Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Januar 2019
Wo von 1903 bis in die 30er-Jahre im Bau-Ensemble der Goerz-Höfe die Optische Anstalt C.P. Goerz AG Optische Linsen und Fotoapparate entwickelte, ist heute der Focus ganz auf Theater und Musical ausgerichtet.
Im Industriedenkmal an der Rheinstraße 45/46, das in den vergangenen Jahren immer mehr von der Kulturwirtschaft entdeckt wurde, bietet die Stagefactory Tanz- und Schauspielschule von Per Mörkeberg und Oliver Kraatz seit dem Jahr 2009 auf rund 1.000 Quadratmetern viel Raum für junge ambitionierte Tanz-, Gesangs- und Schauspielschüler, zu denen auch Johannes Hallervorden zu Beginn seiner Bühnenarbeit zählte. Aber auch gestandene Künstler wie Gayle Tufts, Tim Fischer oder Andrea Sawatzki finden hier für ihre Probenarbeit den passenden Ort.
Mamma Mia: Kaum ein Musical in der Region, in dem nicht aus der Stagefactory hervorgegangene Tanz- und Gesangskünstler auf der Bühne stehen.
Zwischen 3 und 21 Jahren sind die Schülerinnen und Schüler an Berlins größter und ältester Freizeitschule für Theater und Musical, die mit ihrem individuellen Unterrichtsangebot auch höchsten Ansprüchen gerecht wird. Zu den Kursen kommt der Nachwuchs nicht nur aus Berlin, sondern auch von weiter her, beispielsweise aus der Stadt Brandenburg, aus Jüterbog und aus Oranienburg.
An diesem Montagnachmittag gegen 14 Uhr herrscht bereits reges Treiben im mit Ledercouches und Kronleuchtern aufgelockerten elegant-gemütlichen Lobbybereich, den Stahlträger als Relikte vergangener Tage geschickt in Szene setzen. Von hier aus geht es zum Proben- und Unterrichtsbereich.
Auffallend die ungezwungene Atmosphäre, in der Klein und Groß zusammentreffen: Da wird Per temperamentvoll von Gayle begrüßt, Oliver scherzt mit einer Mutter, und gutgelaunte Tanz-Schülerinnen entern den Ballettsaal.
Die vierjährige Anja, bereits in schwarzem Tanztrikot und weißer Strumpfhose, kuschelt in der Spielecke am Fenster noch kurz mit ihrer Mama, bevor die „Young Performerin“ zum einstündigen Vorbereitungs-Unterricht des Kids Club nach nebenan trippelt. Mama wartet draußen, bekommt aber – wie die anderer Eltern auch – an ausgewählten Terminen die Möglichkeit, die Fortschritte ihres Sprösslings zu verfolgen.
„Wir haben das große Glück, ein gelassenes Klientel und kaum Probleme mit Eltern und Schülern zu haben“; erklärt Per Mörkeberg. Das wundert kaum, sieht man, mit welcher Leichtigkeit hier Schülern und Eltern auf Augenhöhe begegnet wird. „Das ist halt unserer Herangehensweise“, betont Oliver Kraatz. Im Vordergrund der Schulziele stehe Teamgeist und die Persönlichkeitsentwicklung des jeweiligen Schülers, den die Dozenten da abholen, wo er gerade steht. Zuhören spielt für sie dabei eine wichtige Rolle, und der schönste Lohn ist es – so Per – wenn Kinder und Eltern Vertrauen zeigen.
Fehler werden zugelassen, Angst davor soll gar nicht erst aufgebaut werden. Zahlreiche starke junge Schauspieler, Tänzer und Sänger hat dieses Erfolgsrezept der Schule über die Jahre hervorgebracht. „Für uns ist das schüchterne kleine Mädchen, das zur selbstbewussten Klassensprecherin wird, ein ebenso großer Erfolg wie das international gefragte Model, das ebenfalls aus unserer Schule hervorgegangen ist“, bringt es Oliver Kraatz auf den Punkt.
Rund 15 freiberufliche Dozenten unterrichten nach diesem Prinzip die verschiedenen Untergruppen von Schauspiel, Gesang und Tanz, zu denen Ballett und Hip Hop ebenso gehören wie Body & Soul, JazzDance und PopRock oder Lyrical-Jazz und Pop-Chor. Bemerkenswerte Entwicklungen und „kleine Juwelen“ werden speziell und diskret während der Schul-Trimester gefördert, erhalten individuell angepassten, auf eine Bühnenkarriere vorbereitenden Unterricht. Teilnehmern der offenen Klassen wird nicht weniger Aufmerksamkeit geschenkt, wenn es darum geht, sich fachlich weiterzuentwickeln.
Mit eigenen Musicalproduktionen machen die Schüler jährlich im Schlosspark Theater, in der Urania oder in den Wühlmäusen erste Bühnenerfahrung.
In den Probenräumen, die nicht selten von Theaterbetrieben und Künstlern angemietet werden, finden Castings, Training und Vorbereitung zu Produktionen und Freiluft-Theater, aber auch themenbezogenen Workshops statt. Als spannender Treffpunkt der Musical-Szene hat sich die Stagefactory längst einen Namen gemacht, die darüber hinaus klangvolle Schirmherrschaften wie Gayle Tufts, Helmut Baumann und Tim Fischer vorweisen kann.
Für die beiden Theaterleiter ist es immer wieder eine Herausforderung, alles logistisch optimal zu meistern, für Young Performers und offene Klassen einen stimmigen Stundenplan zu erarbeiten, derzeit übrigens für das im März startende Trimester.
„Step by Step“ haben die erfahrenen Gründer Per Mörkeberg und Oliver Kraatz die Stagefactory aufgebaut, auf gut trainierte Füße gestellt und wertvolles Wissen eingebracht:
Per Mörkeberg, gebürtiger Schwede, erhielt seine Tanzausbildung in Kopenhagen, Brüssel, Paris und Berlin, wo er seit 1984 zum Ensemble des Theater des Westens gehörte. Er wirkte u. a. in den namhaften Musicals von „Evita“ bis „ La Cage aux Folles“ mit, arbeitete in zahlreichen Fernsehshows und Filmproduktionen.
Der Berliner Oliver Kraatz bringt fundierte langjährige Schauspiel-Bühnenerfahrung, aber auch umfangreiches Regie-Wissen und kaufmännisches Know-how aus seiner Producer-Tätigkeit für die Regina-Ziegler-Filmproduktion mit.
Gemeinsam bauten Per und Oliver 2005 die heutige Stagefactory Berlin auf – anfangs mit Sitz an der Podbielskiallee in Steglitz-Zehlendorf. Als die Schüler immer mehr und die Raumkapazitäten dadurch knapper wurden, war es Tanzlehrerin Monika Keller von der Tanzschule Dieter Keller an der Rheinstraße, die ihren einstigen Tanzschüler Oliver Kraatz auf eine freie Etage in den Goerz-Höfen hinwies. 2009 zogen die Stagefactory Berlin Studios of Dance and Performance Arts mit „Young Performers“ in diese sanierten Räume ein.
Step by Step geht hier auch nach zehn Jahren weiter Richtung Erfolg – für Schule und Schüler.
Jacqueline Lorenz
Rheinstraße 45, Aufgang 2 in 12161 Berlin
Telefon: 030 – 850 750 90
E-Mail. info@stagefactory-berlin.de
www.stagefactory-berlin.de
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