Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Juni/Juli 2021
Schweift der Blick bei einem Waldspaziergang nach oben durch die Wipfel, streift er hin und wieder die Douglasie, die ursprünglich aus Nordamerika stammt. Dass der Baum hierzulande anzutreffen ist, liegt unter anderem an John Cornelius Booth (1836 – 1908), dessen Vater den Baum in Deutschland einführte. John Booth übernahm die Baumschule seines Vaters in Klein Flottbeck bei Hamburg, in der er unter anderem Großbäume für die Waldaufforstung züchtete. Vermutlich lernte er dort auch Johann Wilhelm Carstenn kennen, dessen gärtnerischer Berater er war. 1864 kaufte Booth 26 Hektar Land in Charlottenburg – zwischen Fasanen-, Lietzenburger, Ranke- und Hardenbergstraße, also in heutiger bester Lage – und gründete darauf eine Baumschule. Er belieferte Carstenn mit Bäumen, die die Groß-Lichterfelder Straßen säumen und soll auch an der Erschließung des Villenvororts beteiligt gewesen sein. Gleichzeitig setzte er sich – ganz in der Tradition seiner Familie – für die Nutzung importierter Baumarten in Deutschland ein.
John Booth kannte auch den Reichskanzler Otto von Bismarck, zu dem er ein gutes Verhältnis hatte. Mit Bismarcks Hilfe erreichte er, dass Douglasien und andere Nadelbäume aus dem Ausland um 1880 versuchsweise angepflanzt und auf ihren Ertrag hin überprüft wurden. Das Ergebnis überzeugte, so dass Douglasien 1907 per Ministererlass zum Anbau in staatlichen Forsten empfohlen wurden.
Der umtriebige Geschäftsmann war auch in anderen Bereichen unterwegs. Durch seine Ländereien in Charlottenburg hatte Booth ein großes Interesse am Ausbau des Kurfürstendamms. Dazu wurden finanzkräftige Investoren gesucht. Booth gelang es, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank ein Konsortium für die Finanzierung zu finden. Er verpflichtete sich zum Ausbau des Kurfürstendamms und erhielt im Gegenzug das Vorkaufsrecht über 234 Hektar Land im Grunewald, auf dem später die Villenkolonie Grunewald gebaut wurde. Dieses Recht trat Booth kurz nach Vertragsabschluss an die Deutsche Bank ab.
1885 verkaufte er seinen Hamburger Besitz und zog er nach Charlottenburg an den Kurfürstendamm an dem sich auch seine Baumschule befand. 1900 zog er ins ländliche Lankwitz, wo er nach kurzer Krankheit im Jahr 1908 starb. In Lichterfelde Ost erinnert die Boothstraße an den vielseitigen Kaufmann und Dendrologen.
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