Gazette Verbrauchermagazin

Lebenskuss mit langem Atem

Parkwächterhaus am Lietzensee kurz vor Sanierungsbeginn

Baustelle Parkwächterhaus.
Baustelle Parkwächterhaus.
Erschienen in Gazette Charlottenburg Dezember 2018
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Das in tiefen Träumen liegende Parkwächterhaus am Lietzensee behutsam zu neuem Leben zu erwecken, haben sie sich auf die Fahne geschrieben: Die Mitglieder des gemeinnützigen ParkHaus Lietzensee e. V., die das denkmalgeschützte Häuschen an der Wundtstraße 39 im Jahr 2014 pachteten, haben für diesen Lebenskuss bereits langen Atem bewiesen. Nach aufreibenden Entkernungsarbeiten im Innern des Hauses durch viele tatkräftig zugreifende Mitgliederhände blinzelt nun das Häuschen aus baustaubgetrübten Fensteraugen dem baldigen Sanierungsbeginn entgegen, der sich Bürokratie-bedingt weiter nach hinten verschoben hat, als ursprünglich geplant.

Doch Katja Baumeister-Frenzel und Carsten Knobloch vom Vereins-Vorstand sehen zuversichtlich in die Zukunft und erklären einstimmig: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ So wurden Schadstoffgutachten vom Verein erstellt, die To-Do-Liste für den Brandschutz ist abgearbeitet. – Das Stadtplanungsamt zeigt sich interessiert am Projekt, hat es kürzlich besucht und will nun einem zeitnahen Sanierungsbeginn zuarbeiten.

So dürfte nach positiver Prüfung der Bauplanungsunterlagen durch die Senatsverwaltung und mit Zuteilung der im Jahr 2016 von der Lotto-Stiftung Berlin zugesagten Zuwendung in Höhe von 600.000 Euro der Sanierungs-Start endlich in greifbare Nähe rücken.

Entkernung und Dachbodenfunde

Wer an hellen Wintertagen durch den Park spaziert, ahnt kaum, wie viel sanierungsvorbereitende Arbeit im Innern des Parkwächterhauses inzwischen getan ist, wofür der blaue, inzwischen 7. Schutt-Container vor dem Haus zeugt. Demnächst wird am Bauzaun vor dem Haus der aktuelle Bauplan angebracht werden, der dann transparent macht, wie weit die Arbeiten bereits vorangeschritten sind.

Die erste Vereinsvorsitzende, Katja Baumeister-Frenzel, erzählt: „Wir haben über den Sommer vermodertes Linoleum rausgerissen, Zwischenwände entfernt, Putz abgeschlagen, Verkleidungen herausgerissen. Die Vereinsmitglieder haben kräftig angepackt. Unbeschreiblich, was das für Staub und Schmutz mit sich brachte! Aber wichtige neue Synergien sind daraus entstanden, und der gemeinsame Einsatz für das Haus-Projekt hat alle Akteure noch dichter zusammengeschweißt. Wir sind eben alle mit ganzem Herzen dabei.“ Ein Statiker aus dem Verein achtete dabei penibel darauf, dass keine tragenden Teile Schaden nehmen, und auch der Architekt hatte sein fachmännisches Auge auf der Entkernung. Vollenden wird diese Arbeit, als Win-win-Situation für alle Beteiligten, in diesen Tagen ein 15-köpfiges Team Studierender aus der Technischen Hochschule, das damit im Parkwächterhäuschen gleichzeitig sein Praktikum absolviert.

Als „Architektur-Krimi“ bezeichnet Katja das charmante Haus, für dessen Wiederbelegung der ParkHaus Lietzensee e. V. bis jetzt etwa 25.000 Euro investiert hat. Seit 1925 musste es immer wieder Um- und Anbauarbeiten über sich ergehen lassen. Das brachten jetzt auch die Innenarbeiten ans Licht:

Bei der unangenehmen Dachboden-Säuberung von zentimeterdicken Marder-Hinterlassenschaften, kamen mehrere Kisten zum Vorschein, welche die Jahrzehnte in Gemeinschaft mit den kleinen nachtaktiven Räubern fast unbeschadet überstanden hatten und interessante alte Unterlagen bargen.

Sie begeistern neben den Vereinsmitgliedern nun auch Dr. Dietmar Land vom Parkpflegewerk Lietzenseepark, da ihr Inhalt weiterführende Angaben zur Geschichte des Hauses macht. Neben alter Berlin-Postkarte wurden da Baupläne und Skizzen gefunden, die verraten: Auf dem Platz an der damals zweimal wöchentlich als Sportplatz genutzten Wiese stand um 1919 bereits eine Bedürfnisanstalt mit einem Extra-Raum für die „Wartefrau der Urinal-Anstalt“. 1925 wurde dieser Bau zum Parkwächterhäuschen erweitert, mit Anbau für den Ausschank von Milch und Wasser und einer im ersten Stock gelegenen Wohnung für den Parkwächter, die bis Mitte der 50er-Jahre genutzt wurde.

Carsten Knobloch erklärt: „Durch diesen Dachbodenfund ist uns vieles verständlicher geworden. Denn bei unseren Entkernungsarbeiten hatten wir uns gefragt, warum im Erdgeschoss mit ehemaligem Kiosk die Innenwand mit Durchreiche gleiche Merkmale wie die Außenmauern aufweist.“

Aus Tagen des Parkwächters stammen auch Schriften, in denen in Sütterlinschrift Skurriles berichtet wird: So hatten sich flanierende Parkbesucher darüber beschwert, dass die Parkwächterfrau ihre drallen Beine ungeniert zur Schau stelle. Ein andermal hatten Ratten die jungen Tauben aus dem Taubenschlag auf dem Dachboden geholt, und die als Wildangler am Lietzensee aufgegriffenen dunklen Gestalten waren vom Parkwächter selbst in bierseliger Laune dorthin eingeladen worden.

Auch Kalender und Terminplaner aus der Folgezeit – ab etwa 1955 nutzte das Gartenbauamt das Haus und wenig später auch die Dienstwohnung des Wächters – sind in den Dachboden-Kisten erhalten geblieben. Daraus weiß man nun auch, dass am 4. Mai 1956 das erste Mal ein elektrischer Motormäher im Park eingesetzt worden war. Den Parkwächter, der für Ordnung sorgte, gab es im Park am Lietzensee noch bis in die 70er-Jahre, allerdings wohnte er da außerhalb der Anlage.

heute Visionen, morgen Realität

Ein Ziel der Parkhaus-Initiative ist es, das Häuschen rechtzeitig zum 100-jährigen Bestehen des Lietzensee-Parks im Jahr 2020 fertigzustellen, damit dies mit einem Fest gebührend gefeiert werden kann.

Und wer die Beharrlichkeit und Professionalität kennt, mit der Vorstand und Verein in steter Präsenz seit vier Jahren an der Realisierung ihrer Pläne hin zu einem offenen Haus als Treffpunkt für Anwohner und Lietzensee-Anhänger arbeiten, der zweifelt kaum daran, dass dieses Ziel erreicht wird.

Mit der anschaulichen Darstellung ihrer Ideen und der zukünftigen Baumaßnahmen lassen Katja und Carsten schon heute aus dem Baustaub das fertige Parkwächterhaus des Jahres 2020 wie Phoenix aus der Asche erstehen und einen fantastischen Blick in die Zukunft zu:

Da geht es dann barrierefrei über die demnächst vom Bezirk sanierten Rampenwege im Park direkt durch die breite Tür des neu eröffneten Hauses ohne Hindernisse über Fliesen oder Korklinoleum ins Erdgeschoss, wo ein Café-Gastraum mit Blick auf die Spielwiese zum Innehalten lädt. Barrierefrei auch die öffentlichen sanitären Einrichtungen, die dann vom Hausinnern aus betreten werden können.

Und da die aus Brandschutzgründen geplante zusätzliche Treppe inzwischen vom Planungstisch ist und stattdessen für den 2. Rettungsweg durch vergrößerte Fenster sogenannte Rettungsschläuche vorgesehen sind, kann der dadurch zusätzlich verfügbare Platz nun doch für den Einbau einer elektrischen Aufzugsplattform für Rollstuhl und Gehbeeinträchtigte genutzt werden.

Im ersten Stock empfängt neuer Dielenboden die Besucher. Im hellen Multifunktionsraum, der durch Schiebetüren variabel nutzbar sein wird, stehen Theaterbestuhlung und Projektionsfläche zur Verfügung. Hier oben gibt es zukünftig zusätzliche Toiletten, und über das nach altem Vorbild neu gestaltete Treppenhaus mit Original-Handlauf gelangt man weiter ins Dachgeschoss, das mit seinen Dachschrägen dann bestimmt ein hohes Maß an Geborgenheit und Wärme ausstrahlt.

Unterstützer gesucht

Diese eingängigen Visionen sind bereits fest in vielen Köpfen verankert.

„Schon heute bekommen wir Anfragen, ob das Haus für Hochzeiten und Feiern zu mieten ist“, verrät Katja Baumeister-Frenzel. Mit dafür verantwortlich ist wohl, dass Verein, Anwohner und Bezirksamt von Anfang an in die Ideen und Planungen einbezogen wurden. Transparenz rund um das Projekt wird großgeschrieben, über Veranstaltungen im und um den Lietzensee-Park wird der Kontakt und die Verbindung zu ihnen und anderen Interessierten stetig aufrecht erhalten.

„Wir lieben dieses Haus und werden die historische Herausforderung gerne annehmen“, erklärt Carsten Knobloch zu den anstehenden Sanierungsarbeiten, den Architekten Henrich Rauschning weiß der Verein dabei zuverlässig an seiner Seite. Wichtig ist den Beteiligten, dass bei der Parkwächterhaus-Belebung unter Berücksichtigung des Heimatschutz-Baustils diese so regionaltypische Bauform nicht aus den Augen verloren wird.

Insgesamt werden die Gesamtkosten für die Sanierung bei rund 700.000 Euro liegen. – Gut angelegtes Geld, bedenkt man, dass das fertiggestellte Parkwächterhäuschen einmal den Bezirks-Bewohnern zur unterschiedlichsten Nutzung offenstehen wird.

„Für eine zeitnahe Fertigstellung sind wir weiterhin auf Spenden und Unterstützung angewiesen“, betont Katja Baumeister-Frenzel, die stolz auf die derzeit 82 Mitglieder des ParkHaus Lietzensee e. V., sich über jedes weitere Mitglied freut: „In einem Jahr hatten wir immerhin fünf Neuzugänge.“

Unterstützer ist übrigens auch, wer den gerade neu erschienenen, bei Kennern so beliebten Foto-Kalender 2019 „Rund um den Lietzensee“ für weniger als 20 Euro beim Verein für sich selbst oder als Weihnachtsgeschenk erwirbt.

Und noch etwas liegt den engagierten Rettern des Parkwächterhäuschens am Herzen:

„Wir suchen dringend alte Fotos und Bilder aus den frühen Jahren des Parkwächterhauses und der einstigen Bedürfnisanstalt. Auch an alten Fotos von der Sportwiese und an weiterführenden Informationen zum Thema Parkwächterhaus sind wir sehr interessiert.“

Jacqueline Lorenz

ParkHaus Lietzensee e. V.

Informationen und Kontaktadresse unter www.parkhaus-lietzensee.de
Spendenkonto ParkHaus Lietzensee e. V.
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN DE92 1002 0500 0001 4018 00

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