Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal August/September 2021
Mitte Juni 2021 wurde ein Stolperstein für Neddy Dzcubas in der Spinozastraße 1 nahe Breitenbachplatz verlegt. Der 1892 in Reinickendorf geborene Kürschner und Pelzhändler heiratete 1925 Margarete Deutschbein. Sie war Protestantin, er jüdischen Glaubens. Neddy Dzcubas emigrierte bereits 1933 nach einem Wirtschaftsboykott gegen Juden in die Niederlande. Margarethe und der gemeinsame Sohn Werner folgten ihm. In Amsterdam wurde er 1943 verhaftet und schließlich im Januar 1944 in Auschwitz ermordet. Margarethe und Werner Dzcubas stellten nach Kriegsende Entschädigungsanträge. Diese wurden erst nach langem Rechtsstreit im Jahr 1960 bewilligt. Die Recherche zur Biografie von Neddy Dzcubas wurde von Eckhard Rieke durchgeführt.
Auch für das Ehepaar Dr. Richard und Alice Hohenemser wurden Stolpersteine in der Havensteinstraße 26 in Lankwitz verlegt. Der blind geborene Richard Hohenemser war der Sohn eines jüdischen Bankiers. Er studierte Musikgeschichte und -wissenschaften sowie Philosophie. Von ihm stammen Aufsätze und Bücher zu Musik, philosophischen Themen, aber auch Artikel über das Blindenwesen. Im Jahr 1905 heiratete er die Engländerin Alice Salt, die aus einer Baptistenfamilie stammte. Sie schrieb Kurzgeschichten, arbeitete als Übersetzerin und soll auch Pianistin gewesen sein. Sie hatten einen Sohn Kurt, der als Flugzeugkonstrukteur arbeitete. 1931 zog das Ehepaar in die Havensteinstraße 26 in Lankwitz. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde das Leben für das Ehepaar schwerer. Versuche, nach England zu emigrieren scheiterten. Als der Verlust der Wohnung und die Deportation drohten, nahmen sich Alice und Dr. Richard Hohenemser am 8. April 1942 das Leben.
Die Verlegung war ein Kooperationsprojekt zwischen dem Netzwerk Erinnerungskultur und dem Beethoven-Gymnasium Lankwitz. Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs des Beethoven-Gymnasiums recherchierten die Biografien von Dr. Richard und Alice Hohenemser, begleitet von Dr. Christiane Scheidemann, Historikerin und Ehrenamtliche des Netzwerks Erinnerungskultur im Kirchenkreis Steglitz. Da Dr. Richard Hohenemser Musikhistoriker und Musikwissenschaftler war und das Beethoven-Gymnasium einen musischen Schwerpunkt hat, fiel die Wahl auf das Ehepaar. Zudem liegt die Havensteinstraße in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule.
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