Erschienen in Gazette Charlottenburg Juni 2021
Nicht McDonald’s oder H&M, nicht Edeka oder Vodafone, nicht Media Markt oder Deutsche Bank, die mit Abstand größte Ladenkette in Berlin heißt „Zu vermieten” und ihr Slogan ist „Provisionsfrei”. Die Läden sind winzig oder riesengroß, gepflegt oder verkommen, uralt oder hochmodern und alles dazwischen. Sie sind in den Geschäftszentren und in den Wohngebieten, in der Innenstadt und in den Randbezirken, sie sind überall und es werden immer mehr. Jeder kennt sie, kaum einer hat sie gesehen.
Die Fotografien von Hannes Wanderer und Andreas Göx, die um die Jahrhundertwende entstanden sind, zeigen besondere Einzelstücke, Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, Widersprüche und Kontraste sowie die Ambivalenz der Leerstands-Ästhetik – ganz Berlin in allen Facetten zwischen Konformität und Chaos.
Die Ausstellung berichtet von den fundamentalen Veränderungsprozessen der Stadt und zeigt gleichzeitig das Neben-, Nach- und Durcheinander zeitgeschichtlicher Strömungen, gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und privater Lebensentwürfe. Der Blick in die verlassenen Räume zeichnet ein irritierendes Porträt der Stadt und ihrer Bewohner.
Zwanzig Jahre später, nach den fetten Jahren, sind diese Bilder nicht nur ein Blick zurück, sondern bereiten uns vielleicht auch auf Kommendes vor.
Die Ausstellung ist bis 20. Juni 2021 in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, zu sehen. Bitte informieren Sie sich online unter www.kommunalegalerie-berlin.de über die aktuellen Zutrittsbedingungen.
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