenanbindungen in die Innenstadt. Das hilft dem Klima und schafft Aufenthaltsqualität am Stadtrand. Für Berlin Steglitz-Zehlendorf wäre der U9-Ausbau zwischen Rathaus Steglitz und Lankwitz eine enorme Aufwertung: Der Bezirk bekäme eine extrem schnelle, verkehrsentlastende Anbindung in die City und quer durch die Stadt. Die U9 gilt als schnellste U-Bahn-Strecke Berlins – im Verhältnis zur passierten Strecke. Das macht die Anbindung an die U9 so attraktiv und deshalb bedienen gleich 5 Buslinien den Streckenabschnitt von Lankwitz zum Rathaus Steglitz. Das ist exakt der Abschnitt, der vor knapp 40 Jahren nicht fertiggestellt wurde. Inzwischen sind neue Quartiere in Lankwitz und Lichterfelde-Süd in Bau und Planung. Damit müsste auch eine zukunftsgewandte Verkehrsplanung her, denn zu Stoßzeiten kann die Strecke schon mal dichter werden. Ein Großteil der Fraktionen in der BVV unterstützt den U-Bahn Ausbau nach Lankwitz – und darüber hinaus. Es gilt zu hoffen, dass die jetzige oder die künftige Koalition auf Landesebene konkrete Ziele der Umsetzung benennt.
Carolyn Macmillan
CDU und SPD liefern sich einen Wettkampf, um sich die erfolgreiche Anbindung der U3 auf die Fahne zu schreiben. In Wahrheit haben das weder SPD noch CDU in ihrer Regierungsverantwortung geschafft. Erst durch das Grün regierte Verkehrsressort wurde der Weg für die U3-Anbindung frei gemacht. Das ist grüne Politik und es steht anderen Parteien nicht gut zu Gesicht, sich mit fremden Federn zu schmücken. Seit Jahren setzen sich CDU und SPD in Berlin nur für Autofahrerinnen und Autofahrer ein. Die Pendlerinnen und Pendler in den Bussen, S- und U-Bahnen sind beiden Parteien egal, oftmals haben sie sich als Verhinderer und Bremser hervorgetan. Jetzt wo es Teilerfolge gibt, versuchen sie diese für sich zu verbuchen. Wir als Grüne in Berlin und auch in Steglitz-Zehlendorf engagieren uns schon seit unserer Gründung für einen sinnhaften und zukunftsweisenden Ausbau des ÖPNV-Netzes in Berlin. Mit der Taktverdichtung vieler U-Bahn-Linien und den damit verbundenen Investitionen in den Fuhrpark der BVG ist die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz unter Regine Günther (Grüne) einen wichtigen Schritt zu einem zeitgemäßen ÖPNV-Netz gegangen.
Susanne Mertens
Nach der Diskussion über eine Verlängerung der U3 ist nun die U9 dran. Zwei Varianten stehen zur Debatte, eine Verbindung vom derzeitigen Endpunkt Rathaus Steglitz bis Lankwitz sowie nach Lichterfelde-Ost. Neue Wohngebiete sollen besser an den ÖPNV angebunden, bestehende, schon jetzt gut ausgelastete Busverbindungen entlastet werden. Doch die Kosten eines U-Bahn-Baus sind enorm, und gerade in Zeiten knapper öffentlicher Kassen, die zunächst einmal für die Folgen der Corona-Krise herhalten müssen, will die Verkehrsplanung wohlüberlegt sein. Ein Aspekt, der beim U-Bahn-Bau bislang kaum Beachtung fand, ist die gesamtökologische Bilanz. Eine neue Studie hat nach einem Bericht der Berliner Zeitung vom 2.12.2020 herausgefunden, dass die Klimabilanz eines neu gebauten U-Bahn-Tunnels erst nach Jahrzehnten positiv ausfällt wegen der enormen Kohlendioxidemissionen, die bei der Herstellung des benötigten Zements und Stahls entstehen. So stellt sich einmal mehr die Frage, ob es andere, bessere Varianten gibt. Immerhin ist ein U-Bahn-Tunnel auch rund zehnmal so teuer wie der Bau einer Straßenbahntrasse. Eine Herausforderung für die Planer!
Peer Döhnert
Die U-Bahn-Linie 9 durchquert bereits seit 1961 Berlin von der Osloer Straße in Nord/Süd-Richtung, seit 1974 bis zum Rathaus Steglitz. Ursprünglich sollten unter der Steglitzer Schloßstraße bis zum Kreisel sogar zwei U-Bahnlinien zusammengeführt werden, entsprechend großzügig sind die unterirdischen Bauten schon heute ausgelegt. Auch eine Verlängerung der U-Bahn über Lankwitz bis nach Marienfelde ist schon lange eine Option. Die dafür benötigte Trasse wird bis heute freigehalten. Dass die Planungen nun wieder Fahrt aufnehmen und zumindest eine Teil-Realisierung greifbar wird, unterstützen die Freien Demokraten (FDP) ausdrücklich. Die U-Bahn ist einer der wichtigsten Leistungsträger im Netz des Berliner ÖPNV. Eine Anbindung der Außenbezirke kommt als Alternative zum motorisierten Individualverkehr eine große Bedeutung zu. Eine Verlängerung der U9 bis nach Lankwitz mit einer direkten Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn in Richtung Teltow schafft eine bisher fehlende schnelle Verbindung zur Schloßstraße und weiter in die City-West auch für die zukünftigen Bewohner des Neubaugebiets Parks Range und seiner näheren Umgebung.
Andreas Thimm
„Wir setzen auf die Tram statt auf gigantische U-Bahnprojekte, die sich über Jahrzehnte hinziehen und das 10-fache einer vergleichbaren Tramstrecke kosten. Um bei Planung und Bau von neuen Tram-Linien schneller voranzukommen, müssen die personellen Voraussetzungen und Planungsprozesse verbessert werden. Hierfür soll die Gründung einer eigenen Planungsgesellschaft oder die Übernahme früherer Planungsphasen durch die BVG geprüft werden. Neue Strecken sollen mit eigener Fahrspur und lärmarmen Gleisen errichtet werden. So zu lesen im Landeswahlprogramm der LINKEN.
Eine Verlängerung der U9 wäre gewiss praktisch, aber der Aufwand und die Kosten zu hoch. Ein Lückenschluss hingegen zwischen der U3 und der S1 am Mexikoplatz ist sinnvoll, wird aber auch noch Jahre bis zur Realisierung dauern. Das schwarz-grüne Bezirksamt könnte jedoch bereits heute schon viel mehr tun für die Verkehrswende in SZ – z. B. bei Einrichtung von mehr an: Parkraumbewirtschaftung, Fußgängerzonen, Spielstraßen, Sanierung von Rad- und Fußwegen, sicheren Ampelschaltungen, Tempo30-Zonen... DIE LINKE. steht für eine konsequente Zurückdrängung des Autoverkehrs!“
Mathias Gruner
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