Erschienen in Lankwitz Journal Februar/März 2018
Das letzte Jahr war erfolgreich, doch für Stiftungsgründerin Waltraud Söhnel-Jaeck ist das noch lange kein Grund, sich zurückzulehnen. Vielmehr überlegt sie, wie sie mit ihrer Stiftung auch 2018 wieder Kindern in Not ein Lächeln mehr entlocken kann.
Gelungen ist ihr das mit Berlins erster Kita für geflüchtete Kinder, die vor fast 1 1/2 Jahren in den Räumen des Mittelhofs an den Start gegangen ist. Für eine Laufzeit von fünf Jahren hat Waltraud Söhnel-Jaeck deren finanzielle Unterstützung übernommen, so dass zwei Betreuerinnen für die Tagespflege der Kinder gefunden werden konnten.
„Ein Gemeinschaftsprojekt, das dank aller Beteiligten keine unnötige Energie in endlosen Diskussionen verschwendet, sondern denen zugutekommen lässt, die es bitter nötig haben: den Kindern. Im Projekt hat jeder seinen Platz, an dem er seine Erfahrung und sein Know-how effektiv einbringt“, erklärt die Stiftungsvorsitzende. Beteiligte des Kooperationsprojektes sind neben der Stiftung das Fachreferat Familienförderung und frühkindliche Bildung des Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf sowie der Mittelhof e. V.
Projekt-Ziel ist die Förderung – explizit des Spracherwerbs – und Betreuung der Kinder, intensive Elternarbeit mit Beratung und fachgerechte Unterstützung bei der Überleitung in Kita oder Schule. Die Kinder aus geflüchteten Familien, von denen derzeit acht Jungen und Mädchen die Tagespflege-Einrichtung besuchen, sind im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Durch Erfahrungen in den Herkunftsländern und durch Flucht sind sie derart belastet, dass eine regelhafte Tagesbetreuung in einer „herkömmlichen“ Kita für sie nicht geeignet scheint.
Von den als Übergangslösung gestellten Räumen des Mittelhofes in Zehlendorf zog die kleine Kita-Gruppe vor Kurzem in zwei Räume mit Garten der Martin-Luther-Gemeinde nach Steglitz-Lichterfelde um. Leicht war es nicht, ebenbürtigen Ersatz zu finden. Die Tatsache, dass Kinder auch einmal Lärm machen, schmälerte in Steglitz-Zehlendorf als einem der „ältesten“ Bezirke deutlich das Angebot geeigneter Räumlichkeiten. Doch jetzt sind Betreuer und Kinder froh und dabei, sich einzurichten. „Noch fehlt etwas Farbe an den Wänden, fehlen Aufbewahrungsbehältnisse, und das ein oder andere geeignete Spiel muss angeschafft werden“, erklärt Betreuerin Celine Feuerstein, die seit Projektbeginn dabei ist. „Erste Hilfe“ leistete auch hier wieder einmal die Gerhard Jaeck Stiftung, indem sie eine überdimensionale Kinder-Weltkarte mit passendem Atlas und Spielebuch vorbeibrachte. Der Kita-Garten ersetzt den Spielplatz, der in der Nähe fehlt. Doch mit täglichen Spaziergängen erkunden alle das neue Umfeld und sind bereits gut Freund mit dem benachbarten Gemüsehändler und dem Kiosk geworden.
Aus Afghanistan, Syrien und dem Irak kommen die kleinen Kita-Gäste, die sich untereinander erstaunlich gut verständigen können. „Es ist klar, dass natürlich dabei auch mal Missverständnisse auftreten“, erklärt Celine, die als zweite Betreuerin an ihrer Seite Marleen Stepper weiß sowie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin. Sie unterstützt das Team an drei Tagen in der Woche und ist – so Celine – „unser großes Glück“.
Die Fluktuation ist groß, da Kita-Kinder häufig mit ihren Eltern in andere Bezirke oder Gemeinschaftsunterkünfte ziehen, die weit entfernt von der Tagesstätte liegen. „So leisten wir immer wieder neu Eingewöhnungsarbeit“, betont die Betreuerin.
Auch wenn die meisten dieser Kinder die Flucht nicht bewusst miterlebt haben, so leiden sie doch unter den Folgen und unter den engen Verhältnissen der Gemeinschaftsunterkünfte, die nur wenig Privatsphäre zulassen. Sie bekommen sehr wohl die Sorgen und Ängste ihrer älteren Familienmitglieder mit und finden kaum die Möglichkeit, sich bei Bedarf zurückzuziehen. Die Folge sind Konzentrationsschwierigkeiten, die viele dieser Kita-Kinder begleiten.
„Im Augenblick sind in der Gruppe Superhelden aus Comics, die fliegen und sich verwandeln können, das Thema, sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen“, erzählt Celine Feuerstein. Geschickt nutzt sie diese Phase, um den Kindern über Experimente Phänomene wie das Fliegen näherzubringen. So erreicht sie für kurze Zeit Konzentration innerhalb der Gruppe.
Im Sommer verlassen vier Kinder die Kita, weil sie in die Schule kommen. Dann rücken wohl deren Geschwister nach und eine neue Eingewöhnungsphase beginnt.
Kritikern, die sich eine derartige Kita-Einrichtung auch für Kinder sozial schwacher deutschstämmiger Familien wünschen, sagt Waltraud Söhnel-Jaeck: „Auch das ist eines der Ziele, weshalb ich mit meiner Stiftung dieses Projekt unterstütze und es mit meinen Vorstandskollegen als Pilotprojekt bezeichne: Aus den Erfahrungen abgeleitet, könnte sich daraus ein weiteres Projekt entwickeln, das auf die Problematik sozial schwach gestellter Kinder zugeschnitten ist.“
Neben dem Kita-Projekt unterstützt die Stiftung übrigens seit Jahren Kinder aus dem Bezirk, die aus sozial schwachen und in Not geratenen Familien oder krank sind. Sie förderte bereits Projekte wie die Babywiege oder Theaterproduktionen mit auf der Straße lebenden Kindern und Jugendlichen, Projekte des Museumsdorf Düppel und Erlebnispädagogische Camps verschiedener Schulen. Als Schirmherr steht dabei der ehemalige Bezirksbürgermeister Norbert Kopp hinter Stiftung und Vorstand, der bereits während seiner Amtszeit immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen hatte.
Den Blick der Öffentlichkeit auf ihre Stiftung zu lenken und sie den Menschen näherzubringen, gelingt Waltraud Söhnel-Jaeck immer wieder mit beeindruckenden Veranstaltungen:
So hatte im September 2017 die Benefiz-Lesung mit Thomas Quasthoff in Nikolassee großes Interesse gefunden und neue Gesichter im Publikum auf die Stiftung aufmerksam werden lassen. Darunter Vertreter aus dem Bezirksamt wie Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski, die Beauftragte für Menschen mit Behinderung Eileen Moritz sowie Bezirksstadtrat Frank Mückisch und Bezirksverordnetenvorsteher René Rögner-Francke.
Anerkennung im selben Monat fand die Stiftungsarbeit zum wiederholten Male auch im Golf- und Landclub Berlin-Wannsee e. V. anlässlich des vom Premiumpartner des Clubs, der Berliner Volksbank, initiierten Golfturniers. Eine Anzahl von engagierten Einzelspendern verbarg sich hinter dem symbolischen Scheck, der am Ende der Veranstaltung vom PrivateBanking-Direktor der Berliner Volksbank Axel Fiedler an die stellvertretende Stiftungsvorsitzende und den Schirmherrn übergeben wurde.
„Es tut gut zu wissen, dass sich Menschen auch während ihrer Freizeit, bei Kultur, Sport und Spiel an diejenigen erinnern, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, freut sich Stiftungsvorsitzende Söhnel-Jaeck.
Dabei wünscht sie sich für das Jahr 2018 besonders, dass Menschen aus Bezirk und Bezirksamt sie informieren, wo es für die Gerhard Jaeck Stiftung etwas zu tun gibt, hin zu „mehr Kinderlachen auf dieser Welt.“
Weitere Informationen unter www.gerhard-jaeck-stiftung.de und Telefon 0172 630 26 88.
Jacqueline Lorenz
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