Erschienen in Gazette Charlottenburg April 2018
Die Büste von Käthe Kollwitz soll in der Ehrenhalle Walhalla aufgestellt werden, dafür machen sich die Käthe-Kollwitz-Schulen in Deutschland stark. Am 19. Dezember des vergangenen Jahres hatten sie Erfolg – der Bayerische Ministerrat stimmte der Aufstellung einer Büste der Malerin und Bildhauerin in der Walhalla im Jahr 2018 zu.
Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle würdigt die Künstlerin Käthe Kollwitz als eine große deutsche Persönlichkeit, die auf ihrem Gebiet Herausragendes geleistet hat: „Käthe Kollwitz berührt mit ihren Werken bis heute. Ihr Schaffen umfasst alle großen Lebensthemen. Sie stellt mit ihrem Leben und ihrer Haltung ein Vorbild dar, auf das alle Deutschen stolz sein können. Ihr Werk spiegelt menschliches Leid, Tod und Trauer. Es eröffnet auf einzigartige Weise die Perspektive von Frauen auf Kriegserfahrungen.“
Die Initiative wurde ursprünglich als Unterrichtsprojekt des Werte- und Normenkurses des 10. Jahrgangs der Käthe-Kollwitz-Schule Hannover unter der Leitung von Gabriele Meuer gestartet. Sie fand bei vielen Käthe-Kollwitz-Schulen in Deutschland Anklang und wird außerdem von den Käthe-Kollwitz-Museen in Berlin, Köln und Moritzburg sowie von der Akademie der Künste Berlin unterstützt. Die Kosten für die Anfertigung und Aufstellung einer Büste betragen ca. 30 000 € und sind vom Antragsteller zu tragen, so heißt es auf der Internetseite der Initiative „Käthe Kollwitz zu Ehren“. Die Initiative geht davon aus, dass die Interessengemeinschaft diese Summe gemeinsam aufbringen wird.
Die 1842 im Auftrag von König Ludwig I. erbaute Ruhmes- und Ehrenhalle Walhalla in Donaustauf bei Regensburg ehrt herausragende Deutsche durch die Aufstellung einer Büste. Derzeit befinden sich insgesamt 130 Büsten und 64 Gedenktafeln in der Walhalla. Für eine Aufnahme in die Walhalla sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen: Die in Frage kommende Persönlichkeit muss wenigstens 20 Jahre tot sein, der germanischen Sprachfamilie angehören und natürlich Bedeutendes in Politik, Sozialwesen, Wissenschaft oder Kunst vorweisen können. Anträge auf Aufnahme neuer Büsten können von jedermann beim Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst eingereicht werden, das die eingehenden Anträge sammelt. Traditionell erfolgen neue Entscheidungen etwa im Abstand von fünf bis sieben Jahren nach einem in ständiger Praxis etablierten Auswahlverfahren. Die mit der Anfertigung und Aufstellung der Büste verbundenen Kosten werden traditionell nicht vom Freistaat Bayern, sondern von an der Aufstellung interessierten Persönlichkeiten und Vereinigungen getragen.
Käthe Kollwitz (1867 – 1945) kam in Königsberg in einem liberalen Elternhaus zur Welt. Sie nahm schon früh Unterricht bei dem Künstler Rudolf Maurer und besuchte anschließend die Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Nach ihrer Heirat mit dem Arzt Karl Kollwitz zogen sie nach Berlin-Prenzlauer Berg. Das Paar bekam zwei Kinder. Käthe Kollwitz nahm erfolgreich an der Großen Berliner Kunstausstellung teil. Max Liebermann war von ihren Werken so beeindruckt, dass er sie für die kleine goldene Medaille vorschlug. Der Kaiser war jedoch nicht bereit, einer Frau diese Auszeichnung zu verleihen. Im Ersten Weltkrieg fiel ihr Sohn Peter Kollwitz. Die Künstlerin widmete ihm die Skulptur „Trauerndes Elternpaar“, das auf der Kriegsgräberstätte Vladslo steht, wo der Sohn begraben ist. Zu dieser Zeit kam sie mit Sozialisten und Pazifisten in Berührung. Sie fühlte sich den Sozialisten zugehörig, ohne Mitglied einer Partei zu sein. Während der Nazizeit wurde ihre Kunst als „Entartete Kunst“ gebrandmarkt und nicht mehr ausgestellt. Ansonsten blieb sie unbehelligt. 1944 zog sie ins sächsische Moritzburg, wo sie fast ein Jahr später starb. In Berlin erinnert das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Fasanenstraße 24 in Charlottenburg an die Künstlerin. www.kaethe-kollwitz.de .
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