Erschienen in Gazette Steglitz Februar 2017
Aus zwei mach eins – im Zuge der Bezirksfusion war ein neues Wappen gefragt, das sowohl für Steglitz als auch für Zehlendorf stand. Das neue Wappen wurde am 25. März 2003 verliehen – der schwarze Steglitzer Adler oberhalb der Zehlendorfer Kiefer auf grünem Boden, der von den Wellen eines Sees umspült wird. Die Vorgänger des heutigen Wappens haben ihre eigene Geschichte – die nicht immer einfach verlief.
Das ehemalige Dorf Zehlendorf war Anfang des 20. Jahrhunderts längst zu einer stattlichen Landgemeinde herangewachsen. Sowohl bei der Gemeindevertretung als auch bei den Bürgern regte sich ein gemeinsamer Wunsch – ein Wappen musste her. Doch als Landgemeinde war Zehlendorf gar nicht wappenfähig. Jedoch führte Oberschöneweide – ebenfalls „nur“ eine Landgemeinde – bereits ein Wappen. Wie hatten sie das gemacht? So kam es, dass eine Anfrage an Oberschöneweide gestellt wurde. Die erbetenen Unterlagen kamen auch und wurden am 7.11.1906 „mit verbindlichstem Dank ergebenst“ zurückgesendet. Über den Inhalt ist leider nichts bekannt. Doch er muss die Gemeindeväter positiv gestimmt haben, denn der Weg zum eigenen Wappen wurde weiter beschritten. Der Schöffe Dr. Breithaupt wurde beauftragt, Vorschläge vorzulegen. Diesen Auftrag erledigte er zügig. Leider fanden seine Vorschläge nur wenig Anklang. So schuf der Heraldiker Gustav Adelbert Seyler das erste Zehlendorfer Wappen. Hierzu schrieb er am 1. Mai 1907: „Ew. Hochwohlgeboren überweise ich den Entwurf eines heraldisch-guten und charakteristischen Wappens für Zehlendorf. Die Seeblätter kennzeichnen das Gewässer als See; sie müssen nach der heraldischen Proportionslehre so groß sein, wie sie sind. Der rot-weiße Balken ist das Wappen des Zisterzienserordens; er bezieht sich auf das Kloster Lehnin, welches neben dem Markgrafen in Zehlendorf begütert war. Ein adliges Geschlecht hat Zehlendorf nicht gehabt. Der grüne Baum bedingt ein Feld von ‚Metall‘ (=gelb, weiß), und der rot-weiße Schachbalken bedingt ‚gelb‘ als Unterlage. Eine Vermehrung der Farben über das Maß des Notwendigen hinaus ist in der Heraldik verpönt. Es sind daher die Nebenfiguren ‚rot‘ tingiert. Die Sterne sind eine in das Landschaftliche (soweit man in der Heraldik vom ‚Landschaftlichen’ sprechen kann) gut passende Füllfigur, die nach der gegebenen Norm rot sein muß“ (Quelle: Fritz Sotscheck „Zur Geschichte des Zehlendorfer Wappens“ Zehlendorfer Chronik 1/76, Volkshochschule Zehlendorf).
So kam Zehlendorf zu seinem Wappen, das vom Landrat für den Kreis Teltow genehmigt wurde. Im Jahr 1956 wurde das Wappen des nun in Berlin (West) liegenden Bezirks verändert. Eine Mauerkrone mit Berliner Wappen, die alle Bezirke bekamen, wurde hinzugefügt, die Eiche und das Wasser stilisiert und die Sterne verschwanden.
Steglitz hatte es leichter als Zehlendorf – es war zwar auch eine Landgemeinde, bekam das Wappen aber am 24. Oktober 1887 per Erlass aufgrund der Gemeindegröße von 8 500 Einwohnern verliehen. Das Wappen schuf der Geheimrat und Heraldiker Maximilian Gritzner. Es zeigt in silbernem Schild zwei durchgehende Stege mit vier Scharten, darüber ein schwarzer Adlerkopf. Die Stege gehören zum Familienwappen der altmärkischen Familie von Steglitz. Der Kopf des Reichsadlers hingegen wurde zu Ehren des Kaisers Wilhelm I. hinzugefügt, auf dessen Erlass hin das Wappen verliehen wurde. Dem Steglitzer Wappen wurde 1956 ebenfalls die Mauerkrone hinzugefügt, sonst blieb es unverändert. Bei der Bezirksfusion verschwanden die Stege und der Adler ist nun auf gelbem Grund zu sehen.
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