Erschienen in Gazette Charlottenburg Juli 2021
Die Ausstellung mit Werken von Malerin Mathilde Tardif (1872-1929) ist die erste Begegnung mit ihren Gemälden in einer Einzelausstellung. Ca. 70 Werke, zwischen 1897 und 1929 entstanden, geben erstmals Einblick in das Werk der in den 1890er-Jahren in Paris an der Académie Julian ausgebildeten Malerin. Es war die Zeit der Dritten Französischen Republik (1870-1940) in Paris, der sprichwörtlichen Hauptstadt der Kunst. Unter Einfluss der Impressionisten haben seit Mitte des 19. Jahrhunderts Alltagsthemen Eingang in die Kunst gefunden. Mathilde Tardif beschäftigte die zwielichtige Welt der nächtlichen Vergnügungen. Die Intimität des kleinen Formats erfordert eine besondere Konzentration bei der Betrachtung des krassen Elends, der von Tod und Todesahnung Gezeichneten sowie der Szenen käuflicher Liebe. Immer wieder beschäftigt sie der bigotte katholische und evangelische Klerus, die Prostituierten und die Liebhaber sowie die elegante Halbwelt der Vergnügungslokale. Zu ihrem Bildrepertoire gehören Darstellungen gesellschaftlicher Außenseiter, Bettler und Obdachlose, kinderreiche, arme Familien und karikaturesk überzeichnete Typen wie der alternde Dandy. Aber auch die kleinen Freuden des Alltags wie der Nervenkitzel beim Auftritt der Zirkusartisten finden sich unter ihren Motiven. Die in der Ausstellung gezeigten kleinformatigen Arbeiten werden durch Fotografien und Dokumente ergänzt, die das Bild der Malerin, der Mutter und der Ehefrau Mathilde Tardif beschreiben.
Die Ausstellung ist noch bis 22. August 2021 zu erleben. Die Öffnungszeiten und alle aktuellen Bedingungen für den Besuch des Museums finden Sie auf der Seite www.dasverborgenemuseum.de.
Das Verborgene Museum
Dokumentation der Kunst
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